Wildhege hilft bei der Baumpflege
»Wald- und Wildbewirtschaftung – was hat das eine mit dem anderen zu tun?« Dieser Frage nach ging der Gemeinderat Oppenau bei seinem Waldbegang. Dabei kam schnell die Erkenntnis, dass das eine ohne das andere nicht geht.
Geleitet wurde die Exkursion von Revierleiter Lukas Ruf und Christoph Rexter, dem beim Amt für Waldwirtschaft in Offenburg für den Oppenauer Stadtwald zuständigen Mitarbeiter.
Vom Parkplatz Roßbühl an der L92 gings hinaus in das Distrikt Wernest auf dem Buchkopf in Maisach, alles in Höhenlage von gut 950 Metern. Das Gebiet ist Teil des sich zwischen Schliffkopf und Alexanderschanze unzerschnitten durchziehenden und dadurch ruhigen Waldgebietes. Damit ist das der natürliche Lebensraum von Reh- und Rotwild. Im Gegensatz zum Rehwild ist das Rotwild immer noch eher sporadisch anzutreffen, allerdings mit etwas ansteigender Tendenz.
Leibspeisen
Der große Unterschied zwischen den beiden Wildarten ist das Äßungsverhalten, war von den beiden Forstexperten zu hören. Während das Rotwild schwere Dinge wie hölzerne Pflanzen verdauen kann ist das Rehwild ein Konzentratselektierer, seine Leibspeise sind frische Teile wie die Gipfelknospen von heranwachsenden Tannen. Und da kommt die Waldbewirtschaftung mit ins Spiel. Im Oppenauer Stadtwald ist erklärtes Ziel von Eigentümer und Forst der Berg- Mischwald, also neben der Fichte auch mindestens 30 Prozent die Weißtanne im Bestand zu haben. Das ist auch in der Forsteinrichtung verankert. »Die Weißtanne passt zu uns, ist die Charakterbaumart«, so Lukas Ruf. Fichte und Tanne, beides sind die Erlösträger, ergänzt dann noch um die Douglasie. »Vogelbeere, Birke und Weichlaubhölzer haben wirtschaftlich keine Bedeutung, sind aber eine notwendige Bereicherung«, ergänzte der Oppenauer Revierleiter.
Lukas Ruf demonstrierte was passiert, wenn das Reh die Baumkronen der jungen Weißtanne äßt: »Ist die Gipfelkrone weg kommt der Baum ein Jahr ins Hintertreffen, verliert cirka zwanzig bis dreißig Zentimeter an Wachstum.« Nicht die einzelne Knospe sei das Riesenthema. Doch: »Wenn die Knospe der Weißtanne permanent weggebissen wird und das auch noch großflächig, wächst im Mischbestand die Fichte mit Riesenschritten davon und dunkelt ab, die Tanne hat keine Chance mehr.«
Naturverjüngung
Lukas Ruf und Christoph Rexter zeigten das im Gelände anschaulich auf an jungen, erst knapp einen Meter hohen Weißtannen aus der Naturverjüngung, deren Krone zwar wieder in Ordnung ist aber im Stämmchen den Verbiss aus früheren Jahren aufweisen. Die gleichaltrigen Nachbarfichten dagegen sind schon um Längen weiter im Wuchs. Ausführlich erläuterte Revierleiter Ruf den Inhalt des Forstlichen Gutachtens zum Rehwildabschuss. Jagdfläche, Baumarten, Anteile, Verjüngungsfläche, Schutzmaßnahmen, Vorbissbelastung Leittriebe, waldbauliche Verjüngungsziele, das sind einige der Parameter. »Eine Erhebung wie sich die Bäume entwickeln«, so Lukas Ruf.
»Die Jäger, im Oppenauer Stadtwald zu hundert Prozent einheimische, bekommen dieses Gutachten ausgehändigt«, informierte der Revierleiter. Daraus könnten nun Schlüsse gezogen werden bezüglich der Jagdintensität, wie auf dem Stand belassen, erhöhen oder auch deutlich erhöhen.
Ruf brach eine Lanze für den persönlichen Draht: “Alles funktioniert am besten über das offene Gespräch.« Als Jäger unterstrichen das auch die beiden Ortsvorsteher Hubert Treyer und Martin Springmann mehrfach in vollem Umfang. Ziel des Waldbesitzers sei mit dem Wald zu wirtschaften, beim Jäger gehe mit dem Recht zum Jagen auch die Pflicht einher, dafür zu sorgen, dass die waldbauliche Verjüngung möglichst schadenfrei aufwachsen könne, verdeutlichte Ruf.
Lehrreicher Nachmittag im Wald
Die Forstwirtschaftsmeister Thomas Bühler und Philipp Treyer sowie die Forstwirte Philipp Doll und Jan Neumaier zeigten das sachgerechte Pflanzen und Schützen von Douglasiensetzlingen. Bürgermeister Uwe Gaiser, Hauptamtsleiter Andreas Huber, Kämmerer Gerhard Bär und Mitglieder aus dem Gremium griffen ebenfalls beherzt zum Spaten um ihre Douglasie in den Boden zu bringen.
An dieser Stelle zollte Revierleiter seiner Mannschaft ein dickes Lob: »Das Pflanzen macht nur wenige Tage für sie, ansonsten sind sie im steilen Gelände unterwegs beim Fällen des Holzes womit die Stadt das Geld verdient.«
»Ein intensiver und lehrreicher Nachmittag«, befand Bürgermeister Uwe Gaiser bei der Abschlussbesprechung im Gasthaus »Hirsch«. Man habe sich zwar mit einem Randthema beschäftigt, »aber doch ist es etwas, was jeder Gemeinderat wissen muss«. Im großen und ganzen funktioniere alles gut. Bürgermeister Gaiser hob zudem hervor: »Unser Forstbetrieb ist hervorragend aufgestellt mit Lukas Ruf als Revierleitern und mit unseren Forstwirten.« Hu