Witzigen Shakespeare-Klassiker in Oberkrich aufgeführt
Ein Highlight im Oberkircher Kultursommer war das Freilichtspektakel »Der Widerspenstigen Zähmung« beim Gaisbacher Schloss. Die Inszenierung von Arne Retzlaff sprudelte vor Regie-Einfällen und das Ensemble der Bruchsaler Landesbühne zeigte sich hochmotiviert.
Ein wunderschöner Sommerabend, eine Kulisse mit viel Charme und ein volles Haus gab es beim Kampf der Geschlechter im Freilichttheaterstück »Der Widerspenstigen Zähmung« am Sonntag beim Gaisbacher Schloss in Oberkirch.
Unbestritten ist die Theaterwirksamkeit von Shakespeares Komödie, die bereits Stoff für Film, Ballett und Musical bot. Regisseur Retzlaff setzte am Sonntag die Verflechtungen von Liebe und Geschäft, Sein und Schein, Berechnung und Hingabe in seiner Inszenierung lustvoll um.
Erst die Widerspenstige
Die intelligente Katharina – gespielt von Jessica Schultheis – ist eine störrische Punkerin mit wilder Haarmähne. Sie leidet unter der Bevorzugung ihrer lieblichen Schwester Bianca – gespielt von Kathrin Berg – einem intriganten, flippigen Manga-Girl. Ihre drei Verehrer lassen sich jede Mange Verkleidungen und Tücken einfallen, damit Biancas Liebesleben Schwung bekommt. Die Möglichkeit einer Heirat besteht aber erst, wenn die schwierige Schwester unter der Haube ist, wie Vater Bapista – gespielt von Hannes Höchsmann – als »Running Gag« permanent verkündet.
Schließlich kommt Wolf E. Rahls als Petruchio und er braucht Geld. Katharinas Vater hat welches. Also sind sie sich schnell handelseinig: Katharina wird verschachert und verheiratet. Das Werben des Freiers um die Widerspenstige ist als rasanter Stierkampf inszeniert. Ist es Petruchio, der die kratzbürstige Katharina mit drastischen Mitteln bändigt? Oder ist es am Ende doch die Widerspenstige, die zwar den Befehlen ihres neuen Gebieters folgt, sie aber bei weitem nicht verinnerlicht?
Katharina, die um keinen Schlagabtausch verlegen ist, und Petruchio, der Renaissance-Rocker, sind Figuren, die Schauspielern »Futter« geben. Es ist ein Spaß, dem Liebeskampf zuzusehen, wobei die Liebe über den Kampf siegt. Katharina folgt zwar Petruchios Befehlen, aber nur um einer Konvention zu genügen und die Tirade des Schulmeisters endlich abzukürzen.
Zwei besondere Diener
Die Frage von Herrschaft oder »Frauschaft« ist zweitrangig geworden, sie ist bloß Teil des amüsanten Balzrituals der Geschlechter, an dem noch viele weitere Personen beteiligt sind. So zum Beispiel die umtriebigen Diener Tranio, der von Maximilian West gespielt wird, oder Publikumsliebling Markus Hennes als leidensfähiger Grumio. Er spricht als Moderator in der Tradition des elisabethanischen Theaters über die Rampe in Richtung Publikum.
Katharina und ihr Petruchio begegnen sich schließlich auf Augenhöhe, schätzen sich und sind ein bestens harmonierendes Paar. Dafür begehrt Bianca auf und ihr frisch gebackener Ehemann hat wenig zu lachen.
Es gehörte viel Ironie und ein vor Spielfreude sprühendes Ensemble dazu, diese Botschaft so ungezwungen und leicht auf die Bühne zu bringen. Dargeboten in einer Fassung, die an Drastik, Witz und Ironie nichts zu wünschen übrig gelassen hat. Das Bühnenbild war stimmungsvoll und die Kostümen historisierend und herrlich überzogen.
Nicht zu vergessen ist der wunderbare Gitarristen Hennes Holz, der zwischendurch nicht nur eine witzige Schlagerrevue zeigte, sondern auch mit einem Solo für Gänsehautstimmung sorgte. Das Publikum bedankte sich mit langem Applaus für einen gelungenen Sommertheater-Abend.