Wie Oberkirch und Haverfordwest zueinander fanden
Vor 30 Jahren entstanden die ersten zarten Triebe einer Freundschaft: Die walisische Tanzgruppe »Glencleddau Dancers« aus Haverfordwest machte im Sommer 1987 Stopp in Oberkirch. Es war die Geburtsstunde einer Städtepartnerschaft, bei der der Zufall mithalf.
Ende der 80er Jahre war Oberkirch auf der Suche nach einer britischen Partnerstadt, die vor allem auch Schüleraustausche ermöglichen sollte. Etliche Städte waren schon unter die Lupe genommen worden: Zum Teil gab es in den dortigen Schulen keinen Deutschunterricht, zum Teil passte die Struktur nicht optimal. Da half der Zufall.
Die Haverfordwester Volkstanzgruppe »Glencleddau Dancers« machte auf einer Fahrt durch den Süden Deutschlands Halt in Oberkirch. Durch Vermittlung des damaligen Bürgermeisters Willi Stächele und Hauptamtsleiters Hermann Josef Müller fanden sie im Pfadfinderhaus Unterkunft. Pfadfinderchef Klaus Apelt und seine Frau Bruni luden die beiden Leiter der Gruppe aus Wales, die Lehrer Morwel und Bev Palmer, zu sich nach Hause ein – es war der Beginn einer wunderbaren Freundschaft, die immer noch anhält, gegenseitige Besuche und gemeinsame Urlaube einschließt.
Im Jahr darauf, 1988, reiste der Oberkircher Stamm der Pfadfinder nach Haverfordwest. Bei ihrer Ankunft wurden die Renchtäler mit einem großen Begrüßungsbahnhof mit allen Würdenträgern der Stadt überrascht. Sie schlugen ihre Zelte bei Newgale, an einem der schönsten walisischen Küstenabschnitte, auf und erwanderte drei Wochen lang 150 Kilometer der Küstenlandschaft. Beide Seiten schwärmten von der so unterschiedlichen Landschaft und der gleichen Herzlichkeit der Bewohner.
Der enge Kontakt zwischen dem Haverfordwester »Male Voice Choir« und der Oberkircher Stadtkapelle und regelmäßige Schüleraustausche mit Deutsch unterrichtenden Gesamtschulen führten 1989 zu einer wunderbar funktionierenden Städtepartnerschaft.
Schüleraustausche gibt es inzwischen nicht mehr – kaum eine Schule in Großbritannien unterrichtet noch Deutsch, in Wales ist inzwischen Walisisch »erste Fremdsprache« geworden. Trotzdem funktioniert die Partnerschaft auf vielen Ebenen, zum Beispiel mit der Stadtkapelle und auf privaten Basis.
Zum Weinfest kommen wieder rund 40 Personen nach Oberkirch, vom Bürgermeister bis zu Jugendlichen, deren Reise vom Twinning Committee gesponsert wird, um die Partnerschaft auch in der nächsten Generation zu verankern. Seit der letztjährigen Bürgerfahrt nach Haverfordwest ist auch dort die Neigung gestiegen, privat in Oberkirch zu wohnen. So haben etliche walisische Besucher ihre Unterkunft direkt über ihre Oberkircher Freunde organsiert.