Dorfverein stellt die Geschichte des Bodersweierer Kindergartens vor
Vor einigen Tagen wurde die neu eingerichtete Kindertagesstätte in Bodersweier der Öffentlichkeit vorgestellt. Der Dorfverein Bodersweier nahm dieses Ereignis zum Anlass, die Entwicklung der Kleinkinderbetreuung in Bodersweier von ihren Anfängen bis zur Gegenwart darzustellen. Bereits in der Jahresversammlung des Vereins im Juni wurde den Gästen die Thematik in Form einer Präsentation vermittelt. Anlässlich des „Tags der Offenen Tür“ am 23. Juli konnten die Besucher diese Zeitreise nun mithilfe von Schautafeln unternehmen.
Private Einrichtung
Die ersten Tafeln stellten die Situation im 19. Jahrhundert dar. Christlich gesinnte Einwohner gründeten 1857 als Privatunternehmen die erste „Kleinkinderschule“, für die über Jahrzehnte private Bauernstuben als bescheidene Lokalitäten angemietet werden mussten. Kaum vorstellbar, dass sich damals der Bürgermeister und die meisten Gemeinderäte als Gegner dieser Einrichtung gebärdeten und ihr zum Heizen nicht einmal das Holz aus dem Gemeindewald spendeten.
Kinderschwestern aus den Mutterhäusern Nonnenweier und Karlsruhe leiteten den Kindergarten bis 1969. Nur in der NS-Zeit erfuhr dieses Prinzip eine Unterbrechung. Vor allem die Erinnerung an Kinderschwester Kätchen Eichhorn ist in der Bevölkerung noch lebendig. „Die großen Gruppenfotos mit ihr und auch den anderen Erzieherinnen und Helferinnen stießen in der Ausstellung auf besonders lebhaftes Interesse“, schreibt der Verein in einer Pressemitteilung.
Erst nach der Gründung des Frauenvereins konnte 1890 ein eigenes Gebäude bezogen werden. 1970 wechselte die Trägerschaft zur Evangelischen Kirchengemeinde, doch die Stadt Kehl war jetzt nicht nur für das Gebäude zuständig, sondern schulterte immer größere Anteile der Betriebskosten.
1976 wurde ein neuer Kindergarten eingeweiht. Nachdem das Angebot für Kinder unter drei Jahren (Krippen-Gruppen) immer mehr erweitert wurde, bezog die Kindertagesstätte 2018 Räume im Gebäude der ehemaligen Haupt- und Werkrealschule, das in den folgenden Jahren von der Stadt bedarfsgerecht umgebaut und erweitert wurde.
Kommunen in der Pflicht
So kann man sich am Beispiel des Kindergartenwesens den sozialgeschichtlichen Wandel über eine Zeitspanne von nunmehr 165 Jahren bewusst machen und erfahren, wie der öffentlichen Hand gerade in diesem Bereich immer mehr Aufgaben zugewachsen sind. Dazu hat der Dorfverein Bodersweier mit der Präsentation und der Ausstellung einen Beitrag geleistet.