Kehl
Instrument mit Vorstrafenregister
Marco Karch
15. November 2011
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Als »Königin der Instrumente«, so bezeichnen etwas pompös Liebhaber die Kirchenorgel. Da steht in bald jeder Kirche in Kehl und Willstätt ein kleines Wunderwerk. Grund, genauer hinzuschauen, etwa in Hohnhurst.
Kehl-Hohnhurst. Woher kommt die Hohnhurster Orgel? Diese Frage hatte Organist Claus Thomas einige Kopfschmerzen bereitet. Bei der Suche nach ihrer Herkunft ist er auf einen Widerspruch gestoßen. »In einem Gutachten steht, dass die Orgel aus Freiburg käme. In einem anderen Gutachten wird ausgeführt, das Instrument hätte vorher in einer Strafanstalt in Bruchsal gestanden«, erzählt Organist Thomas. Mit dem Oberkirchenrat und dem Denkmalpflegeamt hatte der Hohnhurster Organist versucht, den Widerspruch zu dem 1830 gebauten Instrument auszuräumen.
»In den Gemeindebüchern fand ich die Bestätigung über die Anschaffung unserer Orgel, gebraucht aus der Strafanstalt Bruchsal«, sagt Thomas. Auch eine Frachtrechnung existiere,
die die Überführung belege. Nachdem das Instrument 24 Jahre in der Strafanstalt Bruchsal stand, kaufte es die Gemeinde Hohnhurst 1854. Orgelbauer Voit aus Nordbaden vermittelte den Kauf.
Das Instrument verfügt über 290 Pfeifen, fünf Register, ein Manual und vier Oktaven, eine Mixtur. Ein Pedal, eine Oktave gekoppelt mit den Tasten. Organist Thomas spielt das Instrument in der Hohnhuster Kirche schon über 30 Jahre. »Der Orgelsachverständige Bernd Sulzman hat damals in seinem Gutachten 1967 geschrieben, es ist ein Örgelchen«, schmunzelt Thomas. Heute blickt er auf einige schöne Jahre zurück: »Mit unserer Orgel haben wir schon viele wunderbare Singkreise, Christmetten und Konzerte gegeben. Die Orgel ist klein aber oho«. So beschreibt Thomas das auf den ersten Blick zierlich scheinende Instrument auf der Empore der Hohnhurster Kirche. Sie hat keine besonderen Register, die Traktur funktioniert komplett mechanisch.
Das Gehäuse ist cremefarben gestrichen. Mit der Renovierung könne man vollauf zufrieden sein. Die erste Renovierung war 1923, laut Sulzmanns Gutachten. Die zweite war im Jahre 1974/75. Das dritte Mal wurde das Instrument 2005 erneuert. Eine umfassende Restaurierung erhielt die Orgel im Jahr 1990. »Dennoch ist die alte Mechanik dringeblieben«, weiß Thomas. Für die kleine Kirche in Hohnhurst ist das kein Manko. »Für den Gottesdienst- und Kirchenmusikbetrieb sind wir voll zufrieden«, sagt der Organist.
Von der Empore aus erfüllt das Instrument den Kirchenraum mit einem harmonischen Klang. Organist Claus Thomas weiß das zu schätzen: »Die Akustik ist sehr gut, und für die Größe unserer Kirche genau richtig«.
So manch ein Besucher ist von der kleinen Kirche angetan. Der Alt- Oberbürgermeister Kehls, Detlev Prößdorf, zum Beispiel zählte zu den regelmäßigen Besuchern der Kirche. »Herr Prößdorf ist immer gern hier hergekommen«, weiß Thomas.