Anregungen für die grenzüberschreitende Arbeit in Kehl

(Bild 1/2) Sie standen den Bürgern Rede und Antwort (von links): Roland Giebenrath, Franz-Xaver Faisst, Rainer Wieland, Joachim Menze, Karolina Wojtal und Andreas Volkert. ©Erwin Lang
Der zweite große Bürgerdialog der Europa-Union Kehl hat am Dienstag etwa 70 Personen im Konferenzraum des Ates-Hotels versammelt. Zwischen interessierten Bürgern, Vertretern aus Politik, Wirtschaft und des öffentlichen Lebens entwickelten sich angeregte Diskussionen über die aktuelle Politik und ihre Perspektiven.
Dieser Bürgerdialog zur Zukunft der Europäischen Union stand im Zeichen aller aktuellen Fragen, die Bürger, Politiker und die Allgemeinheit gegenwärtig beschäftigen. Es ging um nachhaltige Entwicklung, Klimaschutz, Angleichung der sozialen Grundlagen innerhalb der EU ebenso wie um die immer wiederkehrende Frage der Sprachkenntnisse über die Grenzen hinweg.
Beruflicher Vorteil
Der Kreisvorsitzende der Europa-Union Ortenau, Rechtsanwalt Roland Giebenrath, betonte immer wieder die Bedeutung der Sprachkenntnisse im Grenzgebiet. Er selbst gehört zu denjenigen, die ihren beruflichen Erfolg der Zweisprachigkeit zusammen mit einer europäisch und international ausgerichteten Berufsausbildung verdanken. Mit ihm am Tisch „Geld regiert die Welt“ debattierte der ver.di Gewerkschaftssekretär (Bereich Verlage, Druck und Papier) Franz-Xaver Faisst.
Der Geschäftsführer der Badischen Stahlwerke (BSW) Andreas Volkert betonte die Sprachausbildung, die bei BSW französischen Bewerbern angeboten wird. Mit der Anpassung an die Vorstellungen der Franzosen habe man aktuell mehr Bewerber anlocken können. „Wir sind flexibel und haben ihnen nicht einfach das deutsche Ausbildungsmodell übergestülpt“, sagte Volkert.
In der Gesprächsrunde „Nach uns die Sintflut – Werte der EU-Nachhaltigkeit“ hat die Projektleiterin des Europäischen Verbraucherzentrums in Kehl, Karolina Wojtal, den Finger auf eine Wunde gelegt: Wo bleibt eine europaweite Umweltplakette für Autos? Die Juristin warb für die gegenseitige Anerkennung von Umweltplaketten. „Autofahrer, die häufig in eupäischen Ländern unterwegs sind, sind verunsichert“, sagte die Juristin.
Plaketten sind national, sie gelten in einzelnen Ländern oder einzelnen Großstädten. „Autofahrer müssen sich vorher erkundigen und theoretisch verschiedene Plaketten kaufen“. Das könne teuer werden, und die Windschutzscheibe werde auf Dauer vollgeklebt. Außerdem drohten Bußgelder, wenn die Plakette fehle. „Die unterschiedlichen Umweltplakettensysteme in Deutschland und Frankreich behindern die Mobilität der Bürger in der Grenzregion“, heißt es in einem Positionspapier ders Zentrums für Europäischen Verbraucherschutz.
Gehör bei von der Leyen
Vielleicht dringt dieses Thema bis zur EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen vor. Der Regionalvertreter der EU-Kommission für Bayern und Baden-Württemberg, Joachim Menze, sagte, die neue Präsidentin wolle Forderungen des EU-Parlaments besser berücksichtigen. „Wenn das EU-Parlament ernsthaft etwas will, dann soll die EU-Kommission ein entsprechendes Gesetz vorschlagen“, sagte er. Das EU-Parlament kann im Gegensatz zu nationalen Parlamenten keine Gesetze vorschlagen, es muss die EU-Kommission dazu auffordern.
Die Diskussionen verliefen so angeregt, dass das Schluss-Glöckchen des Moderators und Vorsitzenden des Ortsverbandes Kehl der Europa-Union, Dieter Eckert, lange kaum Gehör fand.
Auch Eckert kam am Ende des Abends zum Anfang zurück: Die Mehrsprachigkeit ist es, die die Wege in die Nachbarländer der EU ebnet.
Kontakt:
www.eud-buergerdialoge.de