Beat Brenning ruft im Kehler Kulturhaus Begeisterungsstürme hervor
Er ist blond und zierlich, hat ein smartes, etwas blasses Gesicht mit dunklen, agilen Augen. Beat Brenning alias Paul Brenning sieht immer noch wie ein Jugendlicher aus. Wenn er aber die Bühne betritt und anfängt zu beatboxen und zu singen, Geräusche aus der Umgebung oder Instrumente zu imitieren, dann hat er stante pede den ganzen Raum für sich. Und so am Mittwochabend auch den Saal des Kulturhauses, in dem das Publikum vor Begeisterung schon ab dem ersten Ton ausrastete.
Der gebürtige Freiburger und in Berlin lebende „Beat Brenning“ ist ein vielseitiges Talent und gilt inzwischen als einer der besten Beatboxer Deutschlands. In der Kindheit sang er bei den Freiburger Domsingknaben. Mit knapp 15 Jahren wechselte er dann den Kurs. Er begann, Geräusche nachzuahmen, Klänge und Rhythmen mit dem Mund zu erzeugen. Die Eltern hätten ihn schon unterstützt, oder zumindest nicht daran gehindert, obschon sie „nicht ganz verstanden, was ich da machte“. Manchmal habe die Mutter gesagt: „Hör bitte auf, das nervt!“
Wie schafft es einer, so perfekt zu beatboxen und Geräusche zu imitieren? „Das ist eine Sache des langen Übens“, sagte Brenning im Gespräch mit der Kehler Zeitung. „Wenn man einen guten Geiger hört, dann ahnt man schon, wie viele Jahre Arbeit und Anstrengung dahinter stecken. So ist es auch beim Beatboxing“, meint Brenning. 2019 erhielt der Kurzfilm „Unum“, zu dem er die Musik schrieb, Gold in Cannes. Referententätigkeiten, unter anderem für das Vokalprojekt der Berliner Philharmoniker „Vokalhelden“ und für das Goethe-Institut, paarten sich mit zahlreichen internationalen Bühnenauftritten. Zusammen mit seinem Duo „Acoustic Instinct“ hat Brenning auch den Kleinkunstpreis des Landes Baden-Württemberg gewonnen.
Tolle Singstimme
Brenning ist ebenfalls Songwriter und ein Sänger mit überraschender Stimme - ausdehnbar wie Gummi (vom Mezzosopran bis zu Bass und Bariton-fähig) und mit großen Singvolumen. Im Kehler Kulturhaus passte er sich inhaltlich spontan dem Publikum an, sang mit Loop-Hintergrund und erfüllte zahlreiche Wünsche der Zuhörer, mit denen er permanent interagierte. Dabei kombinierte er Elemente aus dem A-cappella-Gesang mit Geräuschimitation und Beatboxing zu einer explosiven Mischung.
Vom Künstler geleitet und animiert wurden die jungen Zuhörer Teil der Show. Sie bekamen kurzerhand auch einen Crashkurs in Beatboxing, wurden zu singenden Wellen, zu einem Feuerwerk der Freude und Spontanität. Ein Junge durfte sogar auf die Bühne und zeigte trotz Scheu und Lampenfieber Talent im Beatboxing.
Große Themenvielfalt
Die Themen waren sehr unterschiedlich. Brenning führte dem Publikum zum Beispiel vor, wie er seinen kleinen Sohn fürs Zähneputzen begeistert: mit den entsprechenden Geräuschen aus dem Badezimmer. „Fudsch, fudsch, pfudsch“ machte die Zahnbürste, der Wasserhahn quietschte scharf, Wasser floss. Faszinierend perfekte Nachahmungen! Und was, wenn man die Zähne nicht pflegt? Die Bohrmaschine des Zahnarztes brummte daraufhin aus dem Mikrophon bedrohlich „Brmmm!“.
Das Meer mit dem Kreischen der Möwen, der Motor beim Start eines altes Lamborghinis, das Rasen eines Zugs am Bahnhof, Wasserfallgeräusche, das Wechseln der Radiofrequenzen und die perfekte Imitation von Freddie Mercury und anderen Stars – das vielfältige Leben im Klang, alles aus einer zierlichen Statur heraus und nur mit einem Looper im Hintergrund. Hut ab, Mister Brenning!