Willy Schneider berichtet über sein Leben als Missionar in Afrika
Ottenhöfen. Seit mehr als 50 Jahren ist Willy Schneider eng mit Afrika verbunden. Nach der Versetzung in den Ruhestand 2002 gründete er in Ottenhöfen den Verein „Afrikanische-Deutsche Partnerschaft Malaika“, der in Kenia das Waisenhaus „Malaika Children’s Home“ unterhält. In seinem Buch „Tut Buße und baut ein Klo“ hat er seine vielfältigen Erfahrungen festgehalten.
Mit einer zum Titel passenden Geschichte eröffnet das Buch, das den Untertitel „Mein Leben als Missionar zwischen Schwarzwald und Schwarz-Afrika“ hat. Willy Schneider erzählt: „In der Weihnachtszeit wurden von den Angestellten in der Post von Kakamega viele Briefe einfach geöffnet und ihnen das Bargeld entnommen. Zu jener Zeit wurde im Postamt umgebaut, provisorisch entstand ein Plumpsklo und da hinein wurden die geöffneten Briefe samt Briefbögen, „die Beweise“, entsorgt.
Der Zufall half
Der Officer, der diese Vorfälle untersuchte, kam per Zufall dahinter, denn er musste während seiner Untersuchung auf besagtes Plumpsklo. Durch die heftige, natürliche Beschwerung öffnete sich unter ihm eine der Postsachen. Es war eine Musikkarte, die sofort das Lied „O du fröhliche, o du selige, gabenbringende Weihnachtszeit“ zu spielen begann. Mein Thema in der folgenden Predigt war: „Tut Buße“ als Aufruf an die Täterinnen, „Baut ein Klo“ als Appell an die Behörde.“
Es sind zahlreiche Geschichten, die Schneider in seinem Buch festgehalten hat, von Weihnachten im Slum von Nairobi über die Nahtoderfahrung nach seiner Vergiftung bis zu Lebens- und Begegnungsgeschichten. Zahlreiche Bilder vermitteln authentische Eindrücke. Das Buch ist in der zweiten, überarbeiteten und ergänzten Auflage im Novum-Verlag erschienen und auch als E-Book erhältlich (Kontakt: www.novumverlag.com).
Schneider startete 1966 von Triest mit dem Schiff nach Daressalam in Tansania. Damit begann seine Missionstätigkeit. Er wurde von dem Massai Esto Mollel herzlich empfangen, die Bekanntschaft mit Schriftsteller Aniceti Kitereza („Die Kinder der Regenmacher“) und mit Forschern auf den Gebieten Medizin und afrikanische Traditionen gaben ihm tiefe Einblicke.
In Ottenhöfen wurde er 1941 geboren, wo er im Haus Rapp aufwuchs. Der Großvater seiner Mutter war Schreiner, sein Vater war Willi Schneider, den seine Mutter, Lina Rapp, in den 30er Jahren kennenlernte und 1940 heiratete. Über seine Frau Asuna Mufwolobo-Schneider aus Kenia gelangte Willy Schneider in den Westen Afrikas nach Kenia, wo 1994 das „Malaika Children’s Home“ gegründet wurde.
Nur knapp überlebt
Schneiders Arbeit in Tansania erstreckte sich auf Erwachsenenbildung und den Aufbau von Kirchen und Schulen. Nicht immer verlief Schneiders Engagement komplikationsfrei: In Tansania wurde er nach heftigen Auseinandersetzungen 1970 mit tansanischen Medizinmännern und Zauberern vergiftet und lag vier Tage im Koma.
In seiner zweiten Abordnung kam er nach Mombasa in Kenia und leitete den Aufbau eines kirchlichen Stadtzentrums. Es wurden ein Kindergarten und eine Nähwerkstatt betrieben, Frauengruppen gebildet und Straßenkinder und Bardamen resozialisiert. Zahlreiche Projekte wurden realisiert, im Außenbereich war Schneider verantwortlich für die missionarische und entwicklungspolitische Aufbauarbeit entlang der Küste.