Kehl
Festungssteine bleiben Erinnerung an ihn
Hans-Jürgen Walter
17. November 2003
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Er ist in Halle geboren, hat unter anderem in Hamburg und Köln gelebt. Und doch hat kaum einer die Kehler Geschichte besser gekannt als er: Carl Helmut Steckner. Am Freitag ist er gestorben. Er wurde 87 Jahre alt.
Kehl. Carl Helmut Steckner war ein gern gesehener Besucher in unserer Redaktion. Und er war bei unseren Lesern ein geschätzter Autor. Immer wenn es gilt, Spuren der Kehler Geschichte aufzudecken, ihnen nachzugehen, Zusammenhänge darzustellen, ist Carl Steckner der kompetente Mann. In zahlreichen Artikeln vermittelt und erklärt er als freier Mitarbeiter der Kehler Zeitung die Geschichte Kehls, seit er 1971 hier seinen Wohnsitz aufgeschlagen hat.
Das Studium der Wirtschaftswissenschaften, der Kunstgeschichte und Archäologie nutzt Steckner nun für seine »Zweitbeschäftigung«: das Entdecken und vor allem Festhalten der Kehler Historie, aber auch der von Straßburg und darüber hinaus. Neben seiner Mitarbeit beim Europarat und bei der Straßburger Tageszeitung »Dernières Nouvelles d’Alsace« (DNA) pflegt er sein »Steckenpferd« mit viel Liebe und Akribie.
Und beharrlich verfolgt Steckner seine Ziele. Zu einer seiner Leidenschaften wird die Festung Kehl. Er belässt es nicht dabei, ihre Bedeutung aufzuzeichnen. Als das »Centrum am Markt« und später die neue Dresdner Bank gebaut werden, ist Carl Steckner auf der Baustelle. Er schafft es, dass gefundene Reste der Festungsmauer gesichert werden – auch wenn das eine kurzzeitige Bauverzögerung bedeutet. Und Steckner schafft es mit seinem beständigen Nachhaken schließlich, dass ein Teil der Festungsmauer jetzt für alle sichtbar auf dem Vorplatz der Dresdner Bank an der B 28 aufgebaut ist.
Die Festungssteine sind nicht das Einzige, was in Kehl die Erinnerung an Carl Helmut Steckner wach halten wird. Er ist einer der drei Autoren des Buches »Die lange Bruck – 600 Jahre Weg zum Nachbarn« (Kehl, 1989). Die lange Bruck, sie ist die Vorgängerin der Europabrücke. Und auf die kann Steckner von seiner Wohnung im Hochhaus ebenso schauen wie auf das Straßburger Münster.
Dieses könnte symbolisch für Steckners Interesse an der Architektur stehen. Er widmet sich den nach den Kriegen nur noch wenigen Kehler historischen Gebäuden, zeigt deren Geschichte auf und beschreibt die Stadtplanung, die einzelne Gebäude in Achsen die Endpunkte als Blickfang bilden lässt. Oder er skizziert diejenigen Gebäude, die nicht mehr existieren, wie den alten Bahnhof.
Kontakte ins Elsass
Es ist zwangsläufig, dass sich Carl H. Steckner im Historischen Verein engagiert. Dort wird der profunde Kenner der Kulturhistorie geschätzt. Er gilt als der »Außenminister« des Historischen Vereins Kehl-Hanauerland aufgrund seiner zahlreichen Kontakte zu den geschichtsbezogenen Institutionen im Elsass. Er verfasst Aufsätze für die Jahresbände »Die Ortenau« des Historischen Vereins für Mittelbaden. Und seine Publikationen erscheinen in den »Almanachen der Dernières Nouvelles d’Alsace«.
Carl Helmut Steckner ist auch ein Freund der Kunst. Er ist an der »Burg Giebichenstein« in Halle Schüler des Malers Prof. Charles Codel, Märchen-Illustrationen stammen von ihm ebenso wie Wandbilder. Und für das Bertelsmann-Lexikon »Spektrum der Kunst« zeichnet Steckner die Architekturgrundrisse.
Traum bleibt unerfüllt
Ein Traum von Carl Steckner bleibt unerfüllt: Er wollte in Kehl einen historischen Rundgang einrichten, einen Pfad, der zu den bedeutenden historischen Stätten der Stadt führt. Wie er sich diesen »Gang durch die Kehler Geschichte« vorgestellt hat, das ist möglicherweise im »Archiv Steckner« hinterlassen, das dem Historischen Verein Kehl vermacht ist.
Bis zuletzt kann sich Carl Steckner selbst versorgen, hat nichts von seiner Aufmerksamkeit verloren, meistert trotz allem mit Frische und Kraft die ihm auferlegte Bürde: den Krebs. Dieser lässt ihn am 14. November einschlafen. Im Kreise seiner Familie. In Hamburg. Dort hat er die letzten Tage verbracht. Dort findet am kommenden Montag die Trauerfeier statt. Seine letzte Ruhe findet Carl Helmut Steckner dort, wo er geboren ist. In Halle.