Erfolgreiches Benefizkonzert der Lions-Clubs
In der katholischen Kirche Goldscheuer wurde am Samstag mit einem Benefiz-Konzert der dramatischen deutschen Geschichte des 9. Novembers gedacht. Organisatoren des Abends mit Musik und Tanz waren der grenüberschreitende Lions Clubs Strasbourg-Métropole-Europe und der Lions Club Lahr-Ortenau.
Zweck dieses außergewöhnlichen Erlebnisses war eine Spendensammlung für den Förderkreis soziale Dienste Kehl. Auf dem Programm der „Musikalischen Reise“ standen Musik, Tanz, Gesang, Texte zum Gedenken und Orgelmusik. Die Zuschauer wussten nicht, was sie erwartete, doch waren sie schnell gefangen von der Vielfalt des Angebots, die bei aller Abwechslung zusammen mit Texten zu den dramatischen November-Ereignissen ein harmonisches Gefüge bildete.
Geschichtsträchtiger November
Frankreich feiert am 11. November den Friedensschluss zum Ende des 1. Weltkrieges 1918. Im November 1923 scheiterte in München der erste Griff Hitlers nach der Macht, 1938 setzten Nationalsozialisten in der Reichspogromnacht jüdische Geschäfte und Synagogen in Brand, und 1989 fiel in Berlin die Mauer – allesamt Meilensteine der deutschen Geschichte.
Organist Dietmar Hacker hat die Orgel von sanft bis wuchtig in allen Variationen erklingen lassen – kirchliche und klassische Stücke wechselten mit poppigen Einlagen und Variationen. Einen tiefen Eindruck hat die zeitgenössische Tanztheater-Gruppe „Szene 2wei“ aus Lahr bei den Zuschauern hinterlassen. Das Ensemble mit sieben behinderten und nichtbehinderten Tänzern nutzte als Bühne die Mitte des Kirchenschiffes, wobei die Zuschauer im Kreis an den Wänden Platz genommen hatten. Die Szenen konzentrierten sich auf eine junge Frau im Rollstuhl, die mit ihren Partnern eindringliche Choreografien vorführte. „Bei unseren Performances möchten wir unserem Publikum ein bewusstes Miterleben ermöglichen“, sagen die Choreografen der Tanzgruppe, Timo Gmeiner und William Sanchez. Die Zuschauer waren von diesen ungewöhnlichen Stücken sichtlich beeindruckt, schließlich haben Auftritte behinderter Menschen auf öffentlichen Bühnen Seltenheitswert.
Sehr beeindruckend
Die Darbietung sei „sehr beeindruckend“ gewesen, sagte eine Kehlerin, die sich gleichzeitig „mehr Zuschauer“ für diese Vorstellung gewünscht hätte. Allerdings waren die Sitzreihen in der Kirche gut gefüllt.
Als Bilanz des Abends konnten über 1000 Euro an Spenden eingesammelt werden, sagte der Präsident des Lions Clubs Lahr-Ortenau, Architekt Achim Schlager. Für ihn „ein erfreuliches Ergebnis“. Der Förderkreis Soziale Dienste Kehl setzt sich ein für Menschen in schwierigen Situationen, Lebens- oder Sinnkrisen. Entwickelt hat er sich aus dem ehemaligen Krankenpflegeverein mit seinen christlichen und sozialen Wurzeln. Nach dem Motto „Brücken bauen, von Mensch zu Mensch“ engagiert sich die Gemeindebetreuerin Tanja Schindler. „Ich berate über die Pflege, organisiere Sachmittel und helfe bei Behördengängen“.
Hacker hat mit kirchlichen und poppigen Klängen die Vielfalt seines Instruments ausgeschöpft. „Die Orgel hat keine Pfeifen, die Töne klingen wie Pfeifenorgeln, sind es aber nicht. Es sind elektronische Teile.“ Hacker erzählt, er habe bis zu 100 Instrumente ausprobiert. „Bei dieser Orgel wusste ich sofort, dass dieser Klang der richtige für diesen Raum ist“. Er hat die Orgel am 1. April in der Goldscheuerer Kirche eingeweiht. „Sie hat einen weichen, romantischen Klang, der Gefühle erzeugt. Das ist das, was hier zählt“.
Formvollendet
Alles hat an diesem Samstagabend formvollendet zusammengepasst: Vom wechselnden Farbenspiel der Scheinwerfer über die nachdenklichen und sensiblen Texte von Peter Cleiß bis hin zum Musiker-Duo „A-Team“ des russischen Konzertpianisten Andrew Roussak und des Sängers Alexander Heidt. Sie setzten heitere Akzente mit „My Way“ von Frank Sinatra und „Halleluja“ von Leonard Cohen. Die Harmonie des Programms „war wie eine Fügung“, erklärt die Präsidentin des Lion Clubs Strasbourg-Métropole-Europe, Gertrud Deffner. Als überzeugte Anhängerin der neuen Orgel hat sie das Konzept erstellt und mit Hacker zusammen entwickelt. „Die Truppe Szene 2wei kannte ich schon und fand dieses Tanztheater extrem ausdrucksstark“, erklärt sie. „Und die Musiker kamen dazu, um dem Ganzen noch eine andere Note zu geben“.
Den Eindruck von Harmonie haben auch die Zuschauer mitgenommen. „Musik, Tanz und Texte haben perfekt zueinander gepasst. Und der prophetische Text von Erich Kästner, „Bei Hitlers brennt noch Licht“, fand ein deutscher Besucher aus Straßburg „heutzutage sehr angebracht“.