Happy End für einen Rehbock
Eine ungewöhnliche Verfolgungsjagd hat sich in Bodersweier abgespielt. Ein kapitaler Rehbock war auf Abwege geraten und hatte sich ins Dorf verirrt. Nachbarn gelang es, den Rehbock einzufangen. In einem Biotop außerhalb des Dorfes wurde das Tier schließlich wieder in die Freiheit entlassen.
Kehl-Bodersweier. Martina Bähr staunte nicht schlecht, als sie am Montagmorgen die Rollläden im Schlafzimmer ihres Hauses in der Straße »Im Luttigraben« öffnete. Sie musste gleich nochmal hinschauen, um sich zu vergewissern, dass sie nicht geträumt hatte. Tatsächlich: Im Hof der Nachbarn stand ein kapitaler Rehbock. »Eigentlich wohne ich vom Wald mehr als ein gutes Stück weg, sodass sich ein Reh bisher noch nicht hierher verirrt hat«, berichtete sie der Kehler Zeitung. »Das Reh kam dann auch in unseren Hof und flitzte danach durch Nachbars Garten weg.«
Jagdpächter alarmiert
Auch in der Querbacher Straße hatten inzwischen Anwohner das Tier gesichtet. Per Telefon alarmierten sie den örtlichen Jagdhüter Horst Hemmler und Jagdpächter Marco Lasch – und so begann eine außergewöhnliche »Jagd«. Mindestens 800 Meter war der Rehbock schon auf der Querbacher Straße entlang gelaufen. Vor dem Haus der Familie von Gerhard Kropp in der Querbacher Straße 10 war der »Ausflug« schließlich zu Ende – gottseidank.
Mehrere Anwohner hatten den Rehbock in eine Hofeinfahrt geleitet; andere besorgten ein Seil, um das Tier einfangen zu können. Mit Umsicht, Mut und Geschicklichkeit gelang es ihnen schließlich, das Tier zu Boden zu werfen und fachmännisch zu fesseln.
Wäre der Rehbock noch etwa 400 Meter weiter gelaufen, wäre er auf die B 36 innerhalb der Ortschaft geraten. Bei dem großen Verkehrsaufkommen und der Panik des Rehs hätte es zu einer ernsten Gefährdung des Straßenverkehrs kommen können – zumal das Tier nirgendwo hin hätte flüchten können. Hätte man ihn nicht eingefangen, hätte es wohl seinen sicheren Tod bedeutet – entweder durch einen Zusammenstoß mit einem Auto oder durch eine Herzattacke.
Mutige Fänger
Jagdpächter Marco Lasch staunte nicht schlecht, als er schließlich in der Querbacher Straße eintraf. Vorsorglich hatte er zwar seine Waffe mitgebracht, doch zum Glück musste er sie nicht einsetzen. Den Damen und Herren des »Fangkommandos« sprach er Respekt für ihren Mut aus; immerhin hätte ihnen der kapitale Rehbock durch einen Stich mit dem Gehörn ernsthafte Verletzungen zufügen können.
Zwischenzeitlich war auch Sven Hemmler, der Sohn des Jagdhüters, eingetroffen. Gemeinsam packte man den Rehbock in den Kofferraum des Geländewagens von Marco Lasch und transportierte ihn zum schönsten Rehwild-Biotop des Jagdreviers Bodersweier. Dort entfernte man dann die Fesseln. Der Rehbock stand zunächst noch sichtlich unter Stress und brauchte fast eine Minute, bis er wieder auf seinen Beinen stehen konnte. Schließlich jedoch begab er sich mit unsicheren Schritten in seine neue Heimat.
Bleibt zu hoffen, dass er sich wieder gut erholt, zukünftig Dörfer meidet und an der Stelle, wo er ausgesetzt wurde, eine neue, sichere Heimat findet.