Daniel Schäfer gibt Open-Air-Konzert im Yachthafen
Die Jazz Cantine startet mit Daniel Schäfer in den Sommer.
Wie ein Schmetterling schlüpft die Kehler Kultur aus dem Kokon der Corona-Maßnahmen, wo sie beinahe zu ersticken drohte. Jetzt kann sie in der Julisonne ihre bunten Flügel in Form von Open-Air-Veranstaltungen trocknen.
Diese sind alles private Initiativen, währenddessen die städtischen Kulturverantwortlichen noch in der Corona-Starre verbleiben und die finanziellen und logistischen Ressourcen brachliegen lassen.
Aber dem Engagement von Künstlern und von Geschäftsleuten wie Meli Tiganele vom Yachthafen-Restaurant ist es zu verdanken, dass die lokalen Kulturbetriebe wiederbelebt werden. Und während das Theater der 2 Ufer ihr zweites Konzert mit vollem Haus feierte, füllte sich auch die Jazz Cantine am Jachthafen mit einem äußerst dankbaren Publikum.
Die Stimmung war schon vor dem Beginn des Konzertes feierlich und ausgelassen – viele Stammgäste begrüßten die bekannten Gesichter, Tiganele und ihr Team flitzten zwischen den Tischen und servierten Leckereien, Getränke schimmerten in der Abenddämmerung und später im Kerzenlicht.
Open-Air-Konzerte haben im Jachthafen schon 2019 stattgefunden – teilweise sogar mit über 200 Musikliebhabern. Unter der Einhaltung der Hygiene- und Abstandsvorschriften ist es den Organisatoren aktuell nur möglich, weniger als die Hälfte davon unterzubringen. Desto trotz war der Start ein voller Erfolg, und das neue Programm bietet in kürzeren Abständen Konzerte im Freien bis zum Herbst – nicht nur mit Jazzmusik, sondern auch mit anderen Musikstilen.
„Mr. Sheeper“ alias „Flying Bob“ alias Daniel Schäfer eröffnete die Konzertreihe mit einem überraschenden Programm – überraschend wegen der Verwandlung, die er stilistisch und in seinem Outfit während seiner Show machte, als hätten Mr. Sheeper mit Flying Bob keinen Bezug zueinander.
Das war kein Jazz, sondern Folk-Pop-Rap-Punk, ein Spagat zwischen tiefsinniger Melancholie, die den Zuhörer mit voller Wucht trifft, und einer mit positiver Energie aufgeladenen Diskomusik, in eigenem unverwechselbarem Stil und mit Humor gepfeffert. Mr. Sheeper sang, nebst Coversongs eigene Stücke, die er in der Zeit des Lockdowns komponiert hatte – daraus entsteht sogar zurzeit eine CD.
Tief unter die Haut
Es sind Lieder, die tief unter die Haut gehen. Die deutschsprachigen Texte, existentiell und hochwertig, leben aus einer subtilen Metaphorik, die Banalitäten überhaupt keinen Platz lässt. Stimme und Charisma des Künstlers fesselten die Zuhörer, und ziemlich schnell fragte sich man, wie kann eine einzige Person derart die Bühne füllen?
Im zweiten Teil verwandelte sich Schäfer in Flying Bob – schräg ausstaffiert, mit E-Gitarre, eine lustige, verrückte Gestalt, die auf der Bühne herumzappelte und großartig sang. Das war Unterhaltung von bester Qualität, die das Publikum zum Torso-Füßen-Händen-Minimaldancing bei Maximalbegeisterung animierte.
Gekonnt und zum Teil virtuos begleiteten den Künstler die Musiker Opel (Cajon) und Marc Geiler (am Keyboard. Es wurde heiß unter den Sternen: gute Laune, Fröhlichkeit – endlich! So sollte sich das Leben anfühlen, allen Sorgen der Corona-Zeit zum Trotz.
◼ Am Donnerstag, 9. Juli, geht‘s in der Jazz Cantine mit „Simon & Simon“ weiter. Das Konzert beginnt um 20 Uhr, der Eintritt ist frei. Einlass ist nur mit vorheriger Reservierung unter www.restaurant-cafe-am-yachthafen.de oder • 0 78 51 / 48 59 67 möglich.
Weitere Infos gibt es unter: www.jazzcantine.com