Hesselhurster Rathaus feiert 110. Geburtstag

(Bild 1/3) Auf ihr schmuckes Rathaus in der Ortsmitte sind die Hesselhurster heute noch genau so stolz... ©Richard Lux
Das Hesselhurster Rathaus wurde vor 110 Jahren gebaut / Sein Ursprung reicht bis ins Jahr 1621 zurück. Damals wurde eine „Gerichtslaube“
als Gemeindezentrum erstellt. Es folgte ein Waaghaus, und mit dessen Abriss wurde der Grundstein für das heutige Gebäude gelegt.
Eine Extra-Feier war für ein historisch wichtiges Datum im Hesselhurster Archiv-Kalender nicht geplant, trotzdem hat man in der Ortsverwaltung nicht vergessen, dass vor 110 Jahren das Rathaus gebaut wurde. Ortsvorsteher Volker Mehne hat die besondere „Bauzahl“ des Gebäudes, in dem sich seit sechs Jahren sein „Arbeitsplatz“ befindet, in seinem Kalender dick unterstrichen. Er hofft, dass er vielleicht beim Neujahrsempfang mit seinen Gästen mit einem Geburtstags-Gläschen anstoßen kann.
Besonders verbunden mit dem schmucken Gebäude ist Herbert Beinert, denn der 84-Jährige wohnt seit Lebzeiten gegenüber in der Nachbarschaft. Für ihn war es deshalb auch wichtig, dass die 110 Jahre eines der wichtigsten Häuser im Dorf nicht in Vergessenheit geraten. Was die Geschichte des Rathauses betrifft, hat der Förderverein Dorfgemeinschaft Hesselhurst unter dem Vorsitz von Brigitte Mehne bereits 2010 im damals erschienenen „Hesserschder Husnammebuch“ wertvolle Pionierarbeit geleistet. In dem speziellen Buch ist unter anderem zu lesen, dass der Anfang des Rathauses zurück geht bis ins Jahr 1621. Damals wurde als erstes Gemeindezentrum eine „Gerichtslaube“ erstellt, ehe man 1780/81 auf Geheiß des herrschaftlichen Schultheiß‘ Jakob Jockers anstelle der Laube ein neues Waaghaus baute. In diesem waren dann Ratszimmer und die neue Feuerwehrspritze untergebracht.
18 000 Mark Bauaufwand
Der Abbruch des Waaghauses erfolgte im Frühjahr 1910, und im gleichen Jahr wurde am 17. Juli der Grundstein zum Neubau des heutigen Rathauses gelegt. Aus der Grundsteinurkunde geht hervor, dass Hesselhurst damals 543 Einwohner zählte und der Bürgermeister Johann Michael Baumert hieß. Den Bauaufwand veranschlagte der Offenburg Architekt Heinrich Heller auf 18 000 Mark.
Nach dem Zweiten Weltkrieg waren im Hesselhurster Rathaus außer der Verwaltung noch verschiedene andere Einrichtungen untergebracht. So standen ab 1952 den Einwohnern zwei Badezellen mit einem Holzofen zur Verfügung. Wer baden wollte, brachte einen Korb Holz mit und musste nur einen geringen Betrag für die Benutzung bezahlen. Im unteren Teil befand sich in dieser Zeit das Spritzenhaus der örtlichen Feuerwehr und später, von 1973 bis 1988, eine Filiale der Raiffeisenbank. Ferner gab es einen abschließbaren Raum, der von Obdachlosen zur Übernachtung genutzt wurde. Die Gemeinde war nämlich bis etwa 1973 verpflichtet, diesen Personen ein Bett mit Frühstück und eine warme Mahlzeit zur Verfügung zu stellen. Zudem diente der heutige Turnraum des benachbarten Kindergartens damals viermal im Jahr als Waageraum für Tabak. Ältere Mitmenschen erinnern sich heute noch an die verschiedenen Qualitätssorten des Tabaks wie Grumben, Sandblätter, Mittelgut und Obergut. Auch Schweine und Kälber standen vor der Schlachtung gelegentlich dort auf der Waage.
1990/91 wurde das Hesselhurster Rathaus renoviert und umgebaut. Inklusive waren dabei der Einbau einer Zentralheizung und Toiletten, und bei der Umgestaltung der
vorhandenen Räume wurden auch zwei neue Verwaltungsräume und zwei Archivzimmer eingerichtet.
1992 erfolgte der Einzug in das renovierte Gebäude an seinem geschichtsträchtigen Ort in der Dorfmitte.
Bürgermeister-Sitz
Das Rathaus war seit 1910 der Amtssitz folgender Bürgermeister: Johann Michael Baumert (1889 bis 1919), Michael Lutz (1919 bis 1922), Johann Michael Baumert (1923 bis 1933), David Jockers (1933 bis 1938), David Walter (1938 bis 1945), Fritz Jockers (1946 bis 1948), Johann Jakob Lutz (1948 bis 1969) und Adolf Beinert von 1969 bis 1973.
Die Ortsvorsteher waren oder sind seit der Eingliederung von Hesselhurst in die Gemeinde Willstätt am 9. März 1973: Adolf Beinert (April 1973 bis 1984), Kurt Selzer (1984 bis 1994), Eugen Sester (1994 bis 2015) und Volker Mehne von 2015 bis heute.