Erdbebenschäden in Kork
Nach dem geothermie-induzierten Erdbeben im Dezember weisen Wände und der Kachelofen eines Korker Hauses große Risse auf. Unklar ist, wer für die Schäden aufkommt.
Am 4. Dezember wackelte kurz vor 7 Uhr die Erde. Doris Gabelmann konnte beobachten, wie sich die Schiebetür des Kleiderschranks von selbst öffnete, zudem gab es ein lautes Geräusch. Schnell ging sie ins Erdgeschoss ihres Elternhauses in der Korker Zirkelstraße, das sie gemeinsam mit ihrem Vater bewohnt.
„Das hat so gerumst, ich dachte, Papa wäre aus dem Bett gefallen“, sagt sie. Der 92-jährige war glücklicherweise wohlauf – doch die Wände im Wohnzimmer wiesen Risse auf, ebenso der Kachelofen.
Das 1927 erbaute Haus hatte im Jahr 1993 einen Anbau erhalten, in dem sich das großzügige Wohnzimmer befindet. Dort, wo die beiden Bauten aneinanderstoßen, klaffen jetzt halbfingerbreite Risse, ebenso zwischen Wand und Decke des Anbaus.
Auch der große, gemauerte Kachelofen weist jetzt Risse auf, was Doris Gabelmann besonders Angst macht: „Mein Vater sagt, dass es seitdem komisch riecht, wenn der Ofen angefeuert wird“, sagt sie.
Treten jetzt Gase aus?
Für sie ist klar: Vor allem der Schaden am Ofen muss schnell beseitigt werden, da sie nicht weiß, ob dort nicht schädliche Gase austreten. Außerdem stellt er die einzige Heizmöglichkeit im Untergeschoss dar. Der hinzugezogene Schornsteinfeger schätzt die Kosten auf bis zu 30 000 Euro, falls der Ofen auch im Inneren beschädigt ist und von einem Fachmann instandgesetzt werden muss.
Doch wer kommt für den Schaden auf? Die Versicherung hat zwar die Schäden begutachtet, doch übernehmen wird sie sie nicht: Da das Erdbeben von der Geothermieanlage im französischen Vendenheim ausging, also menschengemachten Ursprungs war, greift selbst eine Elementarschadenversicherung nicht.
„Man wird von einem zum anderen geschickt“, sagt Doris Gabelmann. „Es gibt in Deutschland keine Stelle, an die man sich wenden kann.“
Ihr Schwager hatte den Landtagsabgeordneten Willi Stächele angeschrieben. Dieser empfahl, sich an die Stadt Kehl oder den Ortsvorsteher zu wenden. Die Ortsverwaltung verwies wiederum auf den auf der Homepage der Stadt stehenden Link zur Geothermie-Firma Geoven, die die Anlage betreibt. Dort kann man etwaige Gebäudeschäden melden.
Auch Doris Gabelmann hat das Formular ausgefüllt. „Sie haben noch Bilder angefordert, aber seitdem habe ich nichts mehr gehört“, sagt sie. Auf französischer Seite wurden bis zum 19. Januar 309 Fälle gemeldet. Aus Deutschland sind allein nach dem neuerlichen Beben 106 Schadensmeldungen eingegangen, wie das Unternehmen mitteilt (siehe Artikel oben).
Bei den Gabelmanns haben sich die Risse verstärkt: Nach dem Beben letzte Woche sind nun auch an der Decke des Anbaus feine Haarrisse zu sehen.