Holger Birnbräuer bezwingt Mount Everest
Der in Bad Wildbad lebende Grundschullehrer Holger Birnbräuer hat den 8848 Meter hohen Mount Everest bestiegen. In einem authentischen Vortrag mit Bildern und Videos erzählte er am Donnerstag in der Kehler Mediathek Kehl aus dem Leben eines begeisterten Bergsteigers.
Recht früh ist Holger Birnbräuer mit den Bergen in Berührung gekommen. Mit neun Jahren nahm er das erste Mal an einem Wander-Ferienlager teil. Weitere diese Ferienlager führten ihn jahrelang in die Schweiz und somit auf erste, wenn auch eher niedrige Gipfel. Die Leidenschaft für die Berge waren geweckt.
2002 erklomm er seinen ersten 4000er, den Alphubel. Der Wunsch nach noch höheren Bergen entstand schließlich auf der Tour zum Rimpfischhorn 2004 mit seinem Bruder. Der Kilimandscharo, Elbrus, Denali, und der vierte der „Seven Summits“, der Aconcagua, zählen unter anderem zu seinen schönsten Bergerfolgen.
Cho Oyu ohne Sauerstoff
Mit dem 8201 Meter hohen Cho Oyu an der Grenze zwischen Tibet und Nepal im Himalya gelang ihm 2013 seine erste 8000er-Besteigung. Nun sollte der Mount Everest seine nächste Herausforderung werden. Der erste Anlauf auf den höchsten Berg der Erde musste er 2015 wegen des Erdbebens abbrechen. Doch zum Glück sollte es zwei Jahre später doch noch klappen.
Am 27. Mai 2017 um 5.05 Uhr nepalesischer Zeit erreichten Birnbräuer und seine Weggefährten über die Nordroute den höchsten Gipfel der Erde. Gegen 15 Uhr am Nachmittag waren sie auf 8300 Metern angekommen und um 22 Uhr zum Gipfel aufgebrochen, bei Dunkelheit und mit Stirnlampe. Anders als geplant konnte er auf Flaschensauerstoff nicht verzichten, hatten ihn doch beim Aufstieg auf den Cho Oyu Halluzinationen geplagt, sodass er nicht einmal mehr wusste, wo er hergekommen war. Zusätzlich sollten in diesen Höhen sieben Liter Flüssigkeit getrunken werden, weil das Blut dicker wird. An einem Tag hatte er zu wenig getrunken und prompt stellte sich an mehreren Stellen ein Taubheitsgefühl ein.
Authentische Schilderung
Birnbräuer kommentierte das Bildmaterial frei und offen, authentisch und ehrlich, was seine Erfahrungen angeht. Mitreißend berichtete er von seiner Ankunft, dem Weg zum Basislager, der Kälte und der Vorbereitung auf die Höhe. Selbst ein paar Meter zur Toilette sind anfangs sehr anstrengend. Immer wieder heißt es, Schritt für Schritt langsam aufsteigen, dann wieder der Abstieg ins Basislager, damit der Körper Kraft tanken kann.
Manche von Birnbräuers Bildern regten zum Schmunzeln an, wie eines, das ihn und seine Kameraden im Zelt beim Kichern zeigte um die Wartezeit zu überbrücken; Zelte, die am schrägen Steilhang verankert wurden, ließen dagegen einen leichten Schauer über den Rücken gleiten. Eindrucksvoll schilderte er das überwältigende Gefühl, endlich auf dem Gipfel zu stehen und auch die Angst über den bevorstehenden Abstieg. Erstaunlich, dass er nach zwölf Stunden, einer Nacht ohne Schlaf und der extremen Kälte beim Abstieg noch 150 achtlos weggeworfene leere Cola-Dosen eingesammelt hat.
Und Birnbräuer plant schon die nächste Expedition: Dieses Mal will er den höchsten Berg in der Antarktis in Angriff nehmen.