„Goldschiers“ Amtsträger sind entmachtet
Die „Krutblättsche“ und „Groß Herd fun Goldschier“ stürmten gestern das Rathaus in Goldscheuer und enthoben Ortsvorsteher Richard Schüler und seine Mannschaft ihrer Ämter. Allerdings: Die „Spatzennest“-Kinder konnten diesmal am Triumph der Narren nicht teilhaben.
So gegen 9 Uhr am gestrigen Schmutzigen Donnerstag rotteten sich die Narren der „Krutblättsche“ und „Groß Herd fun Goldschier“ vor dem Goldscheuerer Rathaus zusammen. Eine Leiter wurde an die Außenfassade angelegt und die Fahnen beider Zünfte in die dafür vorgesehenen Löcher in der Wand gesteckt – als äußeres Zeichen, dass die Machtübernahme der Narren im Goldscheuerer Süden von Erfolg gekrönt war.
Danach zogen die Narren beider Zünfte feixend und mit viel lautstarker Stimmungsmusik aus dem mitgeführten „Tango-Diesel“ und dem ohrenbetäubenden Krach der Rätschen in den Sitzungssaal ein, wo sonst die honorigen Damen und Herren des Ortschaftsrats tagen.
Kinder vermisst
In diesem Jahr hatte Markus Schäfer, Oberzunftmeister der „Krutblättsche“, noch einen Grund mehr, von Ortsvorsteher Richard Schüler die Herausgabe des überdimensionalen Rathausschlüssels zu fordern: Der städtische Kindergarten habe den Kindern nämlich „verboten, am ‚Schmutzige‘ mit uns ze fiere. Des kann nit sin. Fasnacht isch jahrhundertealte Tradition.“
Die Sache lag aber dann doch ein bisschen anders als von Markus Schäfer beschrieben. Tatsache ist: Das „Spatzennest“ blieb am „Schmutzigen“ in diesem Jahr geschlossen. Diesen Entschluss hätten Kindergartenleitung und Elternbeirat kürzlich gemeinsam gefasst – weil es aufgrund von mehreren Krankheitsfällen derzeit ein „Defizit in der Betreuung“ gebe, wie Schüler es – „typisch Beamter“ eben – ausdrückte. Auf jeden Fall habe diese Entscheidung nichts mit falsch verstandener Rücksichtnahme auf kulturelle oder religiöse Befindlichkeiten von Menschen mit Migrationshintergrund zu tun, beteuerte er. Wäre ja auch noch schöner.
Bedauerlich sei jedoch, dass die Entscheidung ohne Rücksprache mit der Stadt als Kindergartenträger getroffen worden sei. Auf jeden Fall müsse dies „eine Einmaligkeit bleiben“, versprach er der ihn umringenden Narrenschar.
Machtverlust
Um die vorübergehende Entmachtung bis Aschermittwoch kam Richard Schüler deshalb natürlich trotzdem nicht herum. Und da, wie Markus Schäfer anmerkte, der Ortsvorsteher nicht mehr der Jüngste ist, musste die gesamte Rathaus-Besatzung ihrem Chef bei der Übergabe des Rathausschlüssels helfen. Aber mit einem Gläschen Schampus, Saft oder Schorle und angesichts eines reich mit Brezeln und Süßigkeiten gedeckten Ratstisches ließ sich der Machtverlust auch gut verschmerzen.
Abends wurde dann mit viel Remmidemmi nebenan im alten Schulhaus gefeiert.