Kehl

Ein Poetry Slam der Superlative im Kehler Kulturhaus

Simona Ciubotaru
Lesezeit 3 Minuten
Jetzt Artikel teilen:
17. September 2023
Humor, Tiefgang, Universalität – und insgesamt eine lebhafte, tolle Show boten beim Poetry Slam (von links): Cäcilia Hufnagl, Moritz Konrad, Marie Lemor, Jonathan Löffelbein und Moderator Marius Loy im Kulturhaus in Kehl.

Humor, Tiefgang, Universalität – und insgesamt eine lebhafte, tolle Show boten beim Poetry Slam (von links): Cäcilia Hufnagl, Moritz Konrad, Marie Lemor, Jonathan Löffelbein und Moderator Marius Loy im Kulturhaus in Kehl. ©Simona Ciubotaru

Nach der Sommerpause startete am Donnerstag im Kehler Kulturhaus die Spielsaison mit einer Poetry-Slam-Show wieder so richtig durch. Vier Slampoeten konnten unterschiedlicher nicht sein.

Kehl. Bekanntlich gilt die deutschsprachige Poetry-Slam-Szene als eine der größten der Welt und wurde 2016 in das Bundesweite Verzeichnis des immateriellen Kulturerbes der UNESCO aufgenommen.

Die in Kehl vom Kulturbüro und dem baden-württembergischen Vizemeister 2018 in Poetry-Slam, Marius Loy, organisierten Dichterwettstreite im Rampenlicht – denn das bedeutet, etwas vereinfacht, Poetry-Slam – haben sich hier auch seit ein paar Jahren etabliert und sind zur Publikumsattraktion geworden.

Die vier Slampoeten, die am Donnerstag auf der Bühne des Kulturhauses mit ihrem literarischen und schauspielerischen Können um die Gunst des Publikums wetteiferten, könnten nicht unterschiedlicher sein: Cäcilia Hufnagl und Marie Lemor - mit Tiefgang, existentiellen Themen und Universalität – versus Jonathan Löffelbein und Moritz Konrad – Wortakrobaten mit plastischem Situationshumor und einer ziemlich großen Portion an Skurrilität und Schrägheit. Sie lieferten zusammen mit ihrem Witzbold-Moderatoren Loy eine sehr lebhafte Show, bei der das Publikum – das als Jury ins Slam-Geschehen miteinbezogen wird und durch Applaus und Zujubeln den Sieger auserkort – stets vor Begeisterung tobte.

Dichterwettstreit

- Anzeige -

Der Dichterwettstreit, bei dem man ohne Requisiten performativ die eigenen Texte in einer bestimmten Zeit vorträgt – an dem Abend waren es jeweils sieben Minuten – verlangt alles von den Slampoeten ab. Sie sind meistens auch exzellente Schauspieler und können mit atemberaubender Geschwindigkeit rappen, wie Cäcilia Hufnagl, die mit ihren Texten „Meine Brüste“ und „Der Puls der Zeit“ eine unerschrockene Direktheit und kritischen Geist bewies. Sie setzte dabei ihren Körper ein und rappte schwindelerregend schnell. Die Thematisierung der Körperwahrnehmung von Teenagerzeit bis zur Mutterschaft sprengt die eigene Subjektivität und spricht alle Frauen an: Feminität und die weiblichen Brüste – welche gesellschaftlich abnorm sexualisiert wurden. Das gelingt der Slampoetin ohne eine Spur von Vulgarität. Cäcilia Hufnagl und Marie Lemor sind entwaffnend ehrlich und das macht, vielleicht, ihre Texte so schön.

Die Auswahl des Siegers fiel dem Publikum erneut schwer. Diesmal war es Marie Lemor, deren Dichtung und Themen universelle Züge trägt. Unter die Lupe die generelle Nörgelei und toxische Negativität unserer Gesellschaft nehmend, „befiehlt“ die Dichterin, mehr Sozialcourage, „mehr Flausen im Kopf“, „mehr Rabauken“, mehr Romantik, „mehr Kerzenschein“, das Leben wild feiern, mehr Ausgelassenheit und Liebe zueinander. Im Hier und Jetzt leben wie die Kinder, die Schönheit dieser Welt wahrnehmend, und nicht nur als kleinkarierte, graue Nummer das Leben verschwenden  - die Botschaft traf wie ein Blitz das Auditoriums, das am Ende „den Befehl“ bekam, „freiwillig“ jemanden im Saal zu Küssen. Und viele taten es, wirklich freudvoll und freiwillig, zur allgemeinen Erheiterung.

Nur noch Nuancen

In der zweiten Runde ging es nur noch um Nuancen – Konrad gewann mit seinem skurrilen Humor und sehr plastischen Beschreibungen knapp vor Hufnagl. Eigentlich hätte man beide in die letzte Runde aufnehmen können. Oder alle vier Dichter zum Sieger erklären: Sieger gegen Kleinkariert und Negativität, Musketiere der Schönheit.

Auf die Frage „Warum schreiben Dichter noch?“ antworteten sie im Gespräch mit der Kehler Zeitung: „Weil wir es anders nicht können. Es muss sein.“ Marie Lemor antwortete mit einem Zweizeiler: „Vielleicht ist ja das ganze Schreiben/ ein leiser Kampf um ganz zu bleiben.“

Weitere Artikel aus der Kategorie: Kehl

Voraussichtlich ab dem 4. Oktober gibt es auf der Allee zwischen Querbach und der L75 kein Durchkommen mehr.
vor 7 Stunden
Kehl - Querbach
Ab Oktober kommen „schwierige Zeiten“ auf die Querbacher zu: Zuerst wird eine Brücke erneuert, dann wird eine Querungshilfe gebaut. Die Verbindung zur L75 wird dafür wochenlang gesperrt.
Tempo-30-Schild an der Kehler Hauptstraße.
vor 13 Stunden
Kehl
Bisher können Kommunen nicht eigenständig Geschwindigkeiten begrenzen. Eine bundesweite Initiative will das ändern und mehr Tempo-30-Zonen schaffen. Kehl wird jetzt der Initiative beitreten.
Die Stadt will neu regeln, wie viele Stellplätze bei Neubauten für Autos und Fahrräder bereitgestellt werden müssen.
vor 16 Stunden
Kehl - Querbach
Die Stadt hat die Stellplatzsatzungen für Autos und Fahrräder bei Neubauten überarbeitet. Auf der Sitzung des Querbacher Gremiums wurden die Neuentwürfe vorgestellt.
Die Gärten an der Hanfrötze sind derzeit "herrenlos". 
vor 19 Stunden
Willstätt
Die derzeit "herrenlosen" Hanfrötze-Gärten in Willstätt werden wieder verpachtet. Die beiden Grundstücke könnten aber auch als Standort für eine Bushaltestelle in Betracht kommen
Im Gewann "Kolmerloh" plant das Land weitere Landschaftspflegearbeiten, um Wiesenbrüter wie Brachvogel oder Kiebitz anzusiedeln.
vor 22 Stunden
Willstätt
Eine kontroverse Debatte lösten im Willstätter Ortschaftsrat Pläne des Landes für neue Rodungen aus. Ziel ist es, Wiesenbrüter wie Brachvogel und Kiebitz wieder anzusiedeln.
1960 wurde die Europabrücke zwischen Kehl und Straßburg eröffnet.
20.09.2023
Serie "70 Jahre Freigabe"
Die Bedeutung der Stadt am Rhein bei der grenzüberschreitenden Zusammenarbeit hat stark zugenommen. In vielen Bereichen agieren Kehl und Straßburg auf Augenhöhe. Es bleibt aber noch viel zu tun.
Im August besuchte eine große Abordnung aus Odelshofen ihre zukünftige Partnergemeinde Reutenbourg.
20.09.2023
Kehl - Odelshofen
Odelshofen strebt Partnerschaft mit der französischen Gemeinde Reutenbourg an.
Ein Drittel aller Häuser in Kork müssen dieses Schild im Vorgarten haben, bevor die Deutsche Glasfaser die Straßen aufreißt und Kabel verlegt.
20.09.2023
Kehl - Kork
Ab der nächsten Woche soll es Beratungsstunden im Rathaus geben.
Volker Stelzer, Forscher am Institut für Technikfolgenabschätzung und Systemanalyse des KIT, steht neben einem Balkonkraftwerk auf dem Kehler Marktplatz. Das KIT informierte dort zwei Tage lang zusammen mit anderen Partnern im Rahmen der "Eucor Mobilab Roadshow" rund um Klimaschutz und Energiewende. 
20.09.2023
Kehl
Heute und morgen: Das sogenannte "Eucor Mobilab" hat in Kehl Station gemacht. Unter anderem informieren dabei Wissenschaftler des Karlsruher KIT zwei Tage lang bürgernah zu Nachhaltigkeitsthemen.
Dieses Grundstück zwischen der katholischen Herz-Jesu-Kirche und dem Spielplatz wäre für den Ortschaftsrat die 1a-Lösung für eine dauerhafte Unterkunft für Geflüchtete. Anwohner (im Hintergrund Häuser der Baumgartenstraße) hatten sich mit einem anonymen Schreiben und einer Unterschriftensammlung gewehrt.
20.09.2023
Kehl - Kork
Die geplante Flüchtlingsunterkunft in Kork treibt die Bürger mächtig um. Auf der Ortschaftsratssitzung gab Ortsvorsteher Patric Jockers ein Statement zu einem anonymen Schreiben ab, ließ aber keine Diskussion zu.
Heiß, heißer, Stahl aus Kehl: Die Abwärme aus seiner ernergieintensiven Produktion wird in ein paar Jahren unter dem Rhein hindurch gepumpt. 
20.09.2023
Wärmeprojekt
Bis 2027 sollen Straßburger Wohnungen von Fernwärme aus der BSW-Produktion profitieren. Die Stadt Kehl will sich einige Jahre später dem Projekt der Gesellschaft "Calorie" anschließen.
Mit Blick auf den geplanten „Netto“-Markt und um weiter dort Sport treiben zu können, soll die Überplanung des alten Sportplatzes vorangetrieben werden (oben). Die Sanierungskosten der Legelshurster Festhalle soll in der nächsten Sitzung vorgestellt werden (unten links). Die dringend notwendigen Ausbesserungen der Verbindungsstraße zwischen Legelshurst und Querbach sollen baldigst ausgeführt werden.⇒Archivfotos: Richard Lux
20.09.2023
Haushaltsberatungen
Sanierung oder Neubau der Festhalle? Diese Frage bestimmte die Debatte um die Legelshurster Mittelanmeldung für den Willstätter Haushalt 2024 am Montag im Ortschaftsrat

Das könnte Sie auch interessieren

- Anzeige -
  • Christian Bächle, seit 1. Januar 2022 Geschäftsführer der B+M Holzwelt GmbH in Appenweier.
    19.09.2023
    Mit Innovationen gegen die Unsicherheit
    Während die Baubranche stöhnt, setzt die B+M Holzwelt GmbH weiter auf Innovationen und Investitionen. Zukunftsweisend sind ein neuer Fuhrpark und ein ausgeklügeltes System, mit dem Gebäude effektiver als bisher gedämmt werden können.
  • Die B+M Holzwelt GmbH hat einen neuen Fuhrpark: Damit die Ware zeitnah beim Kunden ankommt. 
    19.09.2023
    B+M Holzwelt GmbH: Seit 72 Jahren ein starker Partner
    Holz liegt als Baustoff im Trend. Zu Recht, denn es vereint viele gute Eigenschaften. Dabei spielen Nachhaltigkeit und Umwelt eine immer größere Rolle. Eine Verantwortung, der sich das Unternehmen B+M Holzwelt GmbH in Appenweier stellt.
  • Der Ursache auf der Spur: Orthopädieschuhmachermeister Simon Allgeier vermisst mittels moderner Technik einen Fuß.
    18.09.2023
    Füße gut – vieles gut: FUSS ArT bietet Service vom Meister
    Im Laufe unseres Lebens leisten unsere Füße Schwerstarbeit: Wir gehen, laufen, balancieren, tanzen – bis uns Schmerzen stoppen. So weit muss es nicht kommen: Das Team der Manufaktur für Orthopädieschuhtechnik berät, testet und versorgt individuell.
  • Bei den Bewerbertagen am 22. und 23. September 2023 haben Berufsanfänger- und erfahrene die Möglichkeit sich über Karrierechancen bei J. Schneider Elektrotechnik zu informieren.
    15.09.2023
    Unkompliziert, einfach und unverbindlich
    J. Schneider Elektrotechnik in Offenburg lädt am Freitag und Samstag, 22. und 23. September, zum Speed-Dating ein. Bei den Bewerbertagen haben nicht nur Berufseinsteiger die Möglichkeit, sich ein Bild vom Unternehmen zu machen.