Hip-Hop und Inklusion
Bei seinem Besuch des Oberlin-Schulverbunds hat der städtische Inklusionsbeauftragte Nicolas Uhl die Schulaula zur Disko-Tanzfläche werden lassen: Zu wummernden Bässen ließ er Schülerinnen und Schüler sprichwörtlich tanzen und das Ganze auf Video aufnehmen. Was das soll? Es geht um Inklusionsvermittlung.
Zunächst schüchtern
Es ist eine Szene, wie sie jeder Lehrer kennen dürfte: Ein Unterrichtsgast steht vor der Klasse und die Schüler, die sonst gerne auch einmal ein wenig vorlaut sind, reagieren plötzlich schüchtern und zurückhaltend.
Auch Nicolas Uhl begegnet diese Szene am ersten Tag seines dreitägigen Besuchs im Oberlin-Schulverbund. Vor ihm sitzen 15 Schüler mit sonderpädagogischem Förderbedarf aus Berufsschul- und Gemeinschaftsklassen. Es sind Jungen und Mädchen mit körperlichen und geistigen Beeinträchtigungen. Der Inklusionsbeauftragte Nicolas Uhl hat ihnen soeben eröffnet, dass sie an seinem Musikvideo mitwirken dürfen und sollen. Denn unter dem Pseudonym „Drive-By“ steht Nicolas Uhl auch als Rapper vor dem Mikrofon.
Einige der Schülerinnen und Schüler kennen ihn beziehungsweise seine Musik bereits. „Daher waren sie anfangs auch fast schon ein bisschen ehrfürchtig“, berichtet Nicolas Dries. Der Musiktherapeut hat den Inklusionsbeauftragten nach Kork zu einem klassenübergreifenden Workshop eingeladen. „Den ersten nach zwei Jahren Corona-Pandemie“, wie Nicolas Dries ergänzt.
Der Inklusionsbeauftragte hat die Einladung gerne angenommen, bietet sie ihm doch die Gelegenheit, das Angenehme mit dem Nützlichen, Beruf und Leidenschaft, Hip-Hop und Inklusion zu verbinden.
In dem noch namenlosen Song aus der Feder von Nicolas Uhl, für den die Schüler gemeinsam mit ihm und seinem Freund und Kameramann, dem Offenburger Rapper Maximilian Eichner alias Maximum One, ein Musikvideo drehen, geht es dann auch um ein vorurteilsfreies und gleichberechtigtes Miteinander.
Toleranz und Akzeptanz
„Inklusion ist nicht nur ein Begriff, es ist Toleranz und Akzeptanz von dem, was ein Mensch kann“, heißt es in dem Lied an einer Stelle. Und um besagtes Können geht es Nicolas Uhl bei seinem Videodreh: „Wir schauen bewusst nicht auf die Defizite der Kinder, sondern auf ihre Stärken.“ Deshalb stehen die Schüler nicht nur als Protagonisten vor der Kamera, sie überlegen sich auch Szenen, um die einzelnen Textzeilen zu illustrieren und drehen diese teilweise selbst.
In der Schulaula bei der großen Diskotanzszene steht dann aber Maximilian Eichner hinter der Kamera. Aus den Boxen tönt der Inklusionssong von Nicolas Uhl, die Scheinwerfer werfen bunte Lichtkegel auf die Tanzfläche und die Schüler tanzen ausgelassen um Rapper „Drive-By“ herum.
„Der Videodreh ist schon sehr cool“, berichten die beiden 19-jährigen Berufsschüler Dustin und Samuel in einer Drehpause. Sie kennen Nicolas Uhl und seine Musik bereits. Für das Musikvideo treten sie jedoch nicht nur als Hintergrundtänzer auf, in der Diskoszene zeichnen sich die beiden auch für die Ausleuchtung verantwortlich. „Bei Fastnachts- und Halloween-Partys legen wir häufig als DJs auf und kümmern uns um die Technik“, erzählen sie.
An Stärken erinnern
„Egal wie sie aussehen oder welche Einschränkungen sie haben, sie sollen sich davon nicht aufhalten lassen. Das möchte ich ihnen vermitteln“, sagt Nicolas Uhl. Das Gemeinschaftsprojekt soll sie an ihre Stärken erinnern und zur Teilhabe an der Gesellschaft ermutigen. Das verstehe er als Inklusionsbeauftragter der Stadt als eine seiner Aufgaben.