Wegfall des Bestandsschutzes für künftige Klasse 9

Warum die Werkrealschüler aus Sasbach verärgert sind

Roland Spether
Lesezeit 3 Minuten
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15. Mai 2019

Keine Demonstration, sondern ein deutliches Zeichen für den Standort Sasbach und die Werkrealschule wollten Schüler und Lehrer mit ihrer Aktion im Gemeinderat setzen. ©Roland Spether

»Wir demonstrieren nicht, wir wollen hier im Gemeinderat ein Zeichen setzen«. Das war eine klare Ansage des Achtklässlers Salim Belghiat, der mit Mitschülern aus der Werkrealschule Oberachern/Sasbach im Ratssaal stand und ein Plakat in Händen hielt mit dem Aufschrift: »Kein Bock auf Oberachern«. 

Andere Schüler hielten den Gemeinderäten und Bürgermeister Gregor Bühler bei der Sitzung am Montag Plakate entgegen mit Aussagen wie »Wir wollen unsere Rechte«, »Wir wollen unsere Freunde nicht verlieren« und »Sasbach ist Schulheimat«, denn der vor drei Jahren zugesagte »Bestandsschutz« soll nicht mehr gelten und die jetzigen Achtklässler sollen im neuen Schuljahr (Prüfungsjahr) nach Oberachern. 

Der Bürgermeister begrüßte die Schüler, Eltern und Besucher per Handschlag und ließ den Tagesordnungspunkt »Fragen und Anregungen an den Gemeinderat und die Verwaltung« über eine Stunde laufen. Dabei entwickelte sich in bester demokratischer Manier eine kontroverse, kritische, offene und faire Debatte, bei der Schüler, Eltern und Gemeinderäte ihre Meinung zur aktuellen Situation und zur Zukunft der gemeinsamen Werkrealschule darlegten. 

Hoher Stellenwert

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Es wurde aus den Beiträgen des Bürgermeisters und vieler Gemeinderäte unisono deutlich, dass die Gemeinde gegenüber der Bildungspolitik im Land, der Einrichtung neuer Schulformen oder der Aufhebung der Grundschulempfehlung nichts ausrichten kann, auch nichts dagegen, für welche Schule sich Eltern und deren Kinder entscheiden. Deshalb wurde von Gregor Bühler, Wolfgang Hetzel, Ambros Bühler, Arnold Ringwald und anderen Räten übereinstimmend dafür appelliert, dass der anerkannt hohe Stellenwert des Schulstandortes Sasbach noch stärker in die Öffentlichkeit getragen werden muss und die Eltern motiviert werden sollen, ihre Kinder in der hiesigen Schule anzumelden. Deutlich machte der Bürgermeister, dass er in der letzten Sitzung auf Anfrage eine Bürgers nach den aktuellen Anmeldezahlen gefragt wurde, die nach Rücksprache mit dem Schulamt bei neun Schülern und »mit Abwanderungstendenz« liegen. 

Zu wenig Transparenz

»Weshalb haben sich die Gemeinderäte gegen den Standort Sasbach entschieden«, so der Sprecher der Eltern, Michael Bergmann. Er äußerte wie weitere Eltern und Schüler heftige Kritik daran, dass die aktuellen Achtklässler in der 9. Klasse nach Oberachern wechseln und dort ihre Abschlussprüfung machen sollen. Auch andere Eltern kritisierten, dass von Oberachern zu wenig Transparenz komme, keine intensive Werbung für die Werkrealschule gemacht werde und es in der Öffentlichkeit keine klaren Aussagen gebe. »Die Unsicherheit nach außen ist der Tod der Werkrealschule«, so ein Bürger, während eine Bürgerin meinte, dass die Kinder jetzt das Versagen der Schulleitung und die fehlenden Lehrer »ausbaden« müssten.  »Wenn wir die Anmeldezahlen nicht erreichen, ist die Schule weg«, so Wolfgang Hetzel. »Die Schule überlebt nur, wenn wir sie gemeinsam machen«, meinte Ambros Bühler und Bernhard Wölfle betonte: »Wir müssen mit diesem Kompromiss leben, um den Standort zu erhalten«.  

Hintergrund

Diskussion um Werkrealschule

Bereits 2009 wurde in den Gemeinden Sasbach, Lauf und Ottersweier über die Sicherung ihrer Hauptschulstandorte sowie einer »gemeinsamen Werkrealschule« nachgedacht. 

Die Sophie-von-Harder-Schule wurde dann als Werk­realschule anerkannt, doch bereits am 1. Dezember 2014 hatte die Leitende Schulamtsdirektorin Gabriele Weinrich der Schule schriftlich mitgeteilt,  was die erstmalige Unterschreitung der Mindestzahl von 16 Schülern in der Eingangsklasse (5. Klasse) für Konsequenzen haben werde. Es kam daraufhin zu einer »Dialog- und Beteiligungsrunde« mit den Gemeinden von Ottersweier und Lauf bis Renchen, von Achern über Kappelrodeck bis Seebach, aus der dann nach einem langen Beratungsprozess zum Schuljahr 2016/17 die Fusion der Werkrealschulen Oberachern und Sasbach hervorging. Die neue Werkrealschule mit Stammschule in Oberachern und der Außenstelle in Sasbach wurde zum Schuljahr 2016/17 eingerichtet. In Sasbach sollten neben der Grundschule nur die Klassen 5, 6 und 7 und in Oberachern die Klassen 8 und 9 unterrichtet werden. Begonnen wurde im Schuljahr 2016/2017 mit der neuen Klasse 5 an der Außenstelle in Sasbach. 

»Die an beiden bisherigen Schulstandorten Oberachern und Sasbach noch vorhandenen Klassen 6 bis 9 genießen Bestandsschutz und werden am jeweiligen Standort auslaufend weitergeführt«, so die Vereinbarung.

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