Wie ein Rheinauer Veranstaltungstechniker die Corona-Krise meistert
Rund 15 Monate nach Beginn der Corona-Pandemie zieht Maik Förster, Inhaber des Rheinauer Veranstaltungstechnik-Unternehmens Stage Concept in einer Pressemitteilung eine positive Bilanz: „Ich bin wieder ein Start-up. Und es macht echt Spaß!“
Grund: Der Rheinauer Unternehmer hat sich neu erfunden und setzt mit „Stage Streaming“ jetzt auf Live-Streams und andere digitale Events, die in den eigens dafür gebauten Studios produziert werden. Und das, wie die Firma mitteilt, mit großem Erfolg: Für 2021 seien rund 100 digitale Veranstaltungen mit einem Umsatz von einer Million Euro geplant.
„Man baut wieder etwas auf, ist aber viel erfahrener und entspannter als früher. Wir fangen wieder von vorn an – und ich glaube, es wird gut!“, sagt Förster.
Stage Concept war nach eigenen Angaben jahrelang eines der erfolgreichsten deutschen Unternehmen für Events und Veranstaltungstechnik, war unter anderem für die Veranstaltungstechnik beim Champions-League-Finale zuständig und zählte große Unternehmen wie Burda, Edeka, Herrenknecht und Porsche zu seinen Kunden. Vor Corona seien jährlich rund 750 Veranstaltungen realisiert worden. Stattdessen wurden in den zurückliegenden Monaten Webinare gestreamt und ein 300 Quadratmeter großes Studio gebaut, in dem das millionenschwere hauseigene Equipment weiter nutzen zu können. Der erste Stream ging Stage Concept zufolge am 11. Mai 2020 online. Im Laufe der nächsten Monate installierte Förster nach eigenen Angaben Technik für rund 550 000 Euro, darunter vier hochwertige Kameras und diverse Videoscreens. Bei der Wahl der Streaming-Software entschied sich Stage Concept für den aus London stammenden neuen Anbieter Hop In. Nach einer weiteren Investition von 150 000 Euro fiel im Februar dieses Jahres dann der Startschuss für das zweite, 40 Quadratmeter großes „Stage Streaming“-Studio. „Wir haben viel gelernt“, sagt Förster. „Ein guter Live-Stream ist eben doch anspruchsvoller als ein klassisches Industrie-Event. Du siehst am Schirm, ob es Event- oder Broadcast-Equipment ist.“ Mittlerweile seien Kunden wie der Badische Weinbauverband, die Volksbank, Christian Funk und seine E-Optimum AG, die Badischen Stahlwerke oder die Sparkasse in den Studios gewesen.
5000 Euro Studio-Miete
Bis zu 5000 Euro verlangt Stage Concept pro Tag als Studiomiete, um Kongresse, Präsentationen oder andere Events per Live-Stream übertragen zu lassen. Das sei Förster zufolge weniger Geld, als es kosten würde, das Equipment zu transportieren und es an anderer Stelle aufzubauen. Er sei sich deshalb sicher, dass sein Geschäftsmodell trotz sinkender Infektionszahlen langfristig Bestand haben werde und denke bereits über den Bau eines dritten Studios nach.
„Hybrid wird das neue Live“, sagt Förster. „Kongresse, Tagungen, Seminare oder Produktvorstellungen: Bei Business-Veranstaltungen hat das Digitale viele Vorteile. Mit vielen Inhalten erreichst du per Live-Stream doppelt so viele Menschen, und wenn du den Stream auch noch öffentlich ins Netz stellt, wirkt das wie ein Reichweiten-Boost.“
Mit Blick auf die Zeit nach Corona fügt er noch hinzu: „Es wird nicht mehr so, wie es mal war. Es wird anders. Auch gut. Aber anders.“
Wie Stage Concept die Krise erlebte
12. Februar 2020: Stage Concept setzt den 80. Geburtstag von Hubert Burda mit 1000 Gästen in Szene. „Social Distancing“ ist noch ein Fremdwort.
14. Februar 2020: In Amsterdam trifft sich die Branche zur Fachmesse ISE. Aber die Chinesen kommen nicht. Wegen Corona?
17. März 2020: Versammlungsverbote: Auf einmal hagelt es Verschiebungen.
20. März 2020: Hotels machen dicht, das Fernsehen stoppt seine Produktionen. Im April geht deshalb der Stage-Concept-Umsatz von üblicherweise 250 000 Euro auf Null.
1. April 2020: Das erste Stage-Concept-Team-Meeting via Zoom. Die Mitarbeiter sind in Kurzarbeit.
15. April 2020: Erstmals macht sich Stage Concept über Webinare als Einkommensquelle Gedanken.
27. April 2020: Beim Ortenauer Marketing-Club trifft Maik Förster mit seiner Streaming-Idee auf offene Ohren.
11. Mai 2020: Der erste Stream aus einem neu gebauten Studio geht online.
26. Mai 2020: Stream für den Neumühler Wohnwagen-Hersteller Bürstner.
29. Juni 2020: Die erste Hybrid-Veranstaltung nach Pandemie-Regeln. Marc Marshall singt, Gerhard Volk kocht. 20 Gäste sind vor Ort, per Live-Stream werden 8000 Fans an den Bildschirmen erreicht.
2. November 2020: Nach Wochen sinkender Inzidenzen ist Corona zurück. Die Nachfrage nach Livestreams wächst. Erste Überlegungen für ein zweites Studio reifen.
8. Februar 2021: Startschuss für den Bau des zweiten Studios.
17. März 2021: Ein Jahr Corona. Von einst 20 Mitarbeitern sind noch 12 übrig geblieben.