Kehl

Friedensstifter

Von Simona Ciubotaru
Lesezeit 3 Minuten
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23. September 2023
Musiker aus mehr als 50 Nationen beteiligen sich am Konzert. 

Musiker aus mehr als 50 Nationen beteiligen sich am Konzert.  ©Simona Ciubotaru

Am Weltfriedenstag sangen und spielten in der Stadthalle Musiker aus 56 Nationen zusammen.

Am vergangenen Donnerstag wurden das 50-jährige Bestehen der Hochschule Kehl sowie 60 Jahre Elysée-Vetrag mit einem multinationalen Konzert gefeiert. Initiator und gesamtmusikalischer Leiter des Projekts war Dirigent Johannes Ullrich.

Der Rektor der Kehler Hochschule, Joachim Beck, eröffnete den Abend mit einer inspirierenden Rede, in der er über die Bedeutung des Konzertes sprach, als „ein Zeichen des Friedens und der Verständigung, aber auch das Signal, dass Bürgerinnen und Bürger Europas sich klar zu Frieden und Freiheit, zu Demokratie und Rechtsstaatlichkeit bekennen.“

Es sangen das „Vokalensemble Hochschule Kehl“ und der „CHOeuR d’EUROPE“, in Begleitung des Ensembles „The Concert of Europe, orchestre européen Strasbourg“. Dieses bildete sich auf Einladung von Ullrich aus 56 hervorragenden Instrumentalisten. Sie stammen aus europäischen Nationen und den akkreditierten Beobachterstaaten beim Europarat (wie Mexiko und USA).

Der Visionär Ullrich überrascht immer wieder mit seinen Gästen. Dieses Mal waren es die preisgekrönten Chöre des Hartmanni-Gymnasiums Eppingen und des Sängerbundes Ittlingen, unter der Leitung von Timo Ducati und Bernd Söhner – eine enorme Bereicherung durch die kristallinen  Kinderstimmen.

Als Spagat zwischen meditativer, entrückter Musik und einer weltbezogenen, voller Dialektik, standen im Programm neun Sätze aus Karl Jenkins (geb. 1944) Oratorium „The Peacemakers“ versus Ludwig van Beethovens 3. Symphonie, „Eroica“.

Karl Jenkins gelang mit „The Peacemakers“ ein Geniestreich. Er verband darin Gebete aus verschiedenen Kulturen und Worte großer Friedensstifter miteinander, wie Mahatma Gandhi, Dalai Lama, Albert Schweitzer, und bettete sie in einer filigranen Klangtextur ein.

Ullrich dirigierte das Stück ganz im Sinne der „Wiederentdeckung der Langsamkeit“: Bei einer feinfühligen Kalibrierung der musikalischen Dynamik und der Interaktionen zwischen den Instrumenten sind auch große Bögen mit immenser Spannung in ganz langsamen Tempi auszuhalten. Dann transzendiert die Musik die Grenzen der Zeit und des Intellekts, und eröffnet die Tore einer tieferen Dimension – die des erweiterten, meditativen Bewusstseins.

Der Zuhörer wird von der Schönheit „überschwemmt“. Der Körper schwingt eins mit der Harmonie, Nada Brahma – „die Welt ist Klang“ – wird unmittelbar erfahrbar.

Der mexikanische Violinist und Konzertmeister Raúl Teo Arias verzauberte das Auditorium mit seinem beseelten Solo in Jenkins Satz „Solitude“. Unter seiner Hand klingt Musik wie aus einer anderen Welt. Ebenfalls beeindruckte Guilherme Brandao aus Brasilien (Flöte/Bassflöte) mit seinem Solo im Satz „Inner peace“: schwebend, introvertiert. 

Als Gegenpart standen die stürmischen Tempi in der „Eroica“, Beethovens Unruhe, Trauer und Apotheosen. „Eine sportliche Hochleistung“, kommentierte ein Zuhörer, der oft bei den Konzerten anzutreffen ist. Vielleicht manchmal zu „sportlich“?

Dabei glänzten beim Solopart Angelika Bellin (Violine), Katharina Hirsch (Oboe), Stephanie Kessler (Flöte/ Bansuriflöte), Kyrill Rybakov aus Russland (Klarinette/Sopransaxofon), Andreas Groll (Fagott), der Franzose Frank Bedez (fretless/bass guitar)  und der Amerikaner Andrew Hale (Horn). An der Pauke schlug Paul Wirtz (aus Luxemburg) nicht nur die Rhythmen - sein Instrument „sang“ buchstäblich.

Obschon sie zusammen nur an drei Tagen geprobt hatten, gelang es dem Ensemble, dem Publikum ein unvergessliches Erlebnis zu schenken. Die Musiker wurden vom Publikum mit minutenlangen Applaus-Tsunamis und „Bravo“-Zurufen im Stehen gefeiert.

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