Die „Kulturfabrik“ in Goldscheuer wird 20
1899 wurde an der Merkurstraße in Goldscheuer eine Zigarrenfabrik gebaut. Sie war laut Archivunterlagen im Besitz von Friedrich Grindler aus Freistett. Gleichzeitig wurde ein Wohnhaus, die Villa Grindler, gebaut, in dem heute eine Zweigstelle der Volksbank Bühl untergebracht ist.
Im Laufe der Jahre wechselte das Haus mehrfach die Besitzer. Bis etwa 1935 wurden darin Zigarren produziert, danach die billigeren Stumpen hergestellt. Etwa 1965 wurde diese Arbeit eingestellt. Ab Mitte der 1960er-Jahre stellte ein Unternehmen aus Schutterwald dort Reißverschlüsse her; ab Ende der 1970er-Jahre diente es als Lager für Messeartikel und -bauelemente. 1996 erwarb die Volksbank das Gebäude; fünf Jahre später wurde es schließlich von der Stadt Kehl aufgekauft.
Herbst 2005 eingeweiht
Im März 2004 begannen umfangreiche Umbaumaßnahmen, die mit der Einweihung am 24. September 2005 abgeschlossen wurden: Die „Kulturfabrik“ war geboren. Rund 470.000 Euro investierte die Stadt in den Umbau. Heute verfügt die „Kulturfabrik“ über 600 Quadratmeter Nutzfläche – jeweils 165 im Erd- und ersten Obergeschoss, 150 im Dachgeschoss und 120 im Keller. Später wurde auch noch außen ein Aufzug angebaut, um vor allem die oberen Räume besser zugänglich zu machen.
Den Raum im Erdgeschoss nutzen die Bläserjugend und der Musikverein „Rheinlust“ Goldscheuer als Probelokal. Das Dachgeschoss wird als Veranstaltungssaal genutzt, da der Raum auch über eine kleine Bühne verfügt. Hier finden etwa Veranstaltungen der Stadt und der Ortschaft statt (etwa die jährliche Sportlerehrung), und bis vor ein paar Jahren gab es hier auch regelmäßig, organisiert vom Bürgerverein, Kleinkunstveranstaltungen. Die zur Bekämpfung der Corona-Pandemie verhängten Zwangsmaßnahmen machten dem jedoch bedauerlicherweise ein Ende.
Festwochenende
Im kommenden Jahr nun wird die „Kulturfabrik“ 20 Jahre alt. Mitte Oktober soll es dazu ein dreitägiges Festwochenende geben. Die „Geburtstagsfeier“ biete auch die Chance, den Bürgern, Vereinen oder Kulturschaffenden die vielfältigen Möglichkeiten aufzuzeigen, wie man das Gebäude nutzen kann, so Ortsvorsteher Heinz Rith in der jüngsten Ortschaftsratssitzung. Ziel müsse es sein, der „Kulturfabrik“ wieder mehr Leben einzuhauchen.
Hans Roser, Vorsitzender des Vereins für Heimatpflege, präsentierte dazu auch schon erste Ideen. So könne man im ersten Obergeschoss eine Bilderausstellung einrichten, die den Werdegang „von der Zigarrenfabrik zur Kulturfabrik“ dokumentiert. Im Veranstaltungsraum im Dachgeschoss könnte man abends ein kleines Kulturprogramm auf die Beine stellen – mit Theater-, Kabarett- oder Musikaufführungen. Auch ein Gastspiel eines Kammerorchesters kann er sich vorstellen. Und vielleicht könne man auch die Fühler in Richtung „Theaterwelt“ ausstrecken, die ja ebenfalls in Goldscheuer beheimatet ist.
Auf jeden Fall soll sich eine Arbeitsgruppe bilden, die sich um die Organisation des Programms kümmert. Der Arbeitsgruppe sollten drei bis fünf Mitglieder des Ortschaftsrates angehören, aber auch Vertreter der Vereine, die die „Kulturfabrik“ nutzen. Auch interessierte Bürger könnten sich einbringen, so Heinz Rith auf Nachfrage von Claudia Stutz (Leben im Dorf): „Wir sind für alles offen.“ Auch Stefanie Bade vom Kulturbüro der Stadt Kehl bietet ihre Unterstützung an, hieß es weiter. Erstmals soll die Arbeitsgruppe am 14. Januar um 18.30 Uhr zusammenkommen.
Für die Bewirtung könne man die Schulen einbeziehen, schlug Christian Mau (SPD/Bürgerliste) vor. Kein Problem, meinte Heinz Rith – wenn die rechtlichen Dinge geklärt seien.
Als Basisfinanzierung wird aus dem „Ortsbudget Repräsentation“ ein Betrag in Höhe von 2000 Euro bereitgestellt. Für die Gesamtfinanzierung sollen weitere Einnahmen, etwa über Sponsoren, generiert werden.