Das Kehler DRK übt Dienst am Menschen
Ob Fahrten zum „Café Vermiss-mein-nicht“ oder „Aktivierende Hausbesuche“: von ihrem Büro in der Kanzmattstraße organisiert Anita Reuter die Angebote des Kehler DRK. Eine echte Powerfrau.
Sommer 2019 in einem Bus des Deutschen Roten Kreuzes. Es ist heiß, sehr heiß heute am Rhein. Und so wird es weiter, eine Menge regenloser Tage liegen bereits hinter uns. Die Luft tanzt über silbrigen Straßen, es duftet nach Gräsern, Rosen, durstiger Erde.
Die ehrenamtliche Fahrerin ist alt, freundlich und kann wunderschön singen. Lächelnd und schwitzend holt sie regelmäßig Senioren mit Demenz von zu Hause ab, um sie nach Eckartsweier oder Willstätt, nach Bodersweier, Goldscheuer und Holzhausen zum „Café Vergiss-mein-nicht“ zu bringen. Dort haben sie Gesellschaft, sie singen zusammen, essen, spielen oder malen, machen Gedächtnistraining, werden dabei begleitet und am Ende wieder heimgefahren.
Das tut die DRK-Mitarbeiterin seit Jahren und wird es weiter tun, trotz Rückenschmerzen, trotz der unerträglichen Hitze oder schmuddeliger Kälte. Sie und die anderen Mitarbeiter gehen vor 12 Uhr aus dem Haus gehen und kehren erst spät, gegen 19 Uhr, zurück.
Was motiviert die Leute dazu, sich jahrelang ehrenamtlich beim DRK zu engagieren? „Arbeit, die einem Sinn gibt, soziale Kontakte, Rhythmus im Alltag“, meint Anita Reuter, Kreissozialleiterin in Kehl. Sie ist telefonisch nicht leicht zu erreichen. Daher sollte man nicht aufgeben oder sich lieber zu ihrem Büro in der Kanzmattstraße 4 begeben, wenn man sie dringend sprechen muss. Die Multitasking-Powerfrau organisiert von hier aus die Einsätze in- und um Kehl herum, überbrückt die Pannen, gibt Anweisungen – eine Hand am Telefon, die andere auf der Tastatur des Computers, mit einem Ohr auch bei den Besuchern und den Mitarbeitern draußen, für die sie sich dann die Zeit nimmt.
Dabei bleibt sie immer freundlich. Einsatzbetreuung, Koordination der anspruchsvollen (Aus-)Fortbildung der Ehrenamtlichen, Hausbesuche der Kundschaft tut sie auch noch.
Aus diesem Büro werden die zwei interessantesten, aber weniger bekannten Angebote des DRK Kehl organisiert: das „Café Vergiss-mein-nicht“, das voriges Jahr in Eckartsweier sein fünfjähriges Bestehen feierte, und der „Aktivierende Hausbesuch“.
Hausbesuche
Der aktivierende Hausbesuch wurde 2017 von Reuter ins Leben gerufen und hat als Ziel, „die Beweglichkeit und Selbstkontrolle der Besuchten zu steigern und ihnen ein selbstständiges Leben mit mehr Lebensqualität in der häuslichen Umgebung länger zu ermöglichen“, heißt es in der Projektpräsentation. Zielgruppe sind Personen mit körperlichen Einschränkungen ab Pflegegrad 1 oder Personen, die ihre Wohnung alleine nicht mehr verlassen können, inklusive die chronisch oder psychisch Erkrankten, welche keine sozialen Kontakte mehr pflegen können und deshalb vereinsamen.
Inzwischen hat das Kehler DRK über 23 ausgebildete Mitarbeiter, die ein oder zwei Mal in der Woche Hausbesuche machen können. Das Angebot wird durchs Land und Kommunen gefördert, 123 Euro kann das DRK über den Entlastungsbetrag mit der Pflegekasse abrechnen.
Ein Übungsprogramm zur Krafterhaltung, Förderung der Mobilität und Sturzprophylaxe wird 30 Minuten lang durchführt, danach gibt es Gespräche über Gesundheit. Oder Spiele, Gedächtnistraining, Spaziergänge.
„Die Geselligkeit ist extrem wichtig für die Betreuten. Unsere Besuche geben dem Alltag Struktur, die pflegenden Familien werden etwas entlastet. Wir würden uns über mehr Nachfragen seitens der Betroffenen sehr freuen, denn unsere Kapazitäten können inzwischen mehr Bedarf decken“, möchte Reuter die Öffentlichkeit wissen lassen.
Das Rote Kreuz: Weltweit aktiv
Wussten Sie, dass es fast in jedem Land der Welt eine Rotkreuz- oder Rothalbmond-Gesellschaft gibt, überall als freiwillige Hilfsgesellschaften der Behörden im humanitären Bereich anerkannt? Und, dass sie in einem internationalen Bund mit Sitz in Genf, in der Internationalen Föderation der Rotkreuz-und-Rothalbmond-Gesellschaften schon seit 1919 organisiert sind?
Darunter gehört das DRK zu den größten und leistungsstärksten nationalen Gesellschaften. In über 20 Ländern ist es mit eigenen Büros vertreten und kann auf einen Pool von etwas 1000 Auslandsdelegierten zurückgreifen, die für die internationalen Einsätze bereitstehen.
Die Grundsätze der weltweiten Rotkreuz- und Rothalbmondbewegung sind überall Gesetz, leitend und inspirierend: Menschlichkeit, Unparteilichkeit, Neutralität, Unabhängigkeit, Freiwilligkeit, Einheit und Universalität.
Das Deutsche Rote Kreuz
Laut eigener Definition, ist das Deutsche Rote Kreuz „ein anerkannter Spitzenverband der Freien Wohlfahrtspflege“. Es wurde 1921 gegründet und „nimmt die Interessen derjenigen wahr, die der Hilfe und Unterstützung bedürfen, um soziale Benachteiligung, Not und menschenunwürdige Situationen zu beseitigen sowie auf die Verbesserung der individuellen, familiären und sozialen Lebensbedingungen hinzuwirken.“ (aus: „Leitfaden Rotkreuz-Einführungsseminar, 3. Auflage 2014, Infoblatt 7.1).
Seine Aktivitäten gehen in drei Hauptrichtungen: Rettungsdienst (mit Sanitätsdienst, Betreuungsdienst, Suchdienst, Vernetzung vor Ort – mit Helfern der Bereitschaften als wichtige Ansprechpartner), das Jugendrotkreuz (mit zur Zeit um die 113.000 Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen, die sich ehrenamtlich weltweit engagieren) und nicht zuletzt die Wohlfahrts- und Sozialarbeit. Die Letztere hat sich seit der Gründung fortwährend weiterentwickelt. Geblieben ist aber die Orientierung an bedürftigen und benachteiligten Zielgruppen. In Deutschland hat die Wohlfahrts- und Sozialarbeit ein breites Angebot für Kinder, Jugendliche, Familien, für ältere Menschen, mit oder ohne Behinderung. Zudem Angebote für Menschen in persönlichen und sozialen Notlagen.