Historischer Verein startet Programm mit Steckner-Nachlass
Der Historische Verein Kehl startet am 4. Juli mit einer Sonntagsmatinee in das zweite Halbjahr. Der Verein will damit zu einer, soweit möglich, normalen Vereinsarbeit zurückkehren. In der pandemiebedingten Pause war der Verein nicht untätig, heißt es in einer Pressemitteilung.
Die ruhige Zeit sei genutzt worden, um den umfangreichen Steckner-Nachlass im Stadtarchiv auszuwerten, an einem Straßburger Projekt über Gutenberg und Beaumarchais mitzuarbeiten und neue Formen der Geschichtsvermittlung zu erproben.
„Intellektuelles Känguru“
Zum Thema Festungsgeschichte der Stadt wird der Verein eine Broschüre veröffentlichen, die auf den Forschungen von Carl Helmut Steckner beruht. Der Kunsthistoriker, Archäologe und Künstler Steckner lebte und arbeitete als Schriftsteller und Journalist von 1973 bis zu seinem Tod 2003 in Straßburg und Kehl.
Er sei in dieser Zeit wohl einer der fleißigsten und einfallsreichsten Forscher der Stadt- und Regionalgeschichte gewesen, heißt es. Freunde in Straßburg nannten ihn das „intellektuelle Känguru“, in Anspielung auf seine Ledertasche, in der er Exzerpte und Entwürfe mitführte, nie um einen Beitrag zu geschichtlichen und kunstgeschichtlichen Themen verlegen.
Einen Überblick über Carl Helmut Steckners Gesamtwerk gibt der Kölner Kunst- und Kulturhistoriker Cornelius Steckner, der älteste Sohn, in einer Sonntagsmatinee am 4. Juli, 11 Uhr, im Zedernsaal der Stadthalle.
Daran schließt sich eine kurze Stadtführung an, in der Cornelius Steckner an vier markanten Stationen erläutern wird, welche Einsichten und Ansichten zur Stadtgeschichte seinem Vater zu verdanken sind.
Dass Steckners Arbeiten zur Festungsgeschichte, zur Kehler Voltaire-Ausgabe und zu Weinbrenners Einfluss auf das Stadtbild nun kompetent ausgewertet und für eine Veröffentlichung vorbereitet worden sind, ist dem Kehler Literaturwissenschaftler Stefan Woltersdorff zu verdanken.
Er wird am 16. November, 19 Uhr, im Zedernsaal über Beaumarchais und die Kehler Voltaire-Ausgabe referieren.
Die 70-bändige Ausgabe, von Pierre Augustin Caron de Beaumarchais 1783 bis 1789 auf dem Festungsgelände gedruckt, hat Kehl weltweit bekannt gemacht. In Frankreich waren Voltaires Schriften damals verboten. Die Straßburger Association Espace Européen Gutenberg hat den Kehler Verein zur Mitarbeit an einem Projekt eingeladen, das an Gutenbergs Aufenthalt in Straßburg und an Kehls Verlagstradition erinnern soll.
Das Projekt ist auf französischer Seite sehr weit fortgeschritten. Der Historische Verein Kehl sucht einen öffentlich zugänglichen Raum in Bahnhofsnähe für eine Ausstellungsvitrine mit einer Kopie der Voltaire-Ausgabe und einem Modell der Festungsanlage. Kehl könne mit seiner Geschichte als Stadt der Aufklärung für Besucher an Attraktivität gewinnen und seinen Bürgern die Identifikation mit ihrer Stadt erleichtern, meint der Vereinsvorstand.
Digitales Angebot
Die Sonntagsmatinee am 4. Juli und voraussichtlich auch die folgenden Veranstaltungen werden nicht nur in der Stadthalle zu verfolgen sein, sie sollen auch online gestreamt werden. Auf diese Weise will der Verein eventuelle Absagen bei einem Wiederanstieg der Inzidenzzahl vermeiden.
Der Vorstand sieht darin zugleich Chancen für die Zukunft: Zum einen können so auch ältere Mitglieder mit dem Verein in Kontakt bleiben, denen der Weg in die Stadthalle schwerfällt. Zum anderen lassen sich so Experten weltweit zuschalten.
Wer am 4. Juli online an der Sonntagsmatinee teilnehmen möchte, erhält die Zugangsdaten auf Anfrage bei info@historischer-verein-kehl.de
An weiteren Veranstaltungen ist geplant:
◼ Am 16. September, 19 Uhr, holt Sabine Bengel im Zedernsaal ihren Vortrag „Die europäischen Dombauhütten“ nach, der für Mai 2020 vorgesehen war. An den darauffolgenden Tagen besteht Gelegenheit zum Besuch der gleichnamigen Ausstellung im Lieu d’Europe.
◼ Am 4. November, 19 Uhr, holt Uli Hillenbrand im Zedernsaal seinen Vortrag „Einer gegen Hitler – der Widerstandskämpfer Georg Elser – Attentat und Nachwirkung“ nach.
◼ Am 14. Oktober, 19 Uhr, referiert Barbara Memheld, Kunsthistorikerin in Straßburg, im Sitzungssaal der Stadthalle zum Dürer-Jahr 2021 über „Albrecht Dürer (1471-1528) – Genialität und Geschäftssinn“.
◼ Am 2. Dezember, 19 Uhr, findet im Sitzungssaal der Stadthalle die Mitgliederversammlung statt. Es stehen Neuwahlen auf der Tagesordnung.