Europäische Wildkatze im Bodersweierer Wald entdeckt
Im Bodersweierer Wald lebt offenbar eine Europäische Wildkatze. Das belegen laut Pressemitteilung der Naturlandstiftung Baden die von ihr in Auftrag gegebenen DNA-Analysen.
Der Bodersweierer Wald ist um eine Rarität reicher: Dort hält sich die Europäische Wildkatze auf, die seit knapp 100 Jahren in Baden-Württemberg als ausgestorben gegolten habe, erklärt Michael Faller in einer Pressemitteilung. Der Mitarbeiter der Naturlandstiftung Baden studiert Naturschutz und Landschaftspflege. In den vergangenen Jahren allerdings werde die Wildkatze immer häufiger in der Rheinebene und auch in der Ortenau nachgewiesen, sagt Faller. »Daher freut es uns umso mehr, dass wir sie nun auch bei uns in Bodersweier nachweisen konnten.«
Der Verdacht hatte sich laut Marco Lasch vom Stiftungsvorstand bereits vor drei Monaten genährt: Fährten und Abdrücke auf dem Boden seien entdeckt worden, berichtet er auf Nachfrage der Kehler Zeitung. Mindestens zwei verschiedene Katzen hätten sich in der jüngeren Vergangenheit von einer Wildkamera im Bodersweierer Wald ablichten lassen. »Schon die Fellzeichnungen der Tiere legten die Vermutung nahe, dass es sich dabei um Wildkatzen handeln musste.«
DNA-Beweis
Den Beweis brachte den Naturschützern aber erst eine Haarprobe einer der Katzen, die an das Forschungsinstitut Senckenberg in Gelnhausen geschickt wurde, das sich auch mit Wildtierforschung beschäftigt und das Haarbüschel für 280 Euro einer Gen-Analyse unterzog.
Die Wildkatze, erklärt Michael Faller weiter, sei streng geschützt, da sie zu den sehr seltenen Waldbewohnern zähle. »Menschen bekommen das nachtaktive Tier kaum zu Gesicht. Es sind sehr scheue Tiere.«
Lockstock im Wald
An die Haare der Wildkatze sind die Bodersweierer Naturschützer über einen sogenannten Lockstock im Wald gekommen – ein angerauter Holzstab, der in den Waldboden geschlagen und mit Baldriantinktur besprüht ist. Baldrian habe auf Katzen eine Lockwirkung, die sie dazu bringe, sich am Lockstock zu reiben, erklärt Faller das Prinzip. »Die Fotoaufnahmen zeigen, dass sich die Wildkatze intensiv am Stock gerieben und auf diese Weise ihre Haare hinterlassen hat.«
Die Verwechslungsgefahr ist offenbar groß: Hauskatzen stammten zwar nicht von der Europäischen Wildkatze ab, sähen ihr aber sehr ähnlich, sowohl was die Schwanzform als auch die Fellfärbung anbelange. Marco Lasch: »Wir wollten sicher gehen, dass es sich auch wirklich um Europäische Wildkatzen handelt und nicht um eine gewöhnliche Hauskatze oder einen Blendling.« So würden die Nachkommen bei der Kreuzung von Wild- und Hauskatzen genannt. Neben Haar- könnten auch Kotproben als Nachweis untersucht werden. Andere Möglichkeiten zur eindeutigen Bestimmung seien nur an gefangenen oder tot aufgefundenen Tieren möglich.
Kaum Feinde
Besonders erwachsene Wildkatzen hätten in Deutschland nur wenig natürliche Feinde, wie Luchs und Wolf. Uhu, Seeadler, Steinadler oder Fuchs erbeuten meist nur Jungtiere, sagt Lasch zum Gefährungspotenzial. Warum die Anzahl der Wildkatzen in den vorigen Jahrhunderten abgenommen habe, sei bis heute nicht eindeutig zu beantworten. Unter anderem würden der Lebensraumverlust durch die fortschreitende Besiedelung durch den Menschen und der damit einhergehende Ausbau der Verkehrswege, wie auch die Bejagung als Ursachen angenommen.
Heutzutage werde die Wildkatze häufig Opfer im Straßenverkehr. Eine weitere Gefährdungsursache sei die immer stärkere Zerschneidung der Lebensräume durch neue Verkehrswege und Siedlungsmaßnahmen durch den Menschen und damit verbunden weiterer Lebensraumverlust.
Die Wildkatze sei streng geschützt und von der Jagd ganzjährig geschont. Sie verbringe fast ihr gesamtes Leben im Wald. Zum Schutz der Wildkatze sollten naturnahe, strukturreiche Wälder gefördert und erhalten werden, so Lasch.
Ein Nutzungsverzicht in Form von Bannwald auf Teilflächen des Waldes würde der Wildkatze ebenfalls zu Gute kommen. Dort finde sie geeignete Lebensraumbedingungen, wie zum Beispiel Baumhöhlen in alten oder abgestorbenen Bäumen zur Aufzucht ihrer Jungen. Verbindungskorridore aus Hecken und Bäumen zwischen Waldgebieten würden der Wildkatze bei ihrer Ausbreitung helfen, da sie große waldfreie Flächen nicht gerne durchquere. Zusätzlich könnten Leitzäune und Querungshilfen an Hauptverkehrsadern und Autobahnen die Anzahl der Verkehrsopfer verringern.