Achern / Oberkirch

Zweiter Fachbauleiter hilft Insekten bei Umzug

Patric König
Lesezeit 3 Minuten
Jetzt Artikel teilen:
27. Januar 2006
Kleine Tiere spielen beim Bau des Hochwasser-rückhaltebeckens Erbmatt bei Nußbach eine große Rolle. Die Arbeiten am Damm können laut Landratsamt erst beginnen, wenn Ersatzlebensräume für vier seltene Insektenarten geschaffen sind. Ein Gutachter nach Willen von Umweltschützern und Stadt soll überwachen, dass beim Bau alles klappt.
Oberkirch. Der Helm-Azurjungfer, der Sumpfschrecke, dem Hellen Wiesenknopf-Ameisen-Bläuling und dem Kurzschwänzigen Bläuling steht im Sommer ein Umzug bevor. Die Feuchtwiesen-Biotope bei Nußbach, in denen die geschützten Insekten derzeit leben, würden durch die bevorstehenden Bauarbeiten am Hochwasserrückhaltebecken Erbmatt gefährdet, warnt Naturschützer Chris-toph Münch. Den Insekten drohe das Aussterben. Der Gemeinderat hatte einst für diejenige von neun Becken-Varianten votiert, die die 24a-Biotope am wenigsten beeinträchtigt (die ARZ berichtete). Die Stadt muss dennoch Ausgleichsflächen für die Biotope schaffen – am Gewässerrandstreifen des Erbbachs, dessen Flut die Senke, in der die Biotope liegen, bei Hochwasser aufnehmen soll. Dazu wird ein 4,50 Meter hoher, 290 Meter langer Damm gebaut, der Nußbach auch vor einem Hochwasser schützt, wie es nur einmal in 100 Jahren vorkommt. Doch bevor dort die Vegetation angepflanzt werden kann, die die Insekten brauchen, muss die Stadt die Streifen kaufen. Der Gemeinderat hat zwar für den Geländeerwerb fürs Becken allgemein 170 000 Euro bewilligt, doch vor den Verhandlungen braucht man laut Stadtbaumeister Peter Bercher eine doppelte Genehmigung: Das laufende Planfeststellungsverfahren beim Landratsamt muss abgeschlossen sein und das Land, das gut 1,5 Millionen der 2,2 Millionen Euro Baukos-ten (Grunderwerb inklusive) übernimmt, muss die Fördergelder bewilligen. Verfahren läuft Für Christoph Münch drängt jedoch die Zeit: Die Jungfer könne in diesem Jahr nur umziehen, wenn bis Ende März noch mit den Ausgleichsmaßnahmen begonnen wird. Andernfalls verzögere sich alles um eine Vegetationsperiode, um ein Jahr. »Man kann die Tiere nicht fangen und umsetzen«, weiß er. Werde ihr Lebensraum vor der Umsiedelung zerstört, »ist die Art weg und kommt nicht wieder.« Peter Bercher nennt Juni oder Juli als Deadline für das Projekt. Wenn bis dahin keine Zusagen da seien, könne in diesem Jahr nicht gebaut werden. Er geht davon aus, dass man an Becken und Biotopen parallel arbeiten kann. Der erste Bauabschnitt an der Herztalstraße beeinträchtige die Schmetterlinge und Libellen nicht, an den Ausgleichsmaßnahmen könne bis September gearbeitet werden. Im Planfeststellungsverfahren will das Landratsamt festhalten, dass die Ersatzflächen »fertig sein müssen«, bevor die Arbeiten am Damm selbst beginnen, teilte Pressesprecher Christian Eggersglüß auf Anfrage der ARZ mit. Wie lange das Verfahren noch dauert, konnte er nicht sagen. Es müssen noch Einsprüche von Grundstücksbesitzern geklärt werden, mit denen die Stadt verhandeln sollte. An den Ausgleichsmaßnahmen, die der städtische Gutachter, Alfred Winski, ausgearbeitet hat und die auch Münch unterstützt, verändert das Landratsamt nichts. Winski, der das Bauprojekt auf seine Umweltverträglichkeit geprüft und das Konzept für die Lebensräume erstellt hat, soll laut Bercher die Erbmatt-Biotope weiter betreuen. Als Fachbauleiter für den biologisch-ökologischen Bereich während der Bauarbeiten. »Er gibt Handlungsanweisungen an den Bauleiter, ist von Zeit zu Zeit vor Ort und kann bei Bedarf gefragt werden«, erläuterte der Bauamtsleiter. Er schätzt Kosten für die Beratung, die zuvor auch Münch eingefordert hatte, auf »maximal 2500 Euro« ein. Lob für die Stadt Christoph Münch zollt Gutachter und Stadt Respekt für ihre Arbeiten. Die Planungen seien bisher sehr gut gelaufen. »Wenn die Stadt weiterhin so positiv eingestellt ist, ist es zu schaffen.« Der Erfolg der Maßnahme hängt aber nicht nur vom Menschen ab: »Wir können den Tieren die Lebensräume nur anbieten, sagt Bercher, »wir können kein Schild aufstellen, auf dem steht: ›Azurjungfer, bitte abbiegen und umziehen‹.«

Weitere Artikel aus der Kategorie: Achern / Oberkirch

Die Umwandlung des Klosters Erlenbad in die Residenz Erlenbad verläuft planmäßig, im Einfahrtsbereich (links neben Gebäude) wird derzeit ein großer Parkplatz angelegt. Im Nordflügel (rechte Seite) wird ein Gesundheitszentrum eingerichtet. 
vor 1 Stunde
Sasbach - Obersasbach
Die Transformation des einstigen Obersasbacher Klosters in das "Erlenbad Resort" läuft. Investor Jürgen Grossmann sieht sich gut im Zeitrahmen.
Als vor 50 Jahren die damals selbständigen Gemeinden Sasbach und Obersasbach eine „Vernunftehe“ schlossen, waren die Zeitzeugen als Gemeinderäte der Mitarbeiter der Verwaltung ganz nah dabei – hier mit von links Hansjörg Ketterer, Ewald Panther, Bürgermeisterin Dijana Opitz, Albert Doll, Rudi Retsch, Walter Siefermann und Romeo Sauer.
vor 2 Stunden
Festakt
Die Fusion der beiden Kommunen vor rund 50 Jahren war keine "romantische Liebe", aber dennoch eine gelungene Entscheidung. Daran erinnerte Bürgermeisterin Dijana Opitz bei einem Festakt.
Eine prächtige Show präsentierten die Travestiekünstler von Chapeau Claque in der Achertalhalle. 
vor 5 Stunden
Kappelrodeck
Kokettes Auftreten mit Charme und Witz begeisterte das Publikum in der Achertalhalle. Trio bot Liebeiträge von Elvis Presley bis Udo Jürgens.
Dem Thema Mühlen ist im neuen Gästejournal des Achertals eine besondere Geschichte gewidmet. Die Gemeindeoberhäupter und die Touristikerinnen präsentieren es an der Kopp-Mühle in Ottenhöfen (von links): Manuela Epting, Reinhard Schmälzle, Hans-Jürgen Decker, Melanie Steinlein, Manuel Tabor, Karin Kindle, Stefan Hattenbach und Saskia Bleich.
vor 11 Stunden
2024er-Auflage
In einer Auflage von 15.000 ist das neue Gästejournal 2024 produziert worden. "„Ach – mein Achertal" heißt es und gefällt den Rathauschefs der beteiligten Gemeinden sehr.
Eine Tüte Freude geschenkt haben die Ehrenamtlichen von Achern Miteinander Geflüchteten in den Unterkünften der Stadt, hier vor der Gemeinschaftsunterkunft (von links): Ulrike Behrends, Monika Huber und Petra Gaedecke.
vor 12 Stunden
Für Flüchtlinge
Der Verein Achern Miteinander verschenkt 120 selbst zusammengestellter Geschenktüten an Flüchtlinge. Deren Freude und Dankbarkeit sind groß.
Viel zu lachen gab es beim Theater der Renchener Feuerwehr.
vor 13 Stunden
Schwank
Ein uriger Schwank der Renchener Floriansjünger um Betrug und Wegezollpolizei gefällt dem Publikum. Wendelin Huschle wird als Dorfpolizist Opfer von zwei leichtgläubigen Herren, die selbst hinters Licht geführt wurden.
Das Vorstandsteam des Jugendtreffs Holzhausen belebte vor Kurzem das Dorfleben mit einer Nikolausaktion.
vor 13 Stunden
Den Verein gibt es noch
Obwohl die einstigen Vorstandsmitglieder keine Jugendlichen mehr sind, wollen sie daran festhalten, etwas gemeinsam für Holzhausen auf die Beine zu stellen. Ideen gibt es anscheinend genug.
Ist politische Werbung auf dem Wochenmarkt außerhalb von Wahlkampfzeiten erlaubt und legitim? Das wollte ein ARZ-Leser wissen.
vor 20 Stunden
Auf dem Markt
"Leser fragen, wir recherchieren!": Ein Leser wollte wissen, ob nun auch unabhängig von Wahlkampfzeiten Parteienstände auf dem Wochenmarkt üblich sind. Auslöser war ein Stand der AfD.
Peter Purrmann strebt eine Belebung der Innenstadt an, damit Oberkirch als Wohnort attraktiv bleibt.
vor 23 Stunden
Konzepte sind gefragt
Peter Purrmann verdient sein Geld im Bootsgeschäft. Mit dem Don Camillo und Steffens Feines ist er als Unicgastro-Geschäftsführer in zwei Oberkircher Gastrobetrieben eingestiegen.
König David (Gerold Bahls) als Hoffnungsstern für Israel: Das Oratorium war ein Glanzlicht des Klingenden Advents in Gamshurst.
10.12.2023
Hier klingt der Advent schön
Gamshurst beweist sich gerade bei den Vorbereitungen zum Klingenden Advent in der Dorfmitte als eingeschworene Gemeinschaft. Die Besucher wissen das liebevoll gestaltete Ambiente zu schätzen.
Mit "Warten auf Heizmann" erlebten die Besucher ein tolles Konzert in Oberkirch.
10.12.2023
Herausforderung gemeistert
Trotz des Ausfalls eines Künstlers boten die verbliebenen drei Akteure beim Konzert in der Mediathek eine galante Reise durch mehr als 30 Jahre populäre Musik, die das Publikum schnell begeisterte.
Windpark-Kritikerin Jenny Haas vom Hummelswälder Hof, hier mit ihrem Vater Martin Brand­stetter, will sich von einer Namensvetterin abgrenzen.
09.12.2023
ARZ-Geflüster
In Achern gibt es so viel Kritik wie selten am Weihnachtsmarkt. In Oberkirch steigert die Namensgleichheit zweier Aktivistinnen mit unterschiedlichen Zielen die Gefahr, ins politische Kreuzfeuer zu geraten. Und in Appenweier gibt es neue Gerüchte zur Bürgermeisterwahl.

Das könnte Sie auch interessieren

- Anzeige -
  • Die Firmenleitung von Stinus (v.l.): Ferdinand Weber, Jürgen Knapp und Christian Schoenenberg. 
    06.12.2023
    "Wer gut geht, dem geht es gut" – Stinus sorgt dafür
    Gegründet im Jahr 1905 ist die Stinus Orthopädie GmbH heute zum Unternehmen mit 85 Beschäftigten an sieben Standorten angewachsen. Der klassische Komplettbetrieb wird von der fünften Generation weitergeführt.
  • Das Stadtquartier Rée Carré bietet viele verschiedene Aktionen in der Adventszeit an.
    25.11.2023
    Offenburg: Aktionen und Events im Stadtquartier
    In der Adventszeit pflegt das Rée Carré lieb gewonnene Traditionen. Das Stadtquartier erstrahlt im Lichterglanz und bietet neben Glühwein und den vertrauten vorweihnachtlichen Düften ganz besondere Events, um die besinnliche Zeit zu begehen.
  • Petro Müller, Inhaber des Autohauses Baral in Lahr (rechts), und sein Sohn Gerrit suchen noch einen Mechatroniker, um das Team zu verstärken. 
    21.11.2023
    Im Suzuki-Autohaus Baral wächst die nächste Generation heran
    Das Suzuki-Autohaus Baral in Lahr hat sich auf Kleinwagen – neu und gebraucht - spezialisiert. Inhaber Petro Müller und sein Team setzen auf Beratung und Meisterservice in der Werkstatt.
  • Sie halten die Tradition des Bierbrauens hoch im Brauwerk (von links): Der neue Betriebsleiter und Braumeister Martin Schmitt, Geschäftsführer Oliver Braun, Ulrich Nauhauser, der ausgeschiedene Betriebsleiter und Braumeister, sowie Rick Pfeffer, der neue Braumeister.
    21.11.2023
    Brauwerk Baden: Immer am Puls der Zeit
    Die alte und neue Generation der Braumeister des Brauwerks Baden bieten den Kunden neben traditioneller Braukunst auch nachhaltige Ideen und neue Trends.