Gerda Hoffmann führt "Kittersburger Mühle" seit 35 Jahren
Seit 35 Jahren betreibt Gerda Hoffmann die „Alte Mühle“ bei Kittersburg. Diesen „runden Geburtstag“ wollte sie eigentlich groß feiern – doch Corona machte ihr einen Strich durch die Rechnung.
Seit einer Woche darf auch die „Kittersburger Mühle“ wieder Gäste bewirten. „Die Leute waren glücklich“, erzählt Gerda Hoffmann. „Das Telefon stand nicht mehr still. Und viele haben uns gesagt: ‚Wir sind froh, dass ihr wieder da seid‘.“
Abenteuer Gastronomie
In diesem Jahr ist es 35 Jahre her, dass sie und ihr Mann Edgar ihr bisheriges Leben an den Nagel hängten, die alte Mühle kauften und sich ins Abenteuer Gastronomie stürzten. Eine gute Bekannte hatte ihren Mann darauf aufmerksam gemacht, dass die Mühle zum Verkauf steht. Damals gab es dort noch Pferdestallungen. Und die Bauern der Umgebung konnten hier ihre Feldfrüchte – Gerste, Braugerste, Mais und anderes Getreide – abliefern und wiegen lassen. Nach getaner Arbeit trafen sie sich in der kleinen Kneipe, die die Mühle damals schon hatte, zum Schwätzchen beim Feierabendbier.
Mühle war abbruchreif
Doch im Grunde war die Mühle reif für die Abrissbirne. Außerdem waren sie beide nicht vom Gastronomie-Fach. Doch ihr Mann ließ sich nicht von seinem Plan abbringen. Und so nahmen sie viel Geld in die Hand und investierten viel Eigenarbeit, um aus der maroden Bauernkneipe mit den Jahren den schmucken Landgasthof zu machen, der er heute ist. Aus den Stallungen machten die Hoffmanns einen großen Veranstaltungsraum mit Platz für rund 80 Gäste. Der Innenhof wurde gepflastert – heute unbestritten einer der größten und schönsten Biergärten im Hanauerland. 1992 kam der Kiosk hinzu, sodass die Gäste auch draußen bewirtet werden konnten.
Nur ihr Hund konnte mitfeiern
Ihr rundes Dienstjubiläum wollte Gerda Hoffmann eigentlich mit ihren Gästen groß feiern. Für den Pfingstmontag hatte sie die Fidelen Oldies engagiert, eine 24-Mann-Kapelle, die live für Unterhaltung sorgen sollte. Doch angesichts der Ungewissheit, wie sich die Corona-Pandemie weiter entwickelt und wie lange die von der Regierung verhängten Beschränkungen dauern würden, musste sie absagen. „Den runden Geburtstag hab ich ganz allein gefeiert – mit meinem Hund ‚Carlo‘“, erzählt Gerda Hoffmann. Für ihr Personal musste sie Kurzarbeit anmelden. Sonntags gab es einen Abholservice, und am Kiosk wurden Getränke ausgegeben.
Ein stiller Maifeiertag
Normalerweise geht es in der „Alten Mühle“ ab dem Frühjahr rund – zumal das Wetter in diesem Jahr an vielen Tagen zum Rausgehen animierte. Vor allem bei Ausflüglern ist das Lokal beliebt und wird an Feiertagen wie etwa dem 1. Mai gerne angesteuert. Diesmal war’s ein stiller Maifeiertag. Aber „wir haben es alle gut überstanden“, freut sich die resolute Mühlen-Chefin. „Ich habe gute Jahre gehabt und konnte die Zeit ganz gut überbrücken.“
Corona als „Dämpfer, den wir gebraucht haben“
Und wer weiß, wozu der Corona-„Shutdown“ gut war. „Das war ein Dämpfer, den wir gebraucht haben“, glaubt Hoffmann. „Viele Leute haben den Respekt vor allem verloren. Die nehmen es als selbstverständlich hin, wenn es ihnen gut geht. Da sagt kaum einer mal ‚Danke‘. Und wenn es ihnen schlecht geht, wird gemeckert.“ Aber sie sei ein gläubiger Mensch, sagt sie, „und ich hab‘ mir immer gesagt: Gerda, es geht vorbei.“
Immerhin konnte sie an Christi Himmelfahrt wieder die Vatertags-Ausflügler willkommen heißen. Und ab jetzt hat die Mühle jeden Tag geöffnet – Ruhetage gibt’s nicht.
„Ich liebe diese Mühle“
Ausdrücklich dankt Gerda Hoffmann ihrem Mitarbeiter-Team, das ihr auch in der Zeit des „Shutdown“ die Treue gehalten habe. Und sie freut sich, wieder loslegen zu dürfen. „Wenn ich hier draußen sitze und die Bäume anschaue – das gehört alles mir! Wer kann das schon von sich behaupten? Ich bin die glücklichste Frau der Welt! Ich liebe diese Mühle – auch wenn es viel Arbeit macht.“
Gerda Hoffmann
Gerda Hoffmann stammt aus einer kinderreichen Familie mit acht Geschwistern. Geboren wurde sie in Wolfen (Kreis Bitterfeld). Als sie sieben Jahre alt war, flüchtete die Familie aus der damaligen DDR in den Schwarzwald nach Villingen. Dort ging sie zur Schule, anschließend machte sie eine Lehre als Metzgereifachverkäuferin. Vier Jahre arbeitete sie in ihrem erlernten Beruf, später arbeitete sie auch eine Zeitlang bei der Post.
Ihren Mann Edgar, der aus Düsseldorf stammte und als Vertriebsmitarbeiter im Außendienst tätig war, heiratete sie 1968. 2007 verstarb er nach kurzer, schwerer Krankheit.