Gemeinderat berät: Wie geht es mit den Kehler Bädern weiter?
Am Mittwochabend befasst sich der Kehler Gemeinderat bei einer Sondersitzung mit dem Thema »Bäderlandschaft«. Für einen Weiterbetrieb des maroden Hallenbads sieht die Verwaltung keine Chance – aus Gründen der Wirtschaftlichkeit. Bäder-Aktivist Gerd Baumer widerspricht.
Wenn der Kehler Gemeinderat am Mittwochabend, 18 Uhr, im Rathaus zu seiner nächsten Sitzung zusammenkommt, dann nur aus einem einzigen Grund: Das Gremium soll sich mit der Zukunft der sogenannten Kehler Bäderlandschaft befassen und einen Sachstandsbericht der Verwaltung zur Kenntnis nehmen.
Bereits im Rahmen eines Bürgerdialogs, der am 18. Mai in der Stadthalle stattfand, hatte die Verwaltung fünf mögliche Szenarien skizziert, die von einer Reparatur des maroden Hallendbaddaches über eine Generalsanierung der bestehenden Einrichtung, einem Neubau am neuen Standort bis hin zum Bau eines Ganzjahresbads am Kehler Freibadstandort mit beziehungsweise ohne Beibehaltung des Auenheimer Freibads reichten.
Gutachten aus Bad Urach
In seinem Gutachten zeichnet das damit beauftragte Ingenieurbüro Fritz Planung aus Bad Urach hinsichtlich einer Hallenbadsanierung nun ein düsteres Bild: Zu den Kosten einer Dachreparatur in Höhe von 700 000 Euro würden sich laut Verwaltungsvorlage weitere zwei Millionen Euro gesellen. Der Grund: Auch die alte Hallenbadtechnik im Keller stehe kurz vor dem Ausfall, und die Statik des Beckens sei gefährdet. Zu teuer, außerdem zu zeitaufwendig, findet die Stadtverwaltung und empfiehlt dem Gemeinderat, diesen Plan deshalb nicht weiter zu verfolgen.
Stattdessen beabsichtigt das Rathaus, eine »Konzeptgruppe Bäderlandschaft Kehl« ins Leben zu rufen, der neben Gemeinderäten, Verwaltung, dem Bademeister, Vereinen und Schulen auch »sachkundige Bürger« angehören sollen. Diese Gruppe solle ein Bäderkonzept erarbeiten mit dem Ziel im Jahr 2023 ein Ganzjahresbad einzuweihen. Übergangsweise würde nach Ausweichmöglichkeiten beispielsweise in Form eines zwischen Kehl und Straßburg verkehrenden »Bäderbusses« gesucht.
Baumer schmeckt’s nicht
Einem schmeckt dieser Verwaltungsvorschlag so gar nicht: Gerd Baumer hat nach eigenen Angaben bislang 14500 Unterschriften für eine sofortige Hallenbad-Deckensanierung gesammelt. Er und die anderen Petenten wehren sich gegen die im April verkündete »Schließung auf unbestimmte Zeit«. Dieser Forderung hat der 69-jährige ehemalige Grünen-Stadt- und Kreisrat nun im Vorfeld der Gemeinderatssitzung durch einen Brief an den Oberbürgermeister und die Gemeinderatsfraktionen ein weiteres Mal Nachdruck verliehen. Die Kosten für eine Hallenbadsanierung würden »fiktiv hochgerechnet«, argumentiert Baumer in seinem Schreiben, das er auch der Redaktion der Kehler Zeitung zur Verfügung gestellt hat. Der Hallenbad-Aktivist verweist darauf, dass der schlechte Zustand der Bädertechnik bereits seit zwei Jahrzehnten »im Gespräch und angemahnt« worden sei. Dies habe aber »bisher nicht zu dem Ansinnen geführt, das Hallenbad zu schließen«. Baumer ist davon überzeugt, dass die Technik noch einige Zeit – bis das Ganzjahresbad steht – durchhalten würde. Drei Jahre, meint Baumer, länger benötige ein solcher Bau nicht.
Vorwurf an Verwaltung
Hinsichtlich der Möglichkeit einer Dachsanierung wirft Baumer dem städtischen Gebäudemanagement »Untätigkeit und Hinhaltetaktik« vor und mahnt nun zur Eile: »Bis die von der Stadtverwaltung vorgeschlagene Lösung mit einem Hallenbad zu starten 2021 greift, ist der Schwimmverein Kehl und das DLRG ausgetrocknet. Hier werden dem Ehrenamt die notwendigen Grundlagen entzogen oder deutlich erschwert.«
Auch den Schulsport sieht Baumer beim vorgeschlagenen Konzept der Verwaltung als gefährdet an: »Schulen, die derzeit nicht einmal die Hallenbadtrainingszeit im Schulzentrum Kehl in vollem Umfang ausschöpfen, werden wohl kaum die erschwerten Bedingungen in Straßburg wahrnehmen.«
Hallenbad ist Fledermaus-Zuhause
Mehrere Zwergfledermäuse haben sich im Dachbereich des Kehler Hallenbades angesiedelt. Dies haben Mitarbeiterinnen des Bereichs Stadtplanung/Umwelt festgestellt, nachdem immer wieder einzelne Fledermäuse im Gebäude gesichtet worden waren. Die Zwergfledermaus ist nach den FFH-Richtlinien (Fauna, Flora, Habitat) besonders streng geschützt, wie die Stadtverwaltung in einer Pressemitteilung schreibt. Der Bereich Stadtplanung/Umwelt wird deshalb mit dem für Tier- und Artenschutz zuständigen Landratsamt darüber beraten, was hinsichtlich der Ansiedlung zu tun ist. In der Gemeinderatssitzung am Mittwoch, 12. Juli, wird die Verwaltung ausführlicher über das Thema informieren.