Kehl

Gutachten fordert mehr Rehwild-Abschuss im Korker Wald 

Martina Nicklaus
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25. Oktober 2013
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Rehwild ist scheu und weiß sich zu tarnen: Deshalb können Gutachter und Jäger nicht gesichert feststellen, wie viele Tiere im Korker Wald leben. ©Nina Saam

Eine Informationsveranstaltung der Stadt zu einem Gutachten über den Korker Wald, das deutlich mehr Abschuss von Rehwild fordert, führte am Donnerstagabend zum Eklat: Mehrere Jäger verließen demonstrativ den Saal – gefolgt von OB Petry.

Kehl. »Wir haben die Stadt mehrfach aufgefordert, uns das Gutachten vorab zur Verfügung zu stellen«, erklärte Rainer Hempelmann, Jagdpächter aus Odelshofen und Hegeringleiter, nach der Vorstellung des Gutachtens am Donnerstagabend in der Kehler Stadthalle. Dieser Bitte sei die Stadt nicht nachgekommen. »Wir werden deshalb heute Abend keinerlei Stellungnahme oder Erklärung abgeben.« Die Antwort von Kehls OB Günther Petry: »Dann ist die Sitzung hiermit beendet.« Hempelmann und weitere Jäger verließen daraufhin den Saal, ebenso der OB. Damit war die Fragestunde nach der ersten Wortmeldung beendet – und die Veranstaltung auch.

Zurück blieb Verwirrung bei manchen, Ärger bei anderen, aber vor allem die Gewissheit, dass die Fronten zwischen der Stadt und den Jägern endgültig verhärtet sind.
Rückblick: Am Mittwochabend stellten Stefan Mayer und Hubert Kapp von der Firma Jacon Jagdconsulting das Gutachten »Wald-Wild-Jagd-Management« im Kehler Gemeinderat vor. Die Kern-Empfehlung des Gutachtens lautet: Im Korker Wald müsste deutlich mehr Rehwild geschossen werden. Dadurch soll der Verbiss, etwa das Fressen von Knospen, verringert werden. Wenn dies nicht geschehe, könne dem Korker Wald das Zertifikat »Forest Stewardship Council« (FSC) aberkannt werden (siehe Stichwort). Fazit der Gutachter: Die Stadt als Wald-inhaberin und die Jagdpächter müssen »an einem Strang ziehen«.
Für den Folgetag kündigte OB Petry eine erneute Vorstellung des Gutachtens für die Jagdpächter in der Stadthalle mit anschließendem Gespräch an. Letzeres kam jedoch nicht zustande.

»Es wurde von vornherein so kommuniziert, dass es eine Auftakt- und Informationsveranstaltung ist«, sagte Patric Jockers, Ortsvorsteher von Kork direkt nach dem Eklat gegenüber der Kehler Zeitung. »Ich finde es nicht gut, wie die Jäger sich verhalten haben.« Das kompliziere die weitere Diskussion unnötig. Zudem hätte man bei dem Info-Abend in der Stadthalle konkrete Rückfragen an die Gutachter stellen können. Bodersweiers Ortsvorsteher Manfred Kropp hätte etwa gerne gewusst, in welcher Größenordnung der Abschuss erhöht werden soll. »Ich glaube nicht, dass die Gutachter in jeden Ortschaftsrat kommen werden«, bedauerte auch Patric Jockers.

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»Das war richtig so«, sagt hingegen Leutesheims Ortsvorsteher Ernst Kleinmann über den Vorstoß des Hegeringleiters. »Die nächste Diskussion wird besser, denn jetzt können wir uns vorbereiten.«
Zwei »angenehme« Gespräche mit den Gutachtern hatte Reinhard Dietrich aus Holzhausen, der in seinem Jagdrevier auch 535 Hektar Wald auf Kehler Gemarkung betreut. Allerdings betont er: »Wir dürfen nicht nur dem Rehwild die Schuld geben, das wäre zu einfach.«

Kritik am Umgang
Das grundsätzliche Unverständnis über die Herangehensweise der von der Stadt beauftragten Gutachter hat Hegeringleiter Hempelmann mit dazu veranlasst, die Diskussion am Donnerstagabend zu verweigern. Der Verbiss sei in manchen Bereichen des Korker Waldes durchaus problematisch. Hier teilt Hempelmann zumindest teilweise die Ansicht der Gutachter. »Aber es ist ein Symptom und keine Ursache«, betont der Jagdpächter aus Odelshofen. Er kritisiert etwa, dass auf den Feldern zu wenige Hecken und Wäldchen dem Rehwild Unterschlupf und Nahrung bieten. Das erhöhe den Druck auf den Wald. Mehr Hecken und Bäume auf dem Feld, diesen Vorschlag haben die Jäger den Gutachtern gemacht – aus ihrer Sicht ohne Erfolg. Außerdem kritisiert Hempelmann, dass man das Gutachten vorab nicht bekam. »So geht man nicht mit Vertragspartnern auf Augenhöhe um.«

»Wir fühlen uns als Anwälte für das Wild«, erklärt Hempelmann weiter. »Totschießen, was vor die Flinte kommt, dazu sind wir alle nicht erzogen worden.« Ethische und rehbiologische Aspekte seien bei den Empfehlungen nicht berücksichtigt worden, bemängelt Hempelmann. Die Jäger wollen nun eine eigene wissenschaftliche Expertise erstellen lassen. Vorerst »schießen« jetzt Stadt und Jäger gegeneinander.

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