Jungstörche beringt

In Kehl und Willstätt kamen nur wenige Küken durch

Ellen Matzat
Lesezeit 4 Minuten
Jetzt Artikel teilen:
18. Juni 2020
Bildergalerie ansehen

Um die Jungstörche zu beringen, muss „Storchenvater“ Gérard Mercier hoch hinaus. ©Ellen Matzat

Dieser Tage wurden in Kehl 14 und in Willstätt 9 Jungstörche vom Nabu beringt. Im Raum Kehl/Hanauerland war’s ein eher schlechtes Storchenjahr.

„Dieses Jahr ist ein schlechtes Jahr für die Störche“, zieht Gérard Mercier, Vorsitzender der Nabu-Ortsgruppe Kehl, Bilanz der diesjährigen Jungstorch-Beringung. Zuerst war es sehr trocken, sodass die Nahrung knapp wurde. Kurz vor den Eisheiligen kam der Regen – und damit auch die kalten Nächte. Dabei konnten die Jungen mit den nassen Daunen die Temperatur nicht mehr kontrollieren und starben an einem „Kälteschock“. 

Begonnen hat der Tag für die „Storcheneltern“ Paulette Gawron und Gérard Mercier in Schutterwald um 8 Uhr mit dem Holen des Hubsteigers. Der große Hubsteiger stand Mercier in diesem Jahr nicht zur Verfügung: Da letztes Mal ein kleiner Unfall passierte, bei dem ein Schaden von 1100 Euro entstand, dessen Kosten sich der Fahrer und der Nabu teilten, bekam Mercier dieses Jahr keinen Lkw-Fahrer mehr. Die Küken in besonders hoch gelegenen  Nestern in Kehl und Umgebung können daher nicht beringt werden, zumal auch die Feuerwehr Kehl durch Corona-bedingte Kurzarbeit keine Kapazitäten frei hat. Der kleine Hubsteiger kostet den Nabu 350 Euro pro Tag. 

12 Paare kamen, 8 Paare verschwanden

In Merciers Gebiet kamen zwölf neue Brutpaare hinzu, jedoch verschwanden acht alte. Die ersten zwei Jungen wurden in Offenburg-Weier beringt. Es folgten vier in Griesheim, zwei in Willstätt in der Sandgasse, in Legelshurst zwei am Friedhof, zwei Jungen bei Paulette Gawron sowie drei Junge in der Bolzhurststraße. In Odelshofen konnten drei Junge beringt werden, eines in Kork am Epilepsiezentrum und eines bei Familie Happel in Kork. 

Bei Familie Happel durfte Töchterchen Martha (8) mit zum Beringen, was sie natürlich toll fand. „Wir haben den Storch schon sehr lange, und ich durfte schon einmal mit hinauf zum Nest und ihn sogar streicheln“, sagte sie erfreut. Dieses Jahr erklärte Mercier, was Gewölle sind, da er diese für eine Studentin in Karlsruhe sammeln und beschriften muss. Die Studentin möchte sie auf Mikroplastik untersuchen. 

Zuschauen bei den Flugversuchen

- Anzeige -

Mutter Karolin fand dieses Jahr ein totes Küken im Hof, als es so kalt und regnerisch war. Sehr spannend findet sie immer die ersten Flugversuche der Jungen. „Sie stehen über dem Nest, springen in die Höhe und schaffen es oft nur mit Ach und Krach zum Nachbardach“, erklärte sie amüsiert. Das noch im Nest gefundene Storchenei möchte Martha leeren und aufheben. 

Im Vorjahr kamen die Störche auf ihrem Nest nicht durch, und die Storchenmutter verunglückte. Dieses Jahr ist es ein neues Pärchen. „Die meisten Leute, die an unserem Haus vorbeikommen, freuen sich, wenn die Jungen da sind“, sagt Happel. Sie selbst kann die Aufzucht bequem vom Wohnhausfenster beobachten. Am 4. März hörte sie den ersten Storch klappern und beobachtete, wie bis zum 12. März heftig um das frei gewordenen Nest gekämpft wurde. Die Jungen hörte sie das erste Mal am 28. April.

Kämpfe um die Horste

Im Horst an der Schule in Bodersweier starben die Küken relativ spät, sodass die Storcheneltern sie nicht mehr aus dem Nest werfen konnten. Daher versuchten sie nebenan auf dem Strommast ein neues Nest zu bauen, schafften es aber nicht. „Oft werden in solchen Fällen auch andere Nester attackiert und dabei die dortigen Jungen getötet“, erklärt der Storchenvater. Das bedeutet, dass in schlechten Storchenjahren, wenn viele Küken sterben, zusätzlich einige ihr Leben bei Kämpfen um die Horste verlieren. In Auenheim spielte sich vor etwa 14 Tagen ein solches Drama ab. Ein fremder Storch verjagte den Storchenvater, tötete die drei Jungstörche und eroberte Nest samt Weibchen. Im Horst an der Raststatter Straße in Bodersweier wurden zwei Jungstörche beringt. Die dortigen Bewohner entdeckten in der nasskalten Zeit zwei tote Küken, die aus dem Nest geworfen worden waren. 

In Neumühl wurde ein morscher Mast mit Storchennest entfernt, ohne einen Ersatz anzubieten. Daraufhin versuchten die Störche auf einem Strommast zu bauen, sodass die Stromwerke jeden Tag kommen mussten, um das Nistmaterial zu entfernen. Als der Ersatz installiert war, brüteten sie dort und bekamen drei Küken. Auf Kehler Gemarkung wurden außerdem zwei Jung­störche in Zierolshofen und zwei im „Hühnerbünd“ in Neumühl beringt. 

Insgesamt nicht mehr als 140 Küken

Mercier ist übrigens nicht nur für Kehl und das Hanauerland zuständig: Er betreut Horste im gesamten Gebiet vom Kinzigtal im Süden bis Offenburg, Rheinau und Achern. Bereits 2019 war mit 140 beringten Jungen aus 126 Horsten ein relativ schlechtes Storchenjahr. Dieses Jahr werden die Jungen aus 136 Nestern beringt. „Wahrscheinlich werden wir wieder unsere 140 zur Verfügung stehenden Ringe brauchen“, sagt er, „aber es werden nicht mehr Küken sein.“

Stichwort

Ring am rechten Bein

Die Jungstörche des Jahrgangs 2020 wurden, da es ein gerades Jahr ist, am rechten Bein beringt. Sie sind nun beim Max-Planck-Institut in Radolfzell registriert und können mit einem Fernrohr auf ihren Wegen identifiziert werden. Im Institut kann die Historie zu jedem Storch abgefragt werden. Jährlich bekommt es 30 bis 40 Rückmeldungen zu den Hanauerland-Störchen von Storchenbeobachtern aus aller Welt.

Weitere Artikel aus der Kategorie: Kehl

vor 49 Minuten
Kehl
Finale: Die große Umfrage der Mittelbadischen Presse wurde wegen des großen Interesses um einen Tag verlängert. Jetzt kann bis zum kommenden Sonntag abgestimmt werden. Noch liegt Kehl bei den Abstimmungen vor dem größeren Offenburg.
Für viele schon jetzt das TV-Comeback des Jahres: Der Kehler Siegbert Bimmerle beim Üben für seinen DSDS-Auftritt.
vor 2 Stunden
Kehl
Ein Kehler und sein TV-Comeback und gratis Bienenstich: Das Kehler Stadtgeflüster ist heute besonders musikalisch.
Für Kehl+ stellen sich zur Wahl (nicht in Reihenfolge): Sibylle Hetzel, Wolfgang Maelger, Yildiz Rojda Engels, Héctor Sala, Pascal Woitschitzky, Deniz Usta, Ute Klein, Yücel Tunc, Hawin Kocak, Gülfidan Colak, Michael Unger, Frank Krauß, Wolfgang Ilse, Clemens Bruder, Gebhard Probst, Alexander Kauder, Taylan Acar, Kathleen Tränkle.
vor 8 Stunden
Kehl
Wolfgang Maelger, Fraktionssprecher der Grünen, hat für die Gemeinderatswahl 2024 eine eigene Liste gebildet, das Projekt Kehl+.
Der damalige OB Trudpert Müller (neben Stadtrat und Tennisclub-Urgestein Emil Schertel) im blütenweißen Trainingsanzug schwingt den Schläger zur Eröffnung der neuen Tennishalle im Dezember 1973.
vor 15 Stunden
Kehl
Bis zum Bau der Tennishalle an der Schwimmbadstraße vor mehr als 50 Jahren wich der Tennisclub Schwarzweiß Kehl im Winter in die Turnhalle der Falkenhausenschule aus.
Geht endgültig unter die politischen Privatiers: der frühere Kehler Oberbürgermeister Toni Vetrano, daheim in Rammersweier. 
vor 18 Stunden
Kehl
Der Kehler Alt-OB wird dem künftigen Ortenauer Kreistag nicht mehr angehören. Der 60-Jährige sucht im letzten Lebensdrittel nach neuen Herausforderungen.
Kehler Rathaus: Nachdem bereits ein eigener Ortschaftsrat gescheitert war, wenn es auch keinen Bezirksbeirat für die Kernstadt geben. 
vor 21 Stunden
Kommunalpolitik
Eindeutiges Votum im Gemeinderat: Die CDU/FDP-Fraktion konnte sich mit ihrem Antrag, eine Kernstadt-Vertretung einzurichten, nicht durchsetzen.
Der Schulhof des Kehler Einstein-Gymnasiums ist in einem desolaten Zustand. Ein eigens eingerichteter Arbeitskreis schlägt Alarm.
vor 21 Stunden
Sanierungsfall
Der Schulhof des Kehler Gymnasiums verfällt zunehmend. Ein Arbeitskreis schlägt nun Alarm und hat die SPD-Gemeinderatsfraktion auf seine Seite gezogen.
Von üblen Gerüchten wissen viele Kehler ein Lied zu singen. 
vor 22 Stunden
Üblen Gerüchen auf der Spur
Wie es um das Thema "Geruchsbelästigung" bestellt ist, darüber informierte eine Vertreterin der französischen Organisation "Atma Grand Est" im Gemeinderat. Unter anderem über eine App kann Gestank auf Kehler Rheinseite gemeldet werden.
Freuen sich auf den Markt der Nachhaltigkeit (v.l.): Wirtschaftsförderin Fiona Härtel, Umweltreferentin Ann-Margret Amui-Vedel und Bianca Huth (Kehl-Marketing). 
18.04.2024
Kehl
Parallel zur Gartenbörse auf dem Vorplatz des Kehler Kulturhauses informieren am Samstag beim ersten Markt der Nachhaltigkeit acht Vereine, Verbände und Institutionen über Biodiversität.
Das Stück "Die Werkstatt der Schmetterlinge" wird am Freitag, 3. Mai, im Saal des Kulturhauses aufgeführt.
17.04.2024
Kehl
In diesem Frühjahr ist im Kulturhaus Kehl eine interessante Schmetterlingsausstellung zu sehen. Dazu gibt es ein attraktives Begleitprogramm. Am Samstag findet zudem der Markt der Nachhaltigkeit statt.
Die Zahl der Straftaten ist in Kehl um etwa zehn Prozent im vergangenen Jahr gegenüber dem Vorjahr angestiegen, aufgrund exorbitant steigender Zahlen bei den Tankbetrügereien in Kehl. 
17.04.2024
Kehl
Das Polizeirevier Kehl hat am Mittwochnachmittag die Zahlen für die Kriminalstatistik unter anderem für die Stadt Kehl veröffentlicht. In mehreren Deliktfeldern hat die Stadt am Rhein wieder einen Anstieg zu verzeichnen.
Lothar Festerling geht gerne mit Anneliese Hertl im Neubaugebiet Schneeflären spazieren. Im Hintergrund der Neubau des Dr.-Friedrich-Geroldt-Hauses, der noch in diesem Monat bezogen wird.
17.04.2024
Serie Senioren in Kehl (15)
Pflegeheimbewohner werden gut umsorgt, doch die individuelle und persönliche Zuwendung, wie von zu Hause gewohnt, stößt im Heim an ihre Grenzen. Hier leistet die Demenzbetreuung einen wichtigen Beitrag.

Das könnte Sie auch interessieren

- Anzeige -
  • Alles andere als ein Glücksspiel: die Geldanlage in Aktien. Den Beweis dafür tritt azemos in Offenburg seit mehr als 20 Jahren erfolgreich an.
    17.04.2024
    Mit den azemos-Anlagestrategien auf der sicheren Seite
    Die azemos Vermögensmanagement GmbH in Offenburg gewährt einen Einblick in die Arbeit der Analysten und die seit mehr als 20 Jahren erfolgreichen Anlagestrategien für Privat- sowie Geschäftskunden.
  • Auch das Handwerk zeigt bei der Berufsinfomesse (BIM), was es alles kann. Hier wird beispielsweise präsentiert, wie Pflaster fachmännisch verlegt wird. 
    13.04.2024
    432 Aussteller informieren bei der Berufsinfomesse Offenburg
    Die 23. Berufsinfomesse in der Messe Offenburg-Ortenau wird ein Event der Superlative. Am 19. und 20. April präsentieren 432 Aussteller Schulabsolventen und Fortbildungswilligen einen Querschnitt durch die Ortenauer Berufswelt. Rund 24.000 Besucher werden erwartet.
  • Der Frühling steht vor der Tür und die After-Work-Events starten auf dem Quartiersplatz des Offenburger Rée Carrés.
    12.04.2024
    Ab 8. Mai: Zum After Work ins Rée Carré Offenburg
    In gemütlicher Runde chillen, dazu etwas Leckeres essen und den Tag mit einem Drink ausklingen lassen? Das ist bei den After-Work-Events im Rée Carré in Offenburg möglich. Sie finden von Mai bis Oktober jeweils von 17 bis 21 Uhr auf dem Quartiersplatz statt.
  • Mit der Kraft der Sonne bringt das Unternehmen Richard Neumayer in Hausach den Stahl zum Glühen. Einige der Solarmodule befinden sich auf den Produktionshallen.
    09.04.2024
    Richard Neumayer GmbH als Klimaschutz-Pionier ausgezeichnet
    Das Hausacher Unternehmen Richard Neumayer GmbH wurde erneut für seine richtungsweisende Pionierarbeit für mehr Klimaschutz und Nachhaltigkeit ausgezeichnet. Die familiengeführte Stahlschmiede ist "Top Innovator 2024".