Gotteshaus in Narrenhand
„Einfach genial , super, spitze!“ Mit solchen Worten lobten die Besucher den Narrengottesdienst am Samstag in der Willstätter Kirche in den höchsten Tönen. Nach zweijähriger coronabedingten Pause fand wieder ein ökumenischer Gottesdienst in der Willstätter Kirche statt, der von den Willstätter Hexen mitgestaltet wurde.
Über 100 Besucher, nicht nur aus Willstätt, waren zu diesem Narrengottesdienst, der von den Pfarrern Uli Henze und Rüdiger Kopp gehalten wurde, in die Willstätter Kirche gekommen – die meisten von ihnen in närrischer Kleidung. Und so sah man die Besucher in bunten Kappen, Blumenketten und sogar vereinzelt im Kuh-Ganzkörperkostüm in den Bankreihen sitzen.
Vor dem Gottesdienst versuchte sich der Hexennachwuchs beim Läuten der Glocken von Hand wie anno dazumals. Dabei stellte sich schnell heraus, dass dies nicht einfach war. Wer zu wenig wog, wurde schnell mal in die Höhe gezogen.
Zur Musik „Ein bisschen Frieden“, gespielt auf der Orgel von Dietmar Hacker aus Neumühl, zogen die beiden Pfarrer Uli Henze und Rüdiger Kopp im Gefolge der Willstätter Hexen in die Kirche ein.
"Man droht den Schafen mit Kirchenstrafen"
Zum Gottesdienst gehörten wie zu jedem anderen Gottesdienst auch Gebete, Fürbitten und eine Predigt. Diese hielten Uli Henze und Rüdiger Kopp in Form von Reimen. Im Mittelpunkt der Predigt stand die Ökumene. Und so waren zur Belustigung der Anwesenden zum Beispiel solche Sätze zu hören: „Im Knopfloch mehr als eine Träne / hab ich beim Stichwort ‚Ökumene‘“. „‚Ökumene‘, das heißt Wohnen / in einem Haus – das wird sich lohnen. Doch hier gibt‘s keinen Vorwärtsschritt, im Gegenteil: s‘wär an de Zit, dass beide Kirchen sich mehr regen / und aufeinander zu bewegen. Mit Protestanten am Altar, das ist für Rom nicht vorstellbar, deshalb droht man mit Kirchenstrafen / und verbietet es seinen Schafen“, so die beiden Pfarrer.
Gemeinsam wurde aber nicht nur gebetet, sondern auch Kommunion gefeiert. Der Hexensamen und die Hexenteenies tanzten vor dem Altar, dafür gab es von den Kirchenbesuchern viel Beifall für den Zunftnachwuchs wie auch für die beiden Pfarrer.
„Die Kollekte dieses Gottesdienstes“, erläuterte der Vorsitzende der Willstätter Hexen Christian König, „geht wie auch die Spenden beim Zunftmeisterempfang am Fasnachtssonntag an die Kehler Tafel“, und Uli Henze fügte hinzu: „Seid Scheinewerfer – wir bitten um eine stille Kollekte, es darf ruhig rappeln und muss nicht klimpern.“
Musikalisch unterhielten Philipp Zink mit seiner Gitarre und Dietmar Hacker an der Orgel die Gottesdienstbesucher.