Bibliothek des Historischen Vereins für Mittelbaden
Mit einem Tag der offenen Tür am Samstag, 5. Oktober, will sich die Dr.-Dieter-Kauß-Bibliothek des Historischen Vereins für Mittelbaden vorstellen. Sie befindet sich im Handwerksmuseum in Kork, Oberdorfstraße 8. Die Besucher werden von 10 bis 16 Uhr erwartet.
Es ist der erste Tag der offenen Tür der Einrichtung, die ihre Anfänge in einer Bücherstube nahm, eingerichtet im Landratsamt vom ehemaligen Kreisarchivar Dr. Dieter Kauß, dessen Name heute die Vereinsbibliothek trägt. Als der Platz in der Kreisbehörde nicht mehr ausreicht, bietet Helmut Schneider die jetzigen Räume im Korker Handwerksmuseum an, das von ihm ganz wesentlich mitinitiiert worden ist. Im März 1996 bezieht die Bibliothek die Räume in Kork und ist Mieter der Stadt Kehl.
Eine Sache des Herzens
»Es war eine Herzensangelegenheit von Kreisarchivar Kauß, eine Einrichtung zu haben, die allen Interessierten kostenlos zur Verfügung steht«, berichtet Brigitta Gerloff, eine des fünfköpfigen ehrenamtlichen Bibliotheken-Teams. »Das ist gelungen«, unterstreicht Renate Demuth, Teamsprecherin im Vorstand des Gesamtvereins. Doch sie fügt hinzu: »Nicht gelungen ist, uns über einen bescheidenen überschaubaren Kreis von Nutzern hinaus bekannt zu machen.«
Abhilfe soll der Tag der offenen Tür schaffen. Unterstützt von Martin Lietzau trägt Demuth die Idee im Präsidium vor und erhält grünes Licht. Deshalb können nun Interessierte die Einrichtung am 5.Oktober kennen lernen, die jeden Samstag von 10 bis 16 Uhr geöffnet hat und zumindest im kleineren Maßstab die Aufgaben einer Regionalbibliothek erfüllt.
»Als Regionalbibliothek bezeichnet man in Deutschland diejenigen Bibliotheken, die für das Sammeln, Vorhalten und Bereitstellen des regionalen Schrifttums zuständig sind«, erläutert Helga Hilzinger als weiteres Team-Mitglied. Das Team, das die Aufsicht und Bestandspflege in der Bibliothek übernimmt, vervollständigt Gerhard Jetschmanegg.
Die Themen
Die Bibliothek sammelt Monographien zu historischen und kulturellen Themen sowie zu Kunst, Geschichte und Religion. »In der Hauptsache haben wir Literatur aus der Ortenau«, erläutertBrigitta Gerloff: »Wer was wann wo gemacht hat beispielsweise, zahlreiche Ortschroniken und Ortsfamilienbücher.« In der Bibliotek finden sich »Land und Leute«, zweisprachig von der René-Schickele-Gesellschaft oder Abschriften der Kirchenbücher der Kehler Christuskirche sowie den Kirchen von Kork, Legelshurst, Bodersweier und Willstätt. Zudem gibt es ein Diktionär über Persönlichkeiten des Elsass‘ und es wird eine beachtliche Anzahl von Zeitschriften vorgehalten. Schätze der Bibliothek sind unter anderem »Kloster Schuttern«, Archäologie, Baugeschichte, historische Kontexte und eine Bestandsaufnahme (2017), das »Tagebuch des Gerichtsschultheis Zuflucht von Kork 1794 bis 1805«, eine Transkription von Brigitta Gerloff (2004) oder von Hilde Bitz (1929-2017) »Nestrix der evangelischen Frauengeschichtsschreibung in Baden« (2017). Zu den Neuerwerbungen gehören etwa die vier Bände »Auswanderungen aus dem Großherzogtum Baden vor 1872« (2017) sowie »Alte Heimat, Neue Welt: Nordamerika – Auswanderer aus Baden und Württemberg« (2012). Zudem sind sämtliche Ausgaben der »Ortenau«, dem Jahrbuch des Historischen Vereins Mittelbaden, ab 1920/21 vorhanden.
200 Tauschpartner
Die Korker Bibliothek hat Kontakt zu rund 200 Tauschpartnern, das heißt, mit Einrichtungen anderer Städte und Regionen in Deutschland, aber auch Frankreich, in der Schweiz und Österreich werden im Tausch Exponate wie Bücher und Zeitschriften meist über Stadtgeschichte erworben. Das hilft ebenso bei der Fianzierung der Bibliothek wie Nachlässe und Spenden, beispielsweise von den Besuchern und Nutzern.
Zu den Nutzern zählen viele Familienforscher. Aber auch Interessierte, die ihre Bachelor- oder Masterarbeit oder Dissertation schreiben, wissen den reichen Fundus zu schätzen. Es kommen darüber hinaus Anfragen, wie die beiden aus Hamburg: eine Mädchengruppe will ein Foto von Johann Gottfried Tulla, ein weiterer Hanseat will Auskunft über das Fachwerk im Hanauerland.
Eine interessante Episode erzählt Brigitta Gerloff: Demnach hat der Leutesheimer Karl Keck am Stammtisch erfahren, dass der heutige »Grüne Baum« von Linx einst in Leutesheim gestanden haben soll.
Ob das stimmt, das recherchiert Keck jetzt unter anderem in der Bibliothek. Zu den vielfältigen Diensten der Bibliothek zählt ebenso die Lesehilfe bei der Entzifferung alter Schriften oder Urkunden.
◼ Wer sich vorab schon ein Bild über die Dr.-Dieter-Kauß-Bibliothek machen möchte, der findet Informationen auf der Homepage des Historischen Vereins Mittelbaden (www.historischerverein-mittelbaden.de) unter der Rubrik Bibliothek.