Auszubildende gewinnen und den Fachkräftenachwuchs für das baden-württembergische Gastgewerbe sichern: Das ist das erklärte Ziel der Nachwuchskampagne »Wir Gastfreunde« des Hotel- und Gaststättenverbands Dehoga Baden-Württemberg. Seit 2016 tourt das »Gastro-Mobil« durchs Ländle und macht an Schulen und Info-Messen Halt. 

»Wir wollen Chancen aufzeigen und ermöglichen. Wir kommen zu den Interessierten und möchten die Attraktivität des Gewerbes veranschaulichen«, sagte Vera Hutzelmann, Referentin Kommunikation bei Dehoga. Baden-Württemberg schieße aus Mitteln des Europäischen Sozialfonds 70 Prozent der Summe für das Projekt (inklusive »Gastro-Mobil«) zu, 30 Prozent bestreite der Dehoga aus Eigenmitteln.  

Am Montag standen drei Experten aus der Praxis von 9 bis 15 Uhr auf dem Schulhof der Gewerblichen und Hauswirtschaftlichen Schulen Kehl Jugendlichen beratend zur Seite: Neben Martin Eberhard, ehemaliger Gastronom eines Restaurants im Schwarzwald, und Sigi Lechler, der als Koch die Welt auf einem Kreuzfahrtschiff bereiste und zuletzt bei der Formel 1 arbeitete, war auch Martin Berl, Vorstandsmitglied der Dehoga-Kreisstelle Kehl und Inhaber des Gasthauses »Zum Ochsen« in Marlen, vor Ort. Insgesamt drei Schulklassen aus Kehl waren angemeldet; spontan Interessierte blieben vor dem Bus stehen und nahmen die Hilfe dankend an, berichtete Eberhard.

Falsche Vorstellungen

»Viele Schüler haben noch immer falsche Vorstellungen von Gastronomie-Berufen – auch wegen den Arbeitszeiten. Wir wollen Vorurteile wegschaffen«, versicherte Berl. Das Gastro-Gewerbe biete nach der Ausbildung viele Möglichkeiten: »Nach oben sind keine Grenzen gesetzt. Man findet immer Arbeit und das auf der ganzen Welt.« Die Auszubildenden aus Baden-Württemberg seien international gefragt. 

Mit viel Spaß und Action vermittelte das »Gastro-Mobil« – ein multimedial ausgebauter Linienbus – den Jugendlichen spannende Einblicke in sechs Ausbildungsberufe (siehe Info). Mit interaktiven Spielen wolle der Verband die Lernenden an das Gewerbe heranführen, erklärte Berl das Konzept.

Draußen konnte die Schülerschaft auf einem beweglichen Surfbrett mit Blick auf einen Bildschirm durch die weltweite Hotellandschaft gleiten. Während es die körperliche Balance zu halten galt, mussten Fragen rund um die Gastronomie beantwortet werden. Künstlich erzeugter Wind und Schaum unterstrichen das wackelige Erlebnis. Nebenan bereisten sie in einem Aufzug, dem »Gastro-Express«, auf vier Etagen verschiedene Länder und deren Hotels. Ein Selfie durfte im Anschluss geschossen werden. 

»Gastro-Lounge« 

Ausgestattet mit einem Fragebogen beschritten die Schüler das Innere des Busses, das einem schicken Hotel glich. Dort deckten sie unter anderem nach eigenen Vorstellungen einen Tisch ein, testeten an einer Gewürz-Bar ihren Geschmackssinn und schätzten das Gewicht von Lebensmitteln ab.

Zum Schluss wartete Lechler auf die Schüler vor der »Gastro-Lounge«: In gemütlichem Ambiente wurden sechs Kurzfilme abgespielt, die praxisnah Auszubildende auf ihrem Weg in der Gastronomie zeigten. »Mit rund 14 Jahren wissen Jugendliche oft noch nicht, was sie beruflich machen wollen«, sagte Lechler.  »Ich will sie motivieren und ihnen eine Eintrittskarte für ein Schnupperpraktikum mitgeben, das im besten Fall zu einer Ausbildung führt.«