Wie Achern die Corona-Krise bewältigen will
Das Thema „Raus aus der Coronazeit – Wege zur Normalität in der Gesellschaft“ brennt auf den Nägeln. Vier Redner, beleuchteten es im Innenhof der Illenau-Werkstätten aus Acherner Sicht. Der vom CDU-Stadtverband ergangenen Einladung zum Bürgerdialog folgten rund 70 Männer und Frauen.
Der CDU-Fraktionsvorsitzende Karl Früh moderierte die dreistündige Veranstaltung und hielt den ersten Impulsvortrag mit dem Titel: „Rekordinvestitionen zwischen Lammbrücke und Nordtangente für eine attraktive Innenstadt trotz Pandemie“. Trotz der „anfänglichen Sorge, dass die Stadtentwicklung durch die Pandemie zum Stillstand kommt, hat uns Corana nicht bremsen können“, bilanzierte Früh. Zur Vielzahl der genannten Projekte gehören zum Beispiel das Kultur-und Tagungszentrum in der Illenau mit 350 Plätzen sowie die Planung der Nordtangente zur Entlastung des innerstädtischen Verkehrs. Die rege Bautätigkeit der Stadt sieht Früh als „Signal an die Bevölkerung, den Kopf nicht in den Sand zu stecken und Corona zu trotzen“.
Dominik Fehringer, Geschäftsführer der Wirtschaftsregion Ortenau, skizzierte in seinem Vortrag Lösungsansätze für den Einzelhandel in Krisenzeiten. Oliver Samwers These „Geschäfte sind Mittelalter. Sie wurden nur gebaut, weil es kein Internet gab“, nutzte Fehringer als schmerzhaften Einstieg ins Thema. Fast alle Branchen des Einzelhandels seien durch den massiven Umsatzzuwachs des Onlinehandel ins Hintertreffen geraten. Als neuester Trend aus China stehe das „Live-Stream-Shopping“ in den Startlöchern. So habe damit eine chinesischen Firma innerhalb von fünf Minuten 500 000 Lippenstifte über „Tik Tok“ verkauft. 2020 konnte Amazon allein im Textilbereich einen 40-prozentigen Zuwachs erzielen. Vom rasanten Anstieg wurde noch nicht einmal der Lebensmittelbereich verschont, so „sei es anscheinend für viele Verbraucher bequemer, sich die Getränkekisten vom Postboten bis zur Haustür tragen zu lassen“. Dagegen sei das Sortiment des lokalen Handels kaum im Internet präsent. Häufig fehle die digitale Kompetenz und das notwendige Werbebudget. Dazu hemmt eine hohe Ladenmiete. Um die Innenstadt vor dem Aussterben zu retten, hofft Fehringer auf eine konzertierte Aktion des Einzelhandels in Verbindung mit städtischen Aktivitäten. Die Wirtschaftsregion Ortenau (WRO) setze zur Zeit auf die Zusammenarbeit mit Ebay. Beim online gegangenen Online-Marktplatz für die Ortenau (www.ebay-deine-stadt.de/ortenau) sind bisher 800 Händler dabei. Fehringers Fazit: „Handeln muss der Händler selber“.
Muttach: ein „Charaktertest“
Oberbürgermeister Klaus Muttach sieht Corona als „Charaktertest“. Er gedachte der Opfer der Pandemie, die so manchen Bürger aus dem Leben gerissen habe. Den psychisch Belasteten beizustehen, sei eine „Aufgabe die vor uns liegt“. Die lokale Wirtschaft sei gut durch die Krise gekommen. Als zentrale Aufgabe sieht Muttach die Belebung des Gastronomie und des Einzelhandels sowie das „Hochfahren der Vereinsarbeit“.
Julius Geier ergriff „stellvertretend für die junge Generation“ das Wort. Er betrachtet die Bautätigkeit der IT-Firma Powercloud auf den Illenauwiesen als „gute Chance, junge engagierte Menschen anzuziehen“. Allein die Zusammenarbeit von Politik, Einzelhandel und Wirtschaft könne das für den Umweltschutz nötige Geld erwirtschaften, denkt Geier. Die anschließend Diskussion förderte keine neuen Aspekte zu Tage.