Wie sich das Niedrigwasser in Rench und Mühlbach auswirkt
Die anhaltende Trockenheit und der Bachabschlag sorgten in den zurückliegenden fünf Wochen für einen ungewöhnlich niedrigen Wasserstand des Oberkircher Mühlbachs. Der großen Fischpopulation hat das aber nicht geschadet – im Gegenteil.
Es sind Werte, die Franz-Josef Huber in seiner langen Zeit als Vorsitzender des Angelsportvereins Lautenbach und als Fischereibeauftragter der Papierfabrik Koehler so noch nicht kannte: 300 Liter pro Sekunde flössen derzeit in der Rench, vor ein paar Wochen seien es gar nur 260 Liter gewesen – ein Negativrekord. »So extrem war es noch nie«, blickt Huber zurück.
In die Zeit der extremen Trockenheit fiel auch der Bachabschlag des Oberkircher Mühlbachs, der von der Rench gespeist wird. Durch zwei Rohre wurden vom 16. September bis gestern 100 Liter Wasser pro Sekunde in den Mühlbach geleitet – doppelt so viel wie noch vor Jahren, aber dennoch so wenig, dass der Pegel des Mühlbachs bis auf teilweise wenige Zentimeter sank.
Der Fischpopulation, die laut Huber nur noch aus Döbeln und Barben besteht, habe das Niedrigwasser nicht geschadet. Sie hätten sich an tiefen Stellen gesammelt. »Wir haben keine toten Fische gefunden«, bilanziert der Fischereiaufseher. Im Gegenteil: Die Barben hätten sich durch das warme Wasser geradezu explosionsartig vermehrt. Die Forelle hingegen komme im Mühlbach inzwischen gar nicht mehr und in der Rench nur noch sehr selten vor, erklärt Huber. Für sie sei das sauerstoffarme und in den Sommermonaten zu warme Wasser des Mühlbachs nicht mehr geeignet.
Die an die veränderten Bedingungen angepassten Fischarten hätten indes wenig zu befürchten. Das Fleisch der Barben sei zwar gut, allerdings habe sie sehr viele Gräten, weshalb sie für Angler unattraktiv sei, erklärt der Angelsportvereinsvorsitzende. Und für den Fischreiher biete der Mühlbach wenig geeignete Plätze, um auf Jagd zu gehen. Der Rench, fürchtet Franz-Josef Huber, könnte es bald ähnlich ergehen wie der Dreisam. Diese sei infolge häufigen Niedrigwassers inzwischen so gut wie ohne Fische.
Geringer Stromertrag
Der niedrige Pegel der Rench treibt auch Helmut Lehmann Sorgenfalten auf die Stirn. Seit 2012 betreibt er das Wasserkraftwerk »Rosensäge« bei Ramsbach. 300 Haushalte soll die 1,8 Millionen Euro teure Anlage rein rechnerisch mit Strom versorgen. In diesem Jahr werde dieses Ziel allerdings weit verfehlt, wie Lehmann im Gespräch mit der ARZ erklärt. »Was ich von Juni bis Ende September an Strom erzeugt habe, erzeuge ich normalerweise an zwei Tagen.« Lediglich ein paar Stunden sei das Wasserkraftwerk in dieser Zeit in Betrieb gewesen. Aufs Jahr hochgerechnet dürfte der Ausfall bei 40 Prozent liegen, prognostiziert Lehmann. Im ersten Halbjahr sei der Stromertrag gut gewesen.
Nur wenn die Rench mehr als 360 Liter pro Sekunde führt, dürfe er Wasser in den Kanal für die 120 beziehungsweise 160 Kilowatt leistenden Turbinen des Kraftwerks abzweigen. Das sei die Mindestmenge, die für den Betrieb der Fischtreppe und um die Ökologie nicht zu gefährden, in der Rench verbleiben müsse.