Deshalb engagiert sich Erik Sander für den Wassersportclub
KEZ-Serie „Ehrensache“ (8) mit Erik Sander, Vorsitzender des Wassersportclubs Goldscheuer. Er legt viel Wert auf die Jugendarbeit, ohne die es seiner Meinung nach für Vereine schwierig werden kann.
Erik Sander ist nicht nur Konrektor der Tulla-Realschule, sondern auch begeisterter Segler und Liedermacher. Mit „Binnensegeln“ kombiniert er diese zwei Leidenschaften. Seit 2011 ist er Vorsitzender des Wassersportclubs Goldscheuer.
Wie lange sind Sie in ihrem Verein schon ehrenamtlich engagiert?
Erik Sander: 2011 wurde ich von den Mitgliedern des Wassersportclubs Goldscheuer zum „Präsidenten“, so heißt hier der erste Vorsitzende, gewählt. Vorher war ich vier Jahre als Jugendwart tätig, so dass man mich und meine Arbeitsweise kannte und ich auch einigermaßen einschätzen konnte, auf was ich mich einlasse. Auch heute übe ich das Amt mit Freude aus. Solange das der Fall ist und mir die Mitglieder ihr Vertrauen aussprechen, bleibe ich dem Verein in dieser Funktion erhalten.
Was treibt sie an?
Damals trieb mich vor allem die Möglichkeit an, den Verein mitzuprägen und einige Dinge mit- und umzugestalten. Mir war es wichtig, den Verein jugend- und familienfreundlich aufzustellen und dabei immer den generationsübergreifenden Aspekt im Blick zu behalten. Da war der „Aufstieg“ vom Jugendwart zum Vereinsvorstand nur folgerichtig. Das Miteinander unterschiedlicher Menschen fasziniert mich, das macht für mich nicht nur Vereinsleben, sondern Leben überhaupt aus. Und eine neue Facette lässt sich überall finden, wenn man nur danach sucht.
Was bringt Ihnen das Engagement persönlich?
Am wertvollsten für mich ist die Begegnung mit den unterschiedlichsten Menschen, die bei uns mitwirken. So erfahre ich ständig neue Sichtweisen und Anregungen. Das empfinde ich als sehr gewinnbringend.
Wie kann man heute Menschen fürs Ehrenamt gewinnen?
Außerhalb eines Vereins sehe ich vor allem den Wunsch vieler Menschen, etwas Sinnvolles zu machen – oftmals wissen sie aber nicht, wie und wo das sein könnte. Dieses Anliegen sollten Vereine und Verbände aufnehmen – im Falle eines Wassersportvereins geht das sicher in Richtung „sinnvolle Freizeitgestaltung“, in anderen Fällen geht es vielleicht um soziales oder politisches Engagement. Hier müssen Vereine und Verbände Möglichkeiten aufzeigen und Neumitglieder dann auch tatsächlich offen und unkompliziert aufnehmen.
Innerhalb eines Vereins ist es einfacher: Erfahrungsgemäß übernehmen viele Vereinsmitglieder gerne Aufgaben und bringen sich mit all ihren Kräften ein, wollen sich aber eher nicht um ein festes Amt in der Vorstandschaft bemühen. Das ist nicht tragisch, jeder Verein lebt davon, dass Mitglieder kleine, zeitlich beschränkte Aufgaben übernehmen, viele andere aber auch ein dauerhaftes Engagement für einen bestimmten Bereich. Das Ausüben einer ehrenamtlichen Tätigkeit ist also weniger das Problem – das Kunststück besteht daher darin, möglichst k(l)eine Hierarchie im Verein zu schaffen und die Mitglieder zu bestärken, auch außerhalb der Vorstandschaft bestimmte Aufgaben verlässlich zu übernehmen. Jeder Verein lebt und profitiert von dieser Vielfalt, der Vorstand muss dann nur für den „lenkenden Rahmen“ sorgen. Ich halte es für einen Irrglauben, dass ehrenamtliche Tätigkeit nur in Verbindung mit einem Vorstandsposten möglich ist. Nichtsdestotrotz muss vereinsrechtlich am Ende natürlich ein satzungsgemäß gewählter Vorstand die Verantwortung übernehmen.
Warum fällt es vielen Menschen schwer, sich ehrenamtlich zu engagieren?
Das liegt oft auch an einer „Bindungsangst“: Viele Menschen sorgen sich, dass sie durch die Übernahme einer Tätigkeit einen Teil ihrer Freiheit verlieren könnten. Grundsätzlich denke ich aber, dass genau das nun mal Freiheit ausmacht. Freiheit ist keine Beliebigkeit – es geht darum, sich frei zu entscheiden, Verantwortung zu übernehmen, nicht nur für eine Sache, sondern letztlich auch für sein eigenes Leben. Eine ehrenamtliche Tätigkeit ist immer sinnstiftend und bereichernd – und jeder ist frei, „seinen“ eigenen Weg zu wählen.
Wie motivieren Sie sich in Ihrem Amt?
Da muss ich mich gar nicht groß motivieren – jede gelungene Veranstaltung, jede Begegnung ist Ansporn genug. Und wenn mal etwas nicht so reibungslos klappt, so ist das ja auch ein Antrieb, es besser hinzubekommen.
Welches war Ihr schönstes Erlebnis und warum würden Sie empfehlen, im Verein mitzumachen?
Das war für mich unser 50. Jubiläum im vergangenen Jahr. Wir haben uns etwa eineinhalb Jahre auf unser Vereinsjubiläum vorbereitet, eine Festschrift erarbeitet, unsere Chronik erstellt, den Landesseglertag Baden-Württemberg ausgerichtet und dann im Juni ein wunderschönes Fest mit vielen Gästen gefeiert.
Die gesamte Vorbereitungsarbeit tat gut und schweißte zusammen, weil jedem klar war, dass so eine Veranstaltung nur als Gemeinschaftsleistung funktionieren kann – und jeder war bereit, seinen Teil dazu beizutragen. Gerade dieses Gefühl kann man in einem funktionierenden Verein sehr gut erleben. Im Verein schafft man mit vereinten Kräften und bekommt so Sachen hin, die für eine einzelne Person nicht möglich wären. Wir legen zum Beispiel viel Wert darauf, dass wir ein Verein und keine Marina sind, in der man für Geld einfach sein Boot abstellen kann. All unsere Veranstaltungen sind auf das Thema „Gemeinschaft“ angelegt, wir arbeiten bei unseren Arbeitseinsätzen ebenso zusammen wie wir bei unseren Festen gemeinsam feiern.
Gibt es in dem Verein auch junge Menschen, die sich engagieren?
Sicher – ein Verein, bei dem die Jugendarbeit nicht einen hohen Stellenwert hat, wird auf Dauer gewaltige Probleme bekommen. Wir haben eine aktive Jugendgruppe und wissen um deren Wert: Erst in diesem Jahr haben wir drei hochwertige Jugendjollen angeschafft. Daraus entwächst für unsere Jugend natürlich auch die Pflicht, sich zu engagieren.
Für uns ist es dabei wichtig, den Jugendlichen die Möglichkeit zu geben, sinnvoll mitzuarbeiten. Es kann nicht darum gehen, junge Mitglieder zu ein paar Arbeitsstunden zu verdonnern. Aktuell unterstützen uns ältere Jugendliche zum Beispiel beim Segeltraining, sie leiten dabei nicht nur unsere Jüngsten an, sondern nehmen auch gerne einmal ältere Mitglieder auf ihrer Jolle mit. Diese Erfahrung einer sinnhaften Tätigkeit prägt: Ich bin mir sicher, dass hier auch der Nachwuchs für die Vorstandschaft heranwächst.
Wassersportclub Goldscheuer e.V.
◼ Gegründet: 1969
◼ Vorsitzender:
Erik Sander
◼ Mitglieder: Rund 200
◼ Kontakt: e.sander@wasser-sportclub-goldscheuer.de oder • 0172/9396160
◼ Homepage:
www.wassersportclub-goldscheuer.de