Helferkreis »Willstätt integriert« plant Stammtisch
Am Dienstag vergangener Woche hat der Helferkreis über die Situation der Flüchtlinge in der Gemeinde und über seine Arbeit berichtet. Ab Juli soll es einen monatlichen interkulturellen Gesprächskreis für Flüchtlinge, Helfer und (noch) Außenstehende geben.
Das Aka-Motel in Sand, das als Erstunterkunft dient, ist derzeit mit etwa 60 Personen voll belegt. Waren es anfangs ausschließlich syrische Familien, die dort untergekommen waren, ist die Gemeinschaft mittlerweile wesentlich heterogener: Neben einigen alleinstehenden jungen Afrikanern, die von der aufgelösten Containerunterkunft in Offenburg nach Sand verlegt wurden, leben dort jetzt überwiegend Menschen aus Afghanistan, dem Irak und China. Der Mietvertrag mit dem Land läuft noch bis Oktober 2018. Bis dahin müssen die meisten in Anschlussunterbringung gebracht werden. Ob das Aka-Motel danach weiterhin als Erstunterkunft gebraucht wird, steht noch in den Sternen.
Gute Atmosphäre
Die Atmosphäre dort sei gut, berichtete Philipp Bürkel, der sich um die Erstunterkünfte kümmert. Schade sei aber, dass die jungen Afrikaner kein Interesse an den vom Helferkreis angebotenen Sprachkursen zeigten. »Die meisten sprechen gut englisch und wollen vor allem arbeiten«, sagte er. »Sie wissen, dass sie keine Bleibeperspektive haben und wollen möglichst viel Geld mit nach Hause nehmen, wenn sie gehen müssen.« Einige von ihnen stünden bereits in Lohn und Brot, vor allem im Gastgewerbe und in Helfertätigkeiten.
Ansonsten liefen die vom Helferkreis und der VHS angebotenen Sprachkurse gut, berichtete Koordinator Michael Rolke. Besonders der neue Kurs für ältere Flüchtlinge, die offiziell »zu alt« für einen Integrationskurs sind, werde gut angenommen.
Durch den neuen Integrationsbeauftragten Hilal Badr ist der Helferkreis von den teils langwierigen Behördenangelegenheiten weitgehend entlastet. Darüber hinaus ist die Gemeinde bestrebt, weitere Strukturen in der Flüchtlingsbetreuung aufzubauen. Das Land hat dafür 2000 neue Stellen geschaffen, so Hans-Wolfgang Brassel. Die Gemeinde habe sich um eine dieser Stellen bemüht.
Dennoch sucht der Helferkreis weiterhin dringend Paten für die sechs Familien, die noch im Aka-Motel leben. Dort werden sie von Sozialarbeiterin Nicola Ellmauer betreut, was aber wegfallen wird, wenn sie in die Anschlussunterbringung kommen. Die Paten sind für die Familien die ersten Ansprechpartner bei Fragen und Problemen, sie helfen ihnen, sich an die richtigen Stellen zu wenden. »Es ist sehr schwer, jemanden zu finden«, sagte Hans-Wolfgang Brassel. Dabei könnten die Familienpaten jederzeit auf Unterstützung durch den Helferkreis bauen, für die meisten Fragen gebe es mittlerweile Experten in den eigenen Reihen.
Beim Mühlenfestival am 24. und 25. Juni wird der Helferkreis auf Bitte der Verwaltung mit einem Stand mit »leckeren Kostbarkeiten aus 1001 Nacht« vertreten sein. Möglichst viele Flüchtlingsfamilien sollen hierzu kulinarische Beiträge aus ihrer jeweiligen Kultur beisteuern, sodass die ganze Vielfalt erlebbar wird.
Ab Juli soll es als Maßnahme einer gelungenen Integration einen monatlichen Gesprächskreis geben, eine Art interkultureller Stammtisch, bei dem Fragen und Themen aller Art zur Sprache kommen. Mögliche Themen sind die kulturellen Unterschiede bei Festen und Ritualen oder im Umgang miteinander, oder ganz praktische Fragen wie »welche Versicherung ist sinnvoll?«. Termin und Ort werden jeweils im Verkündblatt bekannt gegeben.