Kehl
»Emtec Magnetics« stellt Insolvenzantrag
Edgar Bassler
14. Januar 2003
Zusatzinhalte nur mit verfügbar - jetzt informieren
Von Hoffnung begleitet ist das Insolvenzverfahren der Emtec Magnetics GmbH, das gestern in Ludwigshafen beantragt wurde. Weder für Willstätts Bürgermeister Artur Kleinhans noch für den Vorsitzenden des Emtec-Betriebsrates, Wolfgang Zink, kam die gestrige Antragstellung indes überraschend.
Willstätt. »Das ist gut.« Mit dieser Bemerkung kommentierte Wolfgang Zink, der Vorsitzende des Emtec-Betriebsrates, gestern die Mitteilung, dass Dr. Jobst Wellensiek aus Heidelberg zum vorläufigen Insolvenzverwalter bestimmt wurde. »Das ist ein Fortführer, kein Verwerter.« Und ums Fortführen, nicht ums Verwerten der Emtec-Magnetics geht es.
Mit dem Restrukturierungsprogramm vom Oktober waren schon Weichen gestellt worden. Um Kosten zu reduzieren war der Abbau von 200 der 1050 Stellen in Willstätt eingeleitet worden. Seither sind 29 Kündigungen ausgesprochen worden. Willstätt sollte außerdem Sitz von Emtec Magnetics werden.
Die Erfolge dieser Maßnahmen waren aber bisher eher bescheiden: »Wir hatten im letzten halben Jahr Aufträge, aber kein Material«, so Wolfgang Zink. Der Grund: Emtec steckt in anhaltenden Liquiditätsproblemen. Nach der Einleitung des Insolvenzverfahrens sollen heute Gespräche mit den Lieferanten geführt werden. Bei den Herstellern des Emtec-Rohmaterials – unbeschichtete Folie – handelt es sich zumeist um japanische Firmen, die ihre Fabrikation in Europa haben. Wolfgang Zink: »Wir haben ein gutes Auftragspolster und nach Aussage der Geschäftsleitung bleiben auch unsere Kunden bei der Stange.«
Mitarbeiter-Information
Noch diese Woche soll eine Betriebsversammlung für die Mitarbeiter stattfinden. Laut Zink haben die derzeit noch 1030 Beschäftigten in Willstätt erst am 6. Januar die Dezemberlöhne ausbezahlt bekommen. Die Jahresprämie war um 40 Prozent gekürzt worden.
»Trotz allem hoffen wir auf eine gute Zukunft. Es herrscht bei uns keine Weltuntergangsstimmung«, so Wolfgang Zink, der auch an die Politiker Hoffnung knüpft. »Die müssen jetzt mit Geld helfen: Nicht für die Sanierung, sondern für Investitionen«, spricht er die Landespolitiker in Stuttgart an.
Wie so vielen ging es gestern auch Willstätts Bürgermeister Artur Kleinhans. Auch für ihn kam der Insolvenzantrag von Emtec Magnetics »nicht völlig überraschend«, wie Kleinhans sagte. Seit längerem waren Gerüchte im Umlauf, die, so Wolfgang Zink, gerade in der vergangenen Woche noch einmal einen Höhepunkt erreicht hatten. »Heute ist absolute Ruhe«, konstatierte Zink mit einer gewissen Erleichterung, dass jetzt die Möglichkeit zu einer Neuorientierung besteht.
So sieht es auch Bürgermeister Kleinhans. »Im jetzigen Verfahren besteht die Chance für einen Neuanfang unter marktorientierten Bedingungen«, meinte der Willstätter Verwaltungschef.