Grundschule Goldscheuer ist "Gesunde Schule"
Was hat Gesundheitsvorsorge mit Schulbildung zu tun? Die Antwort darauf gibt das Projekt »Präventionsnetzwerk Ortenau« (PNO), das seit 2014 die Umsetzung von ganzheitlichen Gesundheitskonzepten an Kindertagesstätten und Schulen anstrebt.
Normalerweise sind es die Schüler, die ein Zeugnis bekommen, doch am Montag war es anders. Da überreichte Michaela Tisch, regionale Präventionsbeauftragte am Landratsamt Ortenaukreis für den Raum Kehl, der Grundschule Goldscheuer als zweite Kehler Grundschule nach der von Kork das sogenannte PNO-Zertifikat (Präventionsnetzwerk Ortenau).
2014 startete PNO als Praxisprojekt in Kooperation mit dem Landratsamt Ortenaukreis, dem Amt für Soziale und Psychologische Dienste, und dem Zentrum für Kinder- und Jugendforschung (ZfKJ) an der Evangelischen Hochschule Freiburg. Gefördert wird es vom Bundesministerium für Bildung und Forschung. Ziel des Projekts: Die ganzheitliche Förderung der körperlichen und seelischen Gesundheit sowie der sozialen Teilhabe von Kindern im Alter von drei bis zehn Jahren. Im Erwachsenenalter sei es nämlich schwieriger, alte Muster zu durchbrechen. Umso wichtiger also, sich frühzeitig für die körperliche und seelische Gesundheit der Kinder einzusetzen, so Tisch.
Sandra Molines, Leiterin der Grundschule in Goldscheuer, teilt diese Ansicht. Von November 2014 bis Oktober 2016 bereitete sie sich mit den Kollegen intensiv auf die PNO-Zertifizierung vor. Die Schule habe zwar schon vorher Wert auf Wohlbefinden gelegt, lebe jedoch seit diesem Schuljahr das Konzept »Gesunde Schule« voll und ganz, so Molines.
Yoga für Kinder
Was eine gesunde Schule so macht? »Zwischen den Ferien gibt es jahrgangs- und fächerübergreifende Projekte, die wir ›offene Stunde‹ nennen«, erklärte Molines. Beim letzten Mal ging es ins Seniorenheim, wo die Kinder einen Fitness-Tanz vorführten. Im Unterricht sei psychische Widerstandskraft (Resilienz) fester Bestandteil. So gebe es beispielsweise »Mein Stärkebuch«, in dem die Stärken jedes einzelnen Schülers dokumentiert werden, die »warme Dusche«, bei der es für jeden Schüler Komplimente regnet, den Klassenrat und gewaltfreie Kommunikation. Bei Theater, Yoga, Ernährungskursen und Malerei können sich die Kinder ausprobieren und ihre Gefühle verarbeiten.
Krisen meistern
»So stärkt man Schulen! Es geht um weitaus mehr, als die Köpfe mit Zahlen und Buchstaben zu füllen«, betonte bei der Zertifikatsübergabe Sozialpädagogin Stefanie Schopp, die während der knapp eineinhalb Jahre als PNO-Prozessbegleiterin mit Rat und Tat zur Seite stand. »Ob Umweltkatastrophen, Völkerwanderung oder sogar Kriege – die jetzige Generation muss lernen, wie man mit Krisen umgeht. Darum ist es wichtig, ihr so früh wie möglich Resilienz zu lehren«, meint Molines. Mit Ausbildung im Bereich »Lehrergesundheit als Führungsaufgabe« habe sie erkannt, wie wichtig Resilienz und ähnliche psychische Gesundheitsthemen seien. Und sie werden niemals an Relevanz verlieren, wie Molines findet. Deshalb werde es weitergehen. Wahrscheinlich mit »Life-Kinetik«, einem speziellen Gehirntraining mit Bewegung.
40 Kindertagesstätten, 17 Schulen und ein Hort haben seit PNO-Projektbeginn mitgemacht. Davon sechs Kindertagesstätten und zwei Schulen aus dem Raum Kehl, berichtete Tisch. Das Projekt soll bis Ende 2020 fortgesetzt werden.