ARZ-Serie „Aus dem gleichen Holz“ (6): Armin und Dietmar Stiefel

Wenn der „kleine Bruder“ 1,93 Meter misst ...

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18. August 2020

(Bild 1/2) Armin (links) und Dietmar Stiefel arbeiten in völlig unterschiedlichen Positionen für die Stadt Achern. ©Andreas Cibis

ARZ-Serie „Aus dem gleichen Holz“ (6): Armin und Dietmar Stiefel kommen aus einer handwerklich begabten Önsbacher Familie. Der „kleine“ Bruder misst 1,93 Meter.

 Es muss schon eine ganz besondere Familie sein, in der der kleine Bruder 1,93 Meter misst, der mittlere zwei Meter groß ist und die respektvoll als „große Schwester“ bezeichnete Älteste des Geschwistertrios nicht mal 160 Zentimeter aufweist. Nicht nur der ganz eigene Umgang mit den Größenverhältnissen zeugt von dem trockenen, aber herzhaften Humor, mit dem im Hause Stiefel umgegangen wird.

Apropos Haus: Aufgewachsen sind die Geschwister in Önsbach, wo nun der „kleine“ Armin Stiefel mit seiner Frau und seiner Mutter lebt. Die 65-jährige Schwester Ulrike wohnt in Mösbach, Bruder Dietmar Stiefel in Bühl.

An die Zeiten, als der heutige Acherner Bürgermeister noch keinen kleinen Bruder hatte, kann er sich kaum erinnern. Dabei war Armin Stiefel ein Nachzügler. Konflikte gab es, so versichern die beiden Brüder, eher selten. Dazu war wohl der Altersunterschied zu groß, Interessenskollisionen waren eher rar. Die Übergabe der Lego-Sammlung an den kleinen Bruder erfolgte problemlos, erinnern sie sich. Dietmar Stiefel hatte da bereits andere Interessen. Auch wurde er nicht dazu auserkoren, den kleinen Bruder beaufsichtigen und damit in der Pubertät etwas verpassen zu müssen.

Nicht ins Freibad

Verpasst haben beide hingegen so manchen Freibadbesuch. Denn während die Freunde und Klassenkameraden im Sommer im frischen Nass planschen konnten, mussten die beiden Brüder oft im landwirtschaftlichen Nebenerwerbsbetrieb ihrer Eltern bei der Erdbeer- oder Kartoffelernte anpacken. Begeisterung kam da bei den Brüdern selten auf. Möglicherweise wurde aber hier der Grundstein gelegt für den familiären Zusammenhalt und die gegenseitige Bereitschaft, anzupacken, wenn Hilfe benötigt wird. Armin Stiefel, der in seiner Jugend sich so manche Mark in der Obstsammelstelle verdiente, war schon immer mehr der Handwerkliche. Das Gymnasium beendete er nach der Mittleren Reife, weil er unbedingt eine Lehre beginnen wollte. Dabei nutzte er die Beziehungen, die sein Vater als Postbus-Fahrer hatte, und wurde Fernmelder bei der Post, später dann bei der Telekom. Bruder Dietmar strebte nach der Bundeswehrzeit die Verwaltungslaufbahn an und landete letztendlich bei der Acherner Stadtverwaltung. 

Was das Anpacken anbelangt, so gibt es natürlich als Hauseigentümer immer etwas zu tun und da ist Dietmar Stiefel froh, wenn der jüngere Bruder mit seinem handwerklichen Geschick und den Kenntnissen in Sachen Elektrik helfen kann. „Dafür ist der Dietmar auch mal bei mir auf dem Dach gesessen“, merkt Armin Stiefel schmunzelnd an und verweist auf die durchaus auch vorhandenen handwerklichen Fähigkeiten seines Bruders.

Ausrangierter Käfer

Das Handwerk, so meinen die beiden Stiefels, liegt in der Familie. Denn schließlich war der Vater nicht nur Busfahrer, sondern auch Kfz-Mechaniker. Das erste Auto von Dietmar Stiefel war ein ausrangierter VW Käfer der Post. Das gelbe Fahrzeug wurde von Vater Stiefel verkehrsgerecht zusammengebastelt. Das Auto war so gelb, dass die Leute wohl die Briefe hineingeworfen hätten, wäre das Autofenster offen geblieben, scherzt Armin Stiefel.

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So sehr sich die beruflichen Wege trennten, so sehr blieb gleichzeitig der Kontakt erhalten. 

Nicht nur bei Familienfeiern traf man sich, sondern auch die Familien samt Kinder pflegten und pflegen einen guten Kontakt und stehen sich in guten und schlechten Zeiten bei. So mancher Schicksalsschlag musste gemeinsam bewältigt werden.

Inzwischen arbeiten die beiden Brüder für den gleichen Arbeitgeber, die Stadt Achern. Ein Zufall? Ja, betonen die Brüder. Armin Stiefel musste sich ab 2009 aus gesundheitlichen Gründen beruflich neu orientieren. Damals hatte die Stadt Achern eine Hausmeisterstelle ausgeschrieben, auf die sich Armin Stiefel bewarb. Er wurde angenommen.

Auch wenn der mittlere dem jüngeren Bruder rein theoretisch Anweisungen geben könnte, so haben die beiden beruflich wenig miteinander zu tun. Wie schon in ihrer Kindheit gibt es hier keine Interessenskollisionen und damit auch keine Konflikte. 

Streit gibt es zudem nicht, wenn sich Dietmar und Armin Stiefel über Politik unterhalten. Zwar war der Onkel der beiden Landtagsabgeordneter, denn der inzwischen verstorbene Felix Hodapp war der Bruder der Mutter. Doch Politik spielte in der Familie an sich weniger eine Rolle. Dass Armin Stiefel für die ÖBL für den Ortschaftsrat kandidierte und auch gewählt wurde, lag daran, dass er von Gerold Weber wegen einer Kandidatur angesprochen wurde.

Auch verwechselt

Obwohl die Brüder einfach zu unterscheiden sind, gibt es Verwechslungen. „Ich werde öfters mit Dietmar angesprochen“, so der Hausmeister der Acherner Stadtverwaltung. Unterschiedlich waren die Interessen schon während der Jugend. Dietmar betätigte sich als Leichtathlet, Armin begeisterte sich für die Feuerwehr. Aber musikalisch ließ sich Armin Stiefel von dem größeren Bruder beeinflussen, dessen Pink-Floyd-Klänge aus dem Zimmer rüberschallten und auch dem jüngsten Familienspross gefielen.

Vor vielen Jahren, erinnert sich Dietmar Stiefel, wurde seine Frau gefragt, ob sie wisse, dass ihr Mann in Gamshurst eine Freundin habe. Die Ehe der Stiefels überstand dieses Missverständnis, denn schnell konnte geklärt werden, dass nicht Dietmar, sondern Armin eine Freundin in Gamshurst hatte. Keine Verwechslung lag hingegen vor, als einst Dietmar Stiefel in der Discothek im Scheck-In (jetzt Kochfabrik) nach seinem Bruder schaute. „Wollen Sie Ihren Sohn abholen?“, wurde er gefragt.

Übrigens, auch wenn Dietmar Stiefel seinen Bruder um sieben Zentimeter überragt, über neun Jahre älter ist und auch länger bei der Acherner Stadtverwaltung angestellt ist, in einer Beziehung hat Armin auf jeden Fall die Nase oder genauer gesagt den großen Zeh vorne. Bei der Stiefel- beziehungsweise Schuhgröße benötigt der kleinere Bruder die Nummer 47, während Dietmar Stiefel mit der Größe 46 zurechtkommt.

Zur Person

Dietmar und Armin Stiefel

Dietmar Stiefel (61) und Armin Stiefel (52) stammen aus Önsbach. Ihr kürzlich verstorbener Vater war Fahrer von Post- und Bahnbussen und für die Fahrgäste zwischen Achern und Mummelsee eine Institution.

Dietmar Stiefel schlug nach der Bundeswehr die Verwaltungslaufbahn ein und begann die Ausbildung zum gehobenen Dienst, war bei der Stadtverwaltung Achern und beim Landratsamt tätig und besuchte die Fachhochschule in Kehl. Von 1983 bis 1991 arbeitet er bei der Stadtverwaltung Bühl, wo er seine Frau Angelika kennenlernte. Seit 1991 ist er wieder bei der Stadtverwaltung Achern tätig. Bis 2009 war er Leiter des Baurechtsamts. 2009 wurde er dann als Bürgermeister zum Nachfolger von Arno Haiss gewählt. 2017 wurde er im Amt bestätigt.

Armin Stiefel ließ sich nach der Mittleren Reife zum Fernmelder bei der Post (später Telekom) ausbilden. 2007 wechselte er zur Firma Gerold Weber nach Mösbach, 2009 wurde er Hausmeister bei der Stadt Achern. Armin Stiefel ist Ortschaftsrat in Önsbach und war bei der Wahl 2019 Stimmenkönig in ­Önsbach. aci

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