Kehl

Aus für Kehler Verein "Leuchtfeuer"

Nina Saam
Lesezeit 3 Minuten
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09. August 2017

Aus für Leuchtfeuer: Gründungsmitglied Vera Köhler. ©Nina Saam

Über 20 Jahre lang haben sich engagierte Frauen in Kehl erst in einem Arbeitskreis, später mit dem Verein Leuchtfeuer gegen sexuelle Gewalt an Kindern und Erwachsenen eingesetzt. Da sich kaum neue Mitstreiterinnen finden lassen, hat der Verein nun die Konsequenz gezogen und sich im Juni aufgelöst.

 »Wir sind 1993 in Kehl mit dem Arbeitskreis gegen sexualisierte Gewalt angetreten, um das Thema zu enttabuisieren«, sagt Gründungsmitglied Vera Köhler. »Das ist uns gelungen.« 1995 schloss sich der AK dem Verein Aufschrei aus Offenburg an, 2009 wurde der eigene Verein Leuchtfeuer Kehl e.V. gegründet. Erst im letzten Jahr konnte die neue Beratungsstelle in der sanierten Villa Riwa bezogen werden. Doch jetzt ist Schluss: »Wir können die Arbeit personell nicht mehr leisten«, sagt die 69-Jährige, die wie alle anderen aktiven Mitglieder ehrenamtlich tätig war. 

Neben der Beratungsstelle, an die sich betroffene Kinder und Erwachsene, aber auch Betreuungspersonen von Kindern und Jugendlichen wenden konnten, lag der Schwerpunkt auf der Präventionsarbeit. Mitglieder des Vereins gingen in Kindergärten und Grundschulen, um Kinder altersgerecht und auf spielerische Weise für das Thema zu sensibilisieren. Zudem bot der Verein Fortbildungen für Lehrerinnen, Erzieherinnen und andere Betreuungskräfte an. Nicht zu unterschätzen ist auch der Aufwand für das Fundraising – die immerwährende Suche nach Spendern und Unterstützern, die natürlich regelmäßig informiert werden wollen, was mit ihrem Geld geschieht. 

Nachwuchs fehlt

Bei der letzten Mitgliederversammlung im Mai hat sich herauskristallisiert, dass so ziemlich alle bisherigen Kräfte kürzertreten wollten – und aktiver Nachwuchs nicht in Sicht ist. »Die jüngeren Frauen haben neben Beruf und Familie zu wenig Zeit«, sagt Vera Köhler bedauernd. Hinzu kommt, dass das Beratungsangebot in letzter Zeit kaum genutzt wurde – und die, die kamen, waren zumeist auch woanders vorstellig geworden oder schon in Therapie und suchten lediglich eine zusätzliche Anlaufstelle. 

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Erleichtert hat den Leuchtfeuer-Frauen die Entscheidung auch, dass es mit dem Verein Aufschrei in Offenburg und der psychologischen Beratungsstelle in Kehl zwei qualifizierte – und allgemein bekannte – Anlaufstellen bei sexueller Gewalt gibt. »Unser Resümee über all die Jahre ist, dass wir dieses Thema aus der Tabu-Zone ziehen konnten«, so Vera Köhler. »Die meisten wissen nun, wo sie sich hinwenden können.« 

Aufklärungsarbeit ist wichtig

Nichtsdestotrotz sei es wichtig, sich immer wieder ins Bewusstsein zu rufen, dass statistisch gesehen in jeder Schulklasse zwei bis drei Kinder sitzen, die in irgendeiner Form bereits mit sexualisierter Gewalt in Berührung gekommen sind. Deshalb sei Aufklärungsarbeit nach wie vor unerlässlich – und die Strafen für die Täter zu gering: »Die kommen vielleicht mit zwei Jahren Haft davon«, so Vera Köhler. »Die Opfer müssen ein ganzes Leben lang damit leben.«

Neben Mitgliedsbeiträgen und Spenden bekam der Verein für seine Arbeit regelmäßige Zuschüsse von der Stadt und den Gemeinden Rheinau und Willstätt. Nach der Liquidation wird das Restvermögen zweckgebunden an die Stadt Kehl gehen. Es soll vor allem für Präventionsprojekte verwendet werden.

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