»Ein Sommernachtstraum« in der »Kulturfabrik« Goldscheuer
Das Theater der 2 Ufer gab eine szenische Lesung von Shakespeares »Sommernachtstraum« in der »Kulturfabrik« Goldscheuer.
Die wohl bekannteste Shakespeare-Komödie »Ein Sommernachtstraum« wurde am Samstag vom Theater der 2 Ufer mit Verve und minimalistischer Bühnendekoration umgesetzt.
Das Dachgeschoss der »Kulturfabrik« Goldscheuer war gut gefüllt, als Ruth Dilles, Horst Kiss und Hans Diehl abwechselnd die Figuren von Oberon, Titania, Lysander, Helena, Hermia und Puck besetzten. Auch wenn der Streit um einen indischen Königssohn als Objekt der Eifersucht zwischen dem Herrn des Waldes Oberon und seiner Gattin, Elfenkönigin Titania, für heutige Ohren irgendwie vorgeschoben klingt, so ist es immer noch Shakespeares geschliffene Sprache, die nichts an Faszination verloren hat. Mit Spaß und Körpereinsatz und in einer späteren Szene mit einer Fellmütze entfaltete sich dieser Zauber auch ohne die entsprechenden Kostüme.
Atmosphärisch passende Bilder
Zwischen den Akten setzten Andreas Dilles (Piano) und Wolfgang Joho (Geige) die aktuelle Szene musikalisch um. Der Sound war eingangs flirrend, springend und optimistisch. Im Hintergrund der Bühne wurden atmosphärisch passende Bilder auf eine Leinwand geworfen: Waldszenen dekoriert mit Elfenbildern und Königen aus der Romantik und aus Fantasy-Filmen.
Clowneske Handwerker-Truppe
»Weck auf die kecke Lustigkeit«, lautete das Motto des wilden Reigens, der sich entspann. Die probende Handwerkertruppe im Wald kam zum Einsatz. Solche Gruppen nehmen in vielen Shakespeare-Stücken eine clowneske, feste Größe ein. So fand das einfache Volk mit seinen durchaus kruden Vorstellungen und Meinungen seinen Platz.
Flexibilität in Körperhaltung und Sprachausdruck
Sprangen Dilles und Kiss anfangs zwischen den vier Rollen hin und her, so erforderten die weiteren Rollen hohe Flexibilität in Körperhaltung und Sprachausdruck sowie veränderte Stimmlagen. Der Liebestrank wurde verteilt und erschuf seltsame Paarungen; passend dazu war die Musik mit leichten Dissonanzen versehen. Die Gruppe hatten sich für Musik der 20er-Jahre entschieden, der mit Geige und Piano stimmungsvoll den jeweiligen Szenen angepasst wurde.
Oberon reißt der Geduldsfaden
Diehl hastete als Puck durch den Wald, um Oberons Auftrag zu erfüllen, und die Pelzmütze wurde zu Zettels Eselskopf – dem Handwerker, der in Trance versehentlich Titania beiliegt. Bei den Menschen führte der falsch verteilte Liebestrank fast zu Selbstmord und einem Duell, bis Oberon ob seines eigenen Spiels der Geduldsfaden reißt und das chaotische Treiben beendet.
Eine nicht einfache Aufgabe, die sich das Theaters der 2 Ufer gestellt hatte, die es aber mit voller Bravour meisterte.