Auch Willstätter strafen die »Groko« ab
Auch die Wähler in Willstätt haben die Parteien der Großen Koalition bei der gestrigen Europawahl abgestraft. Vor allem die SPD musste wie auch im Bund stark Federn lassen. Erfreulich: Die Wahlbeteiligung ist gegenüber der letzten Europawahl gestiegen.
Herbe Verluste für CDU und vor allem für die SPD, Triumph für die Grünen, mäßiges Ergebnis für die AfD: Auch in Willstätt liegt der Ausgang der gestrigen Europawahl im Trend.
CDU verliert nicht so stark wie im Bund
Vor fünf Jahren hatte die CDU in Willstätt noch bei 36,8 Prozent gelegen – nun kam sie nur noch auf 31,2 Prozent. Die Verluste seien zwar »nicht so stark waren wie andernorts«, so Ortsverbands-Chef Tobias Fahrner, man müsse jedoch »gestehen, dass die CDU einige Wähler, insbesondere Jüngere, nicht mehr erreichen kann«. Auch dass durch das Internet und Social Media viele Dinge zu Schlagworten vereinfacht werden und dies oft unreflektiert übernommen wird, macht es nicht einfacher, mit sachlichen Argumenten zu punkten«.
Noch viel heftiger erwischte es die SPD, die schon 2014 mit 27,3 Prozent ein ziemlich maues Ergebnis eingefahren hatte. Am Sonntag stürzte sie auf 13,8 Prozent ab und lag damit noch hinter den Grünen, die in Willstätt auf 21,5 Prozent kamen.
Hübner: »Vorstand muss weg«
Ortsverbands-Chef Christian Hübner fand denn auch harsche Worte. Auf Bundesebene habe die SPD etwa in Sachen Klimaschutz »komplett versagt«. Es fehle der Partei auch an einem Entwurf, wie sie sich Gesellschaft künftig vorstellt. Stattdessen säßen in der Führungsetage nur Leute, die an ihren Posten kleben und »eine Niederlage nach der anderen eingefahren haben« und die Parteibasis nicht ernst nehmen. »Wir sind auf unsere Kernwählerschaft zusammengeschrumpft«, so Hübner – und das tue vor allem den Leuten an der Basis weh. Der komplette Partreivorstand müsse nun den Hut nehmen, forderte er.
Grüne punkten bei jungen Leuten
Elvira Walter-Schmidt, die scheidende stellveretretende Fraktionschefin der Grünen im Kreistag, freute sich dagegen naturgemäß. Mit dem Klimaschutz, einem ur-grünen Thema, habe man vor allem bei jungen Leuten punkten können, vermutete sie.
Erfreulich: Der Anstieg der Wahlbeteiligung. Vor fünf Jahren gingen nur etwas mehr als die Hälfte der Wahlberechtigten Willstätter an die Urne. Diesmal zeichnete sich schon frühzeitig ab, dass es mehr werden würden. Am Ende lag die Wahlbeteiligung bei 57,2 Prozent. Und auch die AfD habe längst nicht so viele Stimmen geholt wie zu befürchten gewesen sei, so Walter-Schmidt. Es seien die Menschen zur Wahl gegangen, denen Europa wichtig ist. Das habe sich in der Wahlbeteiligung gezeigt. »Und das macht mich doch sehr zufrieden.«
Es sei aber »zu einfach, alle AfD-Wähler in die rechte Ecke zu stecken«, so Tobias fahrner. Da seien doch einige Proteststimmen dabei, die mit der Politik der »Altparteien« nicht einverstanden sind. Ziel müsse es sein, diese Wähler zurückzugewinnen, und ihre Sprache zu sprechen.