Goldscheuer startet neuen Anlauf für Ende des Badeverbots
Die Ortsverwaltung Goldscheuer hat einen erneuten Anlauf zur Aufhebung des Badeverbots an der Badestelle gestartet. Diesmal wendet sich Ortsvorsteher Richard Schüler mit seiner Bitte um entsprechende Prüfung direkt an das zuständige Gesundheitsamt des Kreises. Schüler verweist dabei auf die Badegewässer-Verordnung des Landes.
Anfang Mai zeigte das Gesundheitsamt des Ortenaukreises dem Naturbad die »Rote Karte«, da sich die Wasserqualität gemäß EU-Badegewässerrichtlinie im Verlauf der letzten Jahre kontinuierlich verschlechtert hatte. Zudem waren kurz zuvor, wie schon einmal 2017, erneut Darmbakterien im Wasser festgestellt worden. Das Gesundheitsamt hatte daher noch vor Beginn der diesjährigen Badesaison die Wasserqualität als »mangelhaft« eingestuft – und bislang keine Bereitschaft erkennen lassen, an dieser Einschätzung etwas zu ändern. Seitdem ist der Badesee durch die Stadt als Ortspolizeibehörde mit Metallgittern, Trassenband und Schildern abgesperrt.
»Trotzdem stehen Eltern mit Kindern da und fragen uns: Was ist da los?«, berichtet Richard Schüler. Der Goldscheuerer Ortsvorsteher ist sauer auf die Behörde. Denn nach seiner Auffassung gibt es inzwischen gute Argumente, das Badeverbot aufzuheben.
Sieben Wasserproben waren einwandfrei
Nach seinen Angaben sind seit Inkrafttreten der Sperrung siebenmal Wasserproben veranlasst worden – sowohl von der Stadt Kehl als auch vom Landratsamt. Und alle sind negativ ausgefallen – haben also keine Belastungen mit Bakterien oder anderen Schadstoffen ergeben.
Gewässerdynamik ist besser geworden
Dies führt Schüler auf mehrere Maßnahmen zurück. So hat die Stadt inzwischen die beiden Badestege abgebaut – die Deutsche Gesellschaft für das Badewesen (DGfdB) in Essen hatte dies empfohlen, weil sie die Gewässerdynamik beeinträchtigten. Außerdem hat sich die Gewässerdirektion auf Initiative der Stadt bereit erklärt, mehr Wasser aus den Uhlseen durch das Altwasser, die Badestelle und den Mummelsee zu führen. Der Sandbereich wurde laut Schüler grundlegend gesäubert, und Anfang August wurde auch erneut ein Mähboot eingesetzt, um den relativ starken Unterwasserbewuchs zu entfernen.
Nur noch vier Gänse
Vor allem jedoch hat sich laut Schüler die Zahl der im Umfeld der Badestelle lebenden Nilgänse mehr als halbiert – von bis zu 14 in den letzten Jahren auf derzeit maximal vier. Deren Kot hatten die Experten als Ursache für die Belastung des Badewassers mit Bakterien identifiziert. Dass die Zahl der dort lebenden Gänse zurückgegangen ist, ist nach Schülers Angaben auch den Vergrämungsmaßnahmen durch den zuständigen Jagdpächter zu verdanken. Auch sei nicht auszuschließen, dass der Lärm der Baustelle an der Zufahrt zur Badestelle die Vögel vertrieben haben könnte. Bekanntlich werden dort derzeit als Begleitmaßnahme zum Umbau der Ortsdurchfahrt Goldscheuer zwei Parkplätze nebst Fahrradabstellplätzen angelegt.
Bezug auf Badegewässer-Verordnung des Landes
Schüler bittet denn auch das Gesundheitsamt in einem Schreiben, das der Kehler Zeitung vorliegt, zu prüfen, »ob nicht angesichts der veränderten Rahmenbedingungen in der Badestelle Goldscheuer die Initiative zur Verfügung eines Badeverbots aufgehoben werden kann«. Dabei beruft er sich jedoch nicht auf die EU-Badegewässer-Richtlinie, sondern auf die Badegewässer-Verordnung des Landes (siehe »Stichwort«-Kasten). Diese sei dem Gesundheitsamt wahrscheinlich nicht bekannt, mutmaßt er. »Wir meinen, wir haben die entsprechenden Nachweise geführt«, bekräftigt er.
»Wenigstens 2019 was haben«
Ob es allerdings in diesem Jahr noch was wird, erscheint auch Richard Schüler unwahrscheinlich. Schließlich endet die Badesaison bereits am 15. September. Es gelte nun »zu erreichen, dass wir wenigstens 2019 was haben«.
Was die Verordnung sagt
Laut Badegewässer-Verordnung des Landes haben die Gemeinden im Benehmen mit der Unteren Verwaltungsbehörde dafür zu sorgen, dass alle Badegewässer zumindest »ausreichend« sind. Jedoch können auch zeitweilig als »mangelhaft« eingestufte Gewässer den Anforderungen genügen, wenn bei jedem dieser Gewässer mit Wirkung ab der Badesaison, die auf diese Einstufung folgt, »angemessene Maßnahmen zur Vermeidung, Verringerung oder Beseitigung der Ursachen der Verschmutzung« ergriffen werden.
Nur noch »Badestelle«
Das Naturbad Goldscheuer ist künftig kein »Bad« mehr, sondern nur noch eine »Badestelle«. Auch diese Neueinstufung geht auf eine Empfehlung der Deutschen Gesellschaft für das Badewesen zurück. Hintergrund ist, das es dort noch nie eine Badeaufsicht gab. Unfälle gab es zwar nie, dennoch entspricht das Fehlen einer Aufsicht nach Einschätzung des Badischen Gemeinde-Versicherungsverbandes (BGV) nicht mehr der bestehenden Versicherung. Demnach müsste die Stadt als verkehrssicherheitspflichtiger Betreiber eine Badeaufsicht mit eigenem, fachlich qualifiziertem Personal vorhalten. Bei einer »Badestelle« hingegen sind die Bestimmungen weniger streng.