Für Gäste in Kehler Kirche geht Sonne auf

Tosenden Applaus gab es für Wolfgang Joho (von links), Ellen Oertel, Horst Kiss, Lea Balzar und Andreas Dilles sowie Moderatorin Silke Kreutzer-Bréhier. ©Simona Ciubotaru
Die künstlerisch gestaltete Andachtsstunde unter dem Motto „Hoffnung – Espérance“ in der Kehler St. Nepomuk Kirche zog die zahlreichen Zuhörer in ihren Bann und schenkte ihnen Zuversicht.
In der St. Nepomuk Kirche fand am Sonntag erneut eine künstlerisch gestaltete Andachtsstunde unter dem Motto „Hoffnung – Espérance. Lebensfreude in der Krise“ statt. Ein zahlreiches Auditorium genoss die Geschichte, die von einem auserlesenen musikalischen Programm umrahmt wurde.
Es gibt Momente von Schönheit, Begegnungen und Worte, die besonders in schwierigen Zeiten im Bewusstsein und im Herzen der Menschen anfänglich wie Lichtkörner schimmern, dann aber zu Lichtblumen werden und darauf zu kleinen Sonnen, die fortwährend leuchten und einem dabei helfen, Ängste, Sorgen und die Einsamkeit auszuhalten. Auch sich neu zu orientieren, zum Pol der Hoffnung hin, zu neuen Inspirationen und Wege durchs Leben. Genau das schenkt das Künstlerteam des Theaters der zwei Ufer den Zuhörern mit einem Programm, das sich stets durch eine hohe Qualität der Inhalte und der Mitwirkenden auszeichnet.
Am Sonntag wurde Vivaldi von Lea Balzar (Violine), Wolfgang Joho (Bratsche), Ellen Oertel (Cello) und Andreas Dilles (Orgel) sehr beseelt gespielt. Hinzu kam eine Komposition von Dilles – eine Vertonung von einem Teil der vorgetragenen Geschichte. Das Lied von seltener Schönheit sang das junge Multitalent Lea Balzar, die mit ihrer Darbietung unheimlich berührte. Schauspieler Horst Kiss trug Christine Mühlbergers Geschichte „Wie die Sonne in das Land Malon kam“ vor. Als Zuhörer wurde man von seiner sonoren Erzählerstimme getragen und gleichzeitig wachgerüttelt.
Die Allegorie erzählt von einem Land, wo die Menschen in Dunkelheit lebten und die Sonne gar nicht kannten. Und noch mehr, jeder lebte in seinem Haus allein, von hohen Mauern umgeben, bar jeder konstruktiven Kommunikation, ohne Güte oder Empathie, ohne Kooperation mit den anderen und ohne jegliche Form von Freundschaft. Die Finsternis von draußen wurde zu ihrer inneren Natur. Aber eines Tages kam dort ein Wanderer vorbei, ein Kind des Lichtes, der ganz andere Eigenschaften hatte – vielleicht wurde Christus selbst damit gemeint. Er begann den Menschen aus Malon über die Sonne zu erzählen. Die Maloner kamen dabei aus ihrer Isolation heraus, öffneten sich den Geschichten des Wanderers, entdeckten die anderen und wie schön es war, zusammen zu sein, friedlich miteinander zu kommunizieren und einander zu helfen.
Dann brachte sie der Fremde auf die Spitze des Berges, wo sie alle zum ersten Mal die Sonne sahen. Ihr Leben veränderte sich darauf grundsätzlich, so wie auch ihr Inneres. Sie wurden wieder menschlich, gütig, positiv.
Die Geschichte wurde mit Bedacht ausgewählt, denn sie spiegelt ein Stück weit unsere Zeiten wider. Sie mahnt auch: Man möge sich nicht dem Egoismus und Mangel an Empathie hingeben, sich nicht davon verführen lassen, sondern die positiven Qualitäten, das, was uns zu Menschen macht, pflegen – die Blumen des Lichts, die kleinen Sonnen, die im Bewusstsein und in der Seelen groß werden und leuchten.