Bürger-Energiegenossenschaft zieht positive Bilanz
Rundum zufriedene Gesichter: Die Genossen der »Bürgerenergie Kehl« zogen auf ihrer Mitgliederversammlung am Mittwochabend in Neumühl eine positive Bilanz. Wer noch Lampenpate werden will, muss sich jetzt sputen.
Es ist ein einmaliges Projekt, an der sich die Stadt Kehl und mit ihr die »Bürger-Energiegenossenschaft Kehl« (BEG) beteiligt: Als eine von drei deutschen Pilotkommunen stellt Kehl einen Teil der alten Straßenbeleuchtung mit finanzieller Unterstützung ihrer Bürger auf energiesparende LED-Technik um. Der Bund begleitet und fördert das Projekt. Für die BEG, die sich im Bereich Klimaschutz engagiert und seit einigen Jahren drei Photovoltaik-Anlagen betreibt, war das Projekt wie auf den Leib geschnitten: »Es ist verdammt wichtig, dass wir beim Thema Klimaschutz selber aktiv werden und nicht darauf warten, dass andere was machen«, sagte Bürgermeister Harald Krapp, Aufsichtsratsvorsitzender der BEG, auf der Mitgliederversammlung am Mittwochabend in Neumühl.
Die Bilanz der BEG zum Geschäftsjahr 2017 fiel positiv aus: Die drei PV-Anlagen der BEG (zwei davon in Kehl, eine im bayrischen Gerolzhofen) haben insgesamt rund 250 000 KWh Strom erzeugt. »2017 war nach 2015 das zweitbeste Jahr«, kommentierte Aufsichtsratsmitglied Ralph Geiler die Bilanz. Die Genossenschaft habe 64 000 Euro Einspeiseerlöse erzielt und etwa 4500 Euro Gewinn erwirtschaftet.
Vorzeige-Initiative
Etwas weniger als die Hälfte des Stroms wird von den Anlagen auf der Bodersweierer und der Leutesheimer Mehrzweckhalle sowie auf der Grundschule in Leutesheim erzeugt. Diese speisen ihren Strom zum Großteil ins Netz. Den kleineren Teil, der den Eigenverbrauch der Gebäude abdeckt, zahlt die Stadt Kehl. »Das macht die Stadt aber natürlich nicht, um der BEG einen Gefallen zu tun«, betonte Harald Krapp, »sondern weil sie einen wirtschaftlichen Vorteil davon hat.« Der Preis des eigenerzeugten Stroms sei etwas geringer als der am normalen Markt.
Vorzeige-Initiative der BEG ist das in diesem Jahr gestartete Lampenpaten-Projekt. Insgesamt habe man schon 28 200 Euro eingesammelt – das reiche für die Umrüstung von zirka 55 Leuchten und sei in etwa die Größenordnung, die man sich vorgestellt habe, so Krapp. »Natürlich freuen wir uns über weitere Paten«, sagte er. Wer teilnehmen möchte, muss sich allerdings sputen: Noch bis 14. September nimmt die BEG Anträge an. Lampen-Paten erwerben Anteile an der Genossenschaft, mit denen die BEG die Umstellung auf LED-Beleuchtung finanziert. Ein Anteil kostet 100 Euro. Für eine Lampe werden 600 Euro benötigt, also sechs Anteile. Es können auch Paten-Gemeinschaften gebildet werden.
»Die Laufzeit liegt zwischen sechs und sieben Jahren«, erläuterte Lea Unterreiner, Klimaschutzmanagerin der Stadt Kehl, auf der Versammlung. »Die Einlage wird mit 1,5 Prozent pro Jahr verzinst und zudem nach Ablauf der Laufzeit zurückgezahlt“, machte sie die Patenschaft schmackhaft. Von den 6000 Straßenlaternen, die die Stadt habe, würden derzeit 1500 umgerüstet. Bedingung für die Förderung vom Bund sei eine Energieeinsparung von mindestens 80 Prozent. »Die Lampen, die wir für die BEG rausgesucht haben, sparen meist 88 Prozent ein«, sagte Unterreiner. Die Paten könnten sich zudem aus den betreffenden Straßenzügen ihre Wunschlampe aussuchen, die dann ein Schild mit dem Namen ihres Gönners erhalte. Pro Lampe würden etwa 500 KWh pro Jahr eingespart, was rund 300 Kilogramm Kohlendioxid entspräche. »Das ist schon eine Maßnahme, die einen Beitrag leistet«, sagte Unterreiner anerkennend.