Kehl

Drobinski-Weiß im Wahlkampf

Antje Ritzert
Lesezeit 3 Minuten
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16. September 2017

Überzeugungsarbeit auf dem Wochenmarkt: Elvira Drobinski-Weiß (SPD). ©Antje Ritzert

Sie ist die Herausforderin von Wolfgang Schäuble: Bei der Bundestagswahl tritt Elvira Drobinski-Weiß (SPD) direkt gegen den jetzigen Bundesfinanzminister an. Die Kehler Zeitung hat sich an ihrem Wahl-Stand am Freitagmittag auf dem Kehler Marktplatz umgehört. 

Die ältere Dame bringt es sofort auf den Punkt. »Dieses Jahr wähle ich zum ersten Mal nicht die SPD«, sagt sie Elvira Drobinski-Weiß unverblümt auf den Kopf zu. »Die führt uns sonst noch mal in die Groko.« 
Doch Elvira Drobinski-Weiß, SPD-Bundestagskandidatin für den Wahlkreis Offenburg, bleibt ganz ruhig. Ein Fan der Großen Koalition, also der »Groko«, ist auch sie nicht. »Aber ein bisschen unfair ist das schon, was Sie da sagen«, gibt sie zu bedenken. »Gerade unter dem Aspekt der sozialen Gerechtigkeit haben wir in der Groko so viel erreicht, das der SPD aber nicht zugeordnet wird.« Sie zählt die Themen Rente mit 63, Mütterrente, Erwerbsminderungsrente und den Mindestlohn auf, der zudem bereits einmal angehoben worden sei. Doch das überzeugt die Dame auf dem Kehler Marktplatz, die ihre Runde an den Wahltischen der Parteien macht und den Grünen gerade ihre Meinung gegeigt hat, nicht. »Die Mehrheit der Deutschen will gekuschelt werden«, ist sie überzeugt. »Ich will aber nicht gekuschelt werden«, sagt sie und ist fast schon am Gehen, als ihr noch eine Frage einfällt: »Warum haben Sie eigentlich so Angst, mit den Linken zu koalieren?«

Die SPD und die Linke
Damit sticht sie bei Drobinski-Weiß in ein Wespennest. »Mit Sahra Wagenknecht will ich nichts zu tun haben«, antwortet die 66-Jährige, die die Ortenau schon seit 2004 im Bundestag vertritt. Wagenknecht habe ein Problem mit der EU und wolle, dass Deutschland aus der Nato austrete. »Das bringt uns nicht weiter«, sagt sie. Zwar sehe auch sie die Defizite der EU: »Aber die müssen wir anpacken. Wir lösen keine Probleme, indem wir uns zurückziehen.« Wenn also keine »Groko« und auch keine Linken, was dann? »Wenn ich die aktuellen Umfragewerte nehme, reicht es nur für eine Jamaika-Koalition«, sagt Drobinski-Weiß. So richtig glücklich scheint sie über diese Möglichkeit nicht zu sein.
Studien einer großen Versicherung legen nahe, dass sich die Deutschen derzeit vor allem vor Terror, politischem Extremismus und den Spannungen, die durch den Zuzug von Ausländern entstehen, fürchten. Diese Themen haben Ängste wie »Arbeitslosigkeit im Land« oder »der eigene Jobverlust« auf die hintersten Plätze verdrängt. 

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Dass die SPD im Umfragetief steckt, weil sie vielleicht die falschen Themen im Wahlkampf besetzt, weist Drobinski-Weiß von sich. »Ich glaube schon, dass die soziale Gerechtigkeit ein wichtiges Thema für die Menschen ist«, sagt sie und verweist auf aktuelle Zahlen, wonach immer mehr Arbeitsplätze befristet vergeben werden. »Das kann es schließlich auch nicht sein.« 

Die Leute bräuchten Planungssicherheit für ihre Zukunft. Auch das Rückkehrrecht für Arbeitnehmer in einen Vollzeitjob steht auf Drobinski-Weiß‘ Agenda: »Wenn es das nicht gibt, ist Altersarmut schon vorprogrammiert«, ist sie sich sicher.
Mit Elan und Zuversicht verteilt die zierliche Bundestagsabgeordnete, die am 24. September bei den Erststimmen gegen Wolfgang Schäuble (CDU) antritt, weiter Rosen und Fleischkäsweckle an die Passanten auf dem Kehler Marktplatz, um sie auf diese Weise in ein Gespräch zu verwickeln. Dass sie gegen den Bundesfinanzminister kaum eine Chance hat, ist Drobinski-Weiß bewusst: »Ich bin realistisch, ich kann eins und eins zusammenzählen«, lächelt sie. Aber auch dieses Mal hat sie wieder gute Chancen, über die Zweitstimmen in den Bundestag gewählt zu werden: Sie ist auf einem aussichtsreichen Platz 17 gelistet.

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