Hilfe für Kehler Straßenkatzen in Sicht

(Bild 1/2) Verwilderte Streuner-Katzen an einer Futterstelle. ©Ursula Bauer/Aktion Tier
Für die Straßenkatzen in Kehl ist Hilfe in Sicht: Der Tierschutzverein Kehl-Hanauerland hat mit der bundesweit tätigen »Aktion Tier« eine Kooperation vereinbart, die ihn in die Lage versetzen soll, die Kastration und medizinische Betreuung der Straßenkatzen zu finanzieren. Die Vereinbarung gilt seit 1. April.
Verwilderte Hauskatzen gibt es leider inzwischen überall in Deutschland. Auch in Kehl sind mehrere Populationen bekannt – etwa im Sundheimer Grund, aber auch in Auenheim, Kork, Odelshofen oder Goldscheuer. Gerade im Frühjahr und Sommer, wenn die Fortpflanzungszeit ist, wird das Problem akut. »Allein im letzten Juni hatten wir 30 Katzenjunge im Tierheim – viele davon erkrankt an Katzenschnupfen oder Katzenseuche«, berichtet Martina Heich, stellvertretende Vorsitzende des Tierschutzvereins Kehl-Hanauerland.
Einfangen und kastrieren
Der einzig wirklich praktikable Weg, diesem Problem Herr zu werden, ist: die Tiere einfangen und kastrieren, damit sie sich nicht noch mehr vermehren, und sie dann wieder freisetzen. Doch das alles kostet Geld. Für eine Kastration muss man etwa 100 Euro veranschlagen – Geld, das der Tierschutzverein nicht hat.
Zuschüsse der Stadt
Zwar bekommt er auch Zuschüsse von der Stadt Kehl und den Gemeinden Willstätt und Appenweier, weil Kommunen Fundbehörden sind und sich somit um »Fundsachen« – dazu zählen auch Tiere – kümmern müssen; die Versorgung von Fundtieren haben sie per Vertrag an den Verein »delegiert«. Hinzu kommen Spenden, Erbschaften oder ähnliche Einnahmequellen. Aber auch die laufenden Kosten fürs Tierheim und die Gehälter der Mitarbeiter wollen bezahlt sein. Hinzu kommt, dass der jetzige Vorstand vom Vorgänger-Gremium auch noch einige Schulden »geerbt« hat, die den Verein nach wie vor belasten. Teure Katzen-Kastrationsprojekte zu finanzieren ist da nicht mehr drin.
Suche nach starkem Partner
Schon seit längerem schaute sich der Tierschutzverein daher nach einem starken Partner um. Gefunden hat man ihn in dem bundesweit tätigen Verein »Aktion Tier – Menschen für Tiere«. 2002 hat die in Berlin ansässige Organisation das »Projekt Kitty« aufgelegt (siehe Info-Kasten). Bislang ist der Verein vor allem in Nordrhein-Westfalen aktiv, außerdem in Bayern und einigen ostdeutschen Bundesländern. Kehl ist nun ab 1. April erster Stützpunkt in Baden-Württemberg.
»Vertrauen war weg«
Etwa ein Dreivierteljahr liefen die Gespräche. Dass es so lange dauerte, hatte auch mit den Querelen um den alten Vorstand zu tun: »Das Vertrauen war weg«, so Klaus Dürr, Regionalpartnerbetreuer von »Aktion Tier« in Freudenstadt.
»Aktion Tier« ist dabei vor allem Finanzier; die eigentliche Arbeit vor Ort machen die Helfer des Tierschutzvereins. Wie viel die Kehler Tierschützer erhalten steht noch nicht genau fest – voraussichtlich etwa 500 bis 1000 Euro im Monat. »Das hängt auch von der Größe der Katzenpopulation ab«, erläutert Dürr. »Da müssen wir erstmal Erfahrungswerte sammeln.« Möglicherweise werde man auch die ersten zwei bis drei Monatsraten zusammen auszahlen – als eine Art »Anschubfinanzierung«, um sich um die dringendsten Notfälle kümmern zu können.
Sensibilisierung tut Not
Auch eine intensive Aufklärungs- und Öffentlichkeitsarbeit ist Teil des »Projekts Kitty«. Dabei geht es nicht nur darum, die Menschen für das Problem »verwilderte Hauskatzen« zu sensibilisieren und Katzenhalter zu bewegen, ihren Stubentiger kastrieren zu lassen. Die »Aktion Tier« wirbt auch für eine Kastrations- und Kennzeichnungspflicht für freilaufende Privatkatzen, wie sie die Stadt Paderborn bereits 2008 eingeführt hat. In Kehl gibt es eine solche Verordnung bislang nicht.
In der Karwoche plant die »Aktion Tier« laut Dürr eine Info-Aktion in der Kehler Fußgängerzone, in der sie die »Aktion Kitty« vorstellen und über das Problem der verwilderten »Streuner-Katzen« aufklären will.
»Projekt Kitty«
Schwerpunkt des »Projekts Kitty« ist die Kastration und medizinische Betreuung von Straßenkatzen. Auch feste, überwachte Futterstellen mit selbstgebauten Schlafplätzen sind wichtig, damit Straßenkatzen nicht hungrig durch die Gegend streifen und im Abfall nach Nahrung suchen müssen und sich dadurch womöglich schwere ansteckende Krankheiten einfangen. Außerdem können unkastrierte Neuankömmlinge –meist frisch ausgesetzte Katzen – an festen Futterstellen schnell eingefangen werden, sodass ihnen das Schicksal einer Straßenkatze erspart bleibt.
Die Hilfe für die Straßenkatzen wird von den sogenannten »Kitty-Foren« aus organisiert, die oft von lokalen Projektpartnern geleitet werden. Kehl ist ab 1. April das 20. »Kitty-Forum« in Deutschland.
»Aktion Tier – Menschen für Tiere« gilt als eine der mitgliederstärksten Tierschutzorganisationen in Deutschland. Seit dem Start des »Projekts Kitty« konnte die Organisation nach eigenen Angaben bis zu 5000 Katzen jährlich kastrieren.
Helfer gesucht
Um Streuner-Katzen effektiv helfen zu können, sucht der Tierschutzverein Kehl-Hanauerland Helfer, die beim Einfangen verwilderter Katzen helfen, Futterstellen überwachen und vor Unruhe und Zerstörung schützen oder auch Populationen nicht kastrierter Straßenkatzen melden.
Wer sich engagieren will, sollte sich beim Tierschutzverein melden – am besten per E-Mail unter der folgenden Adresse: info@kehler-tierheim.de.