Bürgerstiftung startet Projekt: Ausbildung für Flüchtlinge

Die Bürgerstiftung Kehl und ihre Projektpartner wollen die Integration junger Flüchtlinge fördern und dem Bewerbermangel im gewerblichen Ausbildungsbereich entgegenwirken. ©Nina Saam
Die Bürgerstiftung Kehl (BSK) hat zusammen mit mehreren Partnern ein Ausbildungsprojekt für junge Flüchtlinge aufs Gleis gesetzt. Ein Großteil der Kosten von 125.000 Euro wird von Sponsoren getragen.
Viele Firmen haben Probleme, geeignete Lehrlinge zu finden. Andererseits kommen mit den Flüchtlingen junge Menschen zu uns, die gerne arbeiten möchten. Doch so einfach, wie sich das rein rechnerisch darstellt, ist es nicht. Die Bürgerstiftung Kehl (BSK) hat sich daher mit den Beruflichen Schulen, der BSW Anlagenbau und Ausbildung GmbH (BAG, der Ausbildungsfirma der Badischen Stahlwerke), der Jugendberufshilfe und der Sprachschule »Interparla« zusammengetan, um sechs junge Flüchtlingen fit für eine gewerbliche Ausbildung zu machen.
Im Herbst geht es los
Das Projekt lehnt sich an das Modell »Rêve« der BAG an, bei dem französische Jugendliche für eine Ausbildung in Deutschland fit gemacht werden. Die jungen Flüchtlinge sollen aus den vier Vorqualifizierungs-Klassen der Beruflichen Schulen rekrutiert werden. Eine Vorauswahl wurde bereits getroffen, im Herbst geht es los.
Zunächst besuchen die Jugendlichen einen vierwöchigen Intensiv-Sprachkurs. Es schließt sich ein Praktikum an, bei dem sie die Grundlagen der Metallbearbeitung und das Schweißen erlernen. Dazu gehört auch ein fachspezifischer Sprachkurs. Der begleitende Deutschkurs wird über den ganzen Zeitraum weiter fortgeführt. Zudem erhalten die Jugendlichen sozialpädagogische Unterstützung von der Jugendberufshilfe, die – etwa in der Betreuung unbegleiteter minderjähriger Flüchtlinge – viel Erfahrung mitbringt. Nach dieser sechs bis zwölf Monate dauernden Einstiegsqualifizierung sollten die Jugendlichen befähigt sein, eine Ausbildung im Metallbereich zu beginnen.
Kosten: 125 000 Euro
Rund 125 000 Euro sieht der Finanzierungsplan vor. 35 000 Euro stemmen die Agentur für Arbeit, die Kommunale Arbeitsförderung und die Jugendberufshilfe. Ein Zehntel der Gesamtsumme fehlt noch, für den Rest hat die BSK Sponsoren gefunden. »Wir sind überall auf offene Türen gestoßen«, berichtet BSK-Vorsitzender Jörg Armbruster. Mehrere Kehler Firmen wollen sich finanziell und als Paten engagieren, auch Stadt und Hafenverwaltung haben Geld in den Topf geworfen.
»Wir haben immer Bedarf«
»Wir haben immer Bedarf«, begründete Torsten Berger von den Badischen Stahlwerken das Engagement der BSW. Auch die Firma RMA, die derzeit 40 Lehrlinge ausbildet, bekommt den Fachkräftemangel zu spüren. Grund genug, das Projekt zu unterstützen. Auch sei man sich seiner sozialen Pflicht bewusst, so deren Vertreterin Barbara Jacob.
Für OB Toni Vetrano ist das Projekt auch »ein Signal an die Menschen, die oft unsicher sind, ob die Integration gelingen kann. Aber die Rahmenbedingungen müssen erst mal geschaffen werden.« Integration gehe nicht auf Knopfdruck, sondern sei ein Prozess, der nur gelingen kann, wenn Beziehungen aufgebaut werden.
Ausbildungsmarkt in Zahlen
In der Ortenau stehen laut Elisabeth Giesen (Agentur für Arbeit) 730 Bewerbern 1582 unbesetzte Lehrstellen gegenüber. Die Jugendarbeitslosigkeit ist mit 2,1 Prozent historisch niedrig. In Kehl kommen auf 147 Suchende 242 offene Lehrstellen, davon 93 in Produktion und Fertigung. Zugleich gibt es nur 38 Jugendliche, die eine Ausbildung in diesem Bereich anstreben.