Briefwechsel von Friedrich und Voltaire

Bruno Dreyfürst (l.) und Heiner Raulff mit einer Darstellung von „Friedrich dem Großen“. ©Heidi Ast
Die Zeit der Aufklärung im Querschnitt zwischen Zeitgeschichte und persönlicher Korrespondenz war das Thema bei der Matinée im Salon Voltaire. Konkret ging es um Friedrich II. von Preußen und Voltaire.
Schon die Namensgebung des Salon Voltaire spricht von dem Grundgedanken, dem sich der Kehler Kulturverein verschrieben hat. Hansjürgen Hörnel und Tabea Bös stimmten mit Flöte und Klavier einige Kompositionen von Preußens König Friedrich dem Großen an und geben damit die atmosphärische Basis vor.
Auch wenn der Mann, den man später den Alten Fritz nennen sollte, einige Kriege mit seinen Nachbarn Österreich/Schlesien führte, ging er als Repräsentant des aufgeklärten Absolutismus in die Geschichtsbücher ein.
Intensiver Briefwechsel
Bruno Dreyfürst, Theaterschauspieler aus Straßburg, und Heiner Raulff, einer der Gründerväter der BI Umweltschutz, lasen abwechselnd aus dem intensiven Briefwechsel zwischen Voltaire, bürgerlich François-Marie Aroue, Epiker, Lyriker und Dramatiker, und dem Herrscher, der aus dem Grundgedanken der Aufklärung heraus einige nachhaltige Änderungen in seinem Staat vornahm. Der junge König, der schwer unter der drakonischen Erziehung seines Vaters zu leiden hatte, wandte sich dem Gedanken von Humanismus zu und schrieb Voltaire: „Mein empfindsames Herz ist tief bewegt von ihren Werken.“ Voltaire antwortete: „Jetzt kenne ich einen Herrscher, der auch ein Mensch ist.“
Eine Freundin und auch gedankliche Zeitgenossin der beiden, die hier ebenfalls zu Wort kommt, war Gabrielle Èmilie Le Tonnier de Breteuil, Marquise du Châtelet-Laumont, bekannt als Èmilie du Châtelet. Sie war in Sachen Emanzipation ihrer Zeit weit voraus. „Ich bin ein eigener Mensch in meiner eigenen Verantwortung.“ Es wird die Vermutung in den Raum gestellt, wäre du Châtelet seinerzeit ein Studium möglich gewesen, hätte sie möglicherweise Einstein schon vorauseilen können.
Keuschheitsgericht
Dem gegenüber stand in dieser Zeit das sogenannte Keuscheitsgericht einer Maria Theresia von Österreich. Während sich Friedrich der Große ganz unköniglich beim Bau von Sanssouci mit dem Müller Johann Wilhelm Ludewig Grävenitz über einen Mühlenneubau einigte, führte er Kriege, die Voltaire keinesfalls akzeptabel fand und Friedrich auch entsprechende Briefe schrieb. Aber über allem Diskurs stand immer die Maxime: „Ich teile ihre Meinung nicht, aber ich würde mein Leben dafür opfern, damit sie diese frei äußern dürfen.“
Und so wird bei dieser kurz zusammengefassten Reise durch zwei große Leben auch dieses klar: „Nur der Tod wird die Verbindung zwischen dem König der Literaten und dem literatursüchtigen König beenden.“